Working Out Loud – Lernen dank Netzwerk
Irene Willi Kägi
Wie schaffen wir es, in einer komplexen und virtuellen Arbeitswelt, uns selbst in eine gewünschte Richtung zu entwickeln? Die Antwort lautet Working Out Loud (WOL). Diese spezielle Art der Zusammenarbeit und Selbstlernmethode war das Thema des Workhacks@Kalaidos vom 27. Juni 2019 an der Kalaidos Fachhochschule in Zürich. Stefanie Moser, Dozentin und selbständige Unternehmerin, zeigte einer Reihe neugieriger Menschen, wie man sich mit Hilfe (virtueller) Netzwerke in selbstorganisierten WOL Circles einem persönlichen oder beruflichen Ziel innert zwölf Wochen annähern kann.
Stefanie Moser, selbst begeisterte WOL-Anwenderin, verweist auf die Erkenntnis, dass wir erfolgreicher sind, wenn wir mit unterschiedlichsten Menschen an komplexen Fragestellungen arbeiten. WOL ist also nicht nur eine strukturierte Form der Zusammenarbeit. Sie fördert auch eine Lern- und Arbeitskultur, in welcher eigenes Wissen sichtbar gemacht und grosszügig geteilt wird. Nicht zuletzt soll WOL dank der zielgerichteten Verbindungen unseres Netzwerkes unsere Innovationskraft stärken.
Wie funktioniert Working Out Loud?
Die Selbstlernmethode WOL beginnt damit, dass Sie sich ein Ziel setzen. Wollen Sie beispielsweise eine neue Funktion innerhalb des Unternehmens erlangen, sich neue Kompetenzen aneignen oder ein Verhalten verändern? Dann bilden Sie eine kleine Gruppe von vier bis fünf Personen zu einem WOL Circle. Treffen Sie sich dann einmal wöchentlich für eine Stunde über einen Zeitraum von zwölf Wochen – sei es persönlich oder virtuell mit Hilfe von Kollaborationstools oder Videokonferenzlösungen.
Während den zwölf Wochen orientieren Sie sich an einem Leitfaden, dem sogenannten “Circle Guide”. Dabei geht es zum einen darum, kleinere Aufgaben in der Gruppe oder jeder für sich zu lösen. Zum anderen überlegen Sie sich, wer mit Ihrem Ziel in Verbindung stehen könnte. Durch das wöchentliche Treffen führt der von der Gruppe ernannte Moderator, wobei die Moderatorenrolle von Woche zu Woche wechseln kann. Ein designierter Timekeeper achtet auf die Einhaltung der Zeit. Die Gruppenmitglieder unterstützen sich gegenseitig und helfen, wenn Sie nicht weiterkommen. Zudem dienen die unterschiedlichen Perspektiven und Kompetenzen als Quelle der Inspiration.
Übersicht über die zwölf-wöchige „Reise“ von WOL (Grafik: Trans4m, Stefanie Moser)
Welche Arbeits- und Lernkultur ist mit WOL verbunden?
WOL baut auf fünf Grundprinzipien auf, welche das Lernen und Arbeiten in einer komplexen und zunehmend digitalisierten Arbeitswelt erleichtern:
- Grosszügigkeit: Wer grosszügig sein kann und sein Wissen und seine Erfahrungen verschenkt, kriegt auch wieder etwas zurück: Anerkennung und Aufmerksamkeit, Feedback und Antworten.
- Beziehungen pflegen: Wer auf Menschen zugeht, sich für sie interessiert und mit ihnen auseinandersetzt, baut vertrauens- und wertvolle Beziehungen auf. Damit beginnt auch das eigene Netzwerk von selbst zu wachsen.
- Zielorientierung: Ist der Fokus auf das eigene Ziel gerichtet, wird konkret Wirkung erzielt. Das wiederum bringt Erfolg.
- Sichtbarkeit: Wer sein Profil in den sozialen Netzwerken laufend anpasst, arbeitet an seiner Online-Präsenz. Noch wichtiger ist: Wer sein Wissen öffentlich teilt, erhöht seine Wirkung und Reichweite und findet Gleichgesinnte zur Unterstützung.
- Wachstums- und Lernorientierungen: Eine offene, neugierige und wertschätzende Art des Kommunizierens fördert den Dialog auf Augenhöhe. Die Bereitschaft, Feedback anzunehmen, sich selber zu reflektieren und die Komfortzone zu verlassen, schafft eine Reihe von Lernmöglichkeiten und Raum für Wachstum.
Was kann WOL in Organisationen bewirken?
Die Anwendung der WOL-Prinzipien tragen nicht nur dazu bei, Ihre persönlichen Ziele zu erreichen, sondern können echte Veränderungen in einer Organisation bewirken und Veränderungsprozesse unterstützen: Die Kultur wird agiler und gemeinschaftlicher. Dies ist bereits mit den frei verfügbaren WOL Guides möglich. Diese lassen sich nach Bedarf auch den Zielen, Beispielen und der Technologie von Unternehmen anpassen. So kann WOL in Kombination mit bestehenden Programmen wie der Einführung neuer Mitarbeitenden, Talentförderung und Diversity Management oder als eigenständige Massnahme dazu beitragen, die Fähigkeiten zur (digitalen) Zusammenarbeit in Expertennetzwerken weiterzuentwickeln. Wichtig ist dabei immer: WOL ist grundsätzlich freiwillig und von den Mitarbeitenden getrieben. Bosch macht es als eines der ersten Grossunternehmen weltweit vor: Bereits mehr als 1'000 WOL-Teilnehmende sind aus über 40 Ländern vernetzt. Diese arbeiten über Grenzen hinweg zusammen, unterstützen und lernen voneinander. Ebenso setzen Daimler, BMW und Audi auf WOL.
Wie schaffen Sie den Einstieg in WOL?
Der Einstieg in WOL ist nicht immer einfach. So können Sie möglichen Start-Schwierigkeiten begegnen:
- Kommt in Ihrem persönlichen Netzwerk niemand für die Bildung eines WOL Circles in Frage? Dann finden Sie Gleichgesinnte beim WOL Circle Finder.
- Scheint Ihnen das Festlegen von zwölf Terminen mit fünf Personen zu anspruchsvoll? Dann klären Sie unbedingt in der Woche „Null“ Fragen ab wie: Wie gehen wir mit Absenzen um? Wie verbindlich sind wir unterwegs? Wenn Sie bereits in der Woche „Null“ sehen, dass es schwierig wird, brechen Sie allenfalls ab und suchen Sie neue Mitglieder, mit denen eine gemeinsame Terminfindung einfacher ist.
- Bereitet es Ihnen Mühe, mit Fremden über Ihre Ziele zu sprechen? Ein erster "Sprung" ins kalte Wasser, das heisst, ein erstes „In-Kontakt-treten“ ist notwendig. Nutzen Sie WOL ganz gezielt, um beispielsweise Ihre „Introvertiertheit“ zu überwinden. Die Tiefe der Verbindung wählen Sie selber.
Möchten Sie etwas Neues ausprobieren, das Sie persönlich und auch Ihr Unternehmen weiterbringt? Effektiver und innovativer werden? Dann wagen Sie den Versuch und starten Sie einen WOL Circle! Gerne teilen wir in diesem Blog auch Ihre Erfahrungen.
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Quellen und weiterführende Informationen
Bosch Media Service. (2018). Zukunft der Arbeit: Effektiver durch virtuelle Expertennetzwerke.
Der Workhack „Working out Loud“ wurde vom Institut für Wirtschaftspsychologie der Kalaidos FH organisiert.
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CAS FH in New Work & Collaboration
Certificate of Advanced Studies (CAS)