Leadership the Swiss Way (3/5)
Irene Willi Kägi
Gibt es die typische schweizerische Art zu führen? Ist die Schweizer Führung für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet? Erste Antworten darauf bietet eine Zwischenauswertung diverser Forschungsaktivitäten, welche die Kalaidos Fachhochschule zusammen mit der Schweizerischen Kaderorganisation (SKO) anlässlich deren 125-jährigen Jubiläums ausgeführt hat.
Vorab etwas zur Methodik der Untersuchung: In einem ersten Schritt wurden mit 24 Schweizer Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Sport und Bildung Interviews geführt und von der Kalaidos Fachhochschule ausgewertet: zum einen zur schweizerischen Art der Führung (siehe "Leadership the Swiss Way Teil I") und zum anderen, wie Schweizer Führung auch in Zukunft erfolgreich sein kann (siehe "Leadership the Swiss Way Teil II"). In einem zweiten Schritt folgte eine Online-Umfrage, in welcher die Ansichten der 24 Persönlichkeiten zur Diskussion gestellt wurden. Die Umfrage dauert noch an.
Es gibt eine Schweizer Führungskultur
Die Auswertung der Video-Interviews und die Zwischenresultate der Online-Befragung zeigen deutlich: Es gibt zwar keinen typischen Schweizer Führungsstil, doch zeichnen sich die Führungskräfte in der Schweiz durch viele typisch schweizerische Eigenheiten aus, die sich von Führungskräften anderer Länder unterscheiden.
Die Rückmeldungen zu den Zitaten der Führungspersönlichkeiten (siehe Abbildung) bestätigen: Die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft sind geprägt von einem demokratischen Verständnis und der Zusammenarbeit auf der Basis von Vertrauen: „Man begegnet sich nicht autoritär, sondern gemeinschaftsorientiert und wertschätzend.“. Dies zeigt sich auch an der hohen Zustimmung zur Aussage, dass „traditionelle Werte wie Kollegialprinzip und Konkordanz auf der Führungsebene ganz entscheidend sind.“
Grosse Übereinstimmung herrscht bei den Führungspersönlichkeiten und Umfrageteilnehmenden auch bezüglich der Frage, was in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird: Es gilt, den Mitarbeitenden mehr Sinn zu bieten, Verantwortung zu übergeben und jene zu fördern, die bereit sind, ein Risiko einzugehen.
Uneinig sind sich die Befragten, ob die Schweiz es verpasst hat, auf die Digitalisierungswelle aufzuspringen und es viel innovativere Gesellschaften und Staaten gibt. Die Frage stellt sich hier zurecht: Reicht die vielbesagte Schweizer Innovationskraft aus, um in der heutigen, sich schnell wandelnden Welt konkurrenzfähig zu bleiben oder braucht es zukünftig mehr, um mit anderen Staaten mitzuhalten?
Zustimmung zu Aussagen aus Leadership-Interviews (Abbildung: Kalaidos Fachhochschule)
Was bedeuten diese Ergebnisse aus Sicht der heute tätigen Arbeitnehmenden? Was müssen ihre Vorgesetzten leisten?
Die Zwischenergebnisse der Umfrage legen nahe, dass Führungskräfte für Orientierung, herausfordernde und sinnstiftende Aufgaben, gute Arbeitsbedingungen sowie ein motivierendes Teamklima sorgen müssen. Die Digitalisierung ermöglicht mancherorts das selbstbestimmte Arbeiten unabhängig von Ort und Zeit. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung führt dies vermehrt zu virtuellen Teams, wobei gerade in diesen der Bedarf nach gemeinsamen Werten und wertschätzender Kommunikation von hoher Bedeutung ist. Wichtig ist ebenfalls, dass Führungskräfte Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden entwickeln und Verantwortung abgeben können. Nicht zuletzt wird es für die Zukunft entscheidend sein, den Wandel in Richtung Agilität zu schaffen und bei Bedarf auch entsprechende Risiken einzugehen.
Weitere Resultate der Zwischenauswertung erfahren Sie im vierten Beitrag der Blogserie „Leadership the Swiss Way“: Was sind typische Schweizer Werte im Zusammenhang mit Führungsarbeit, und was nicht? Was braucht die Schweizer Führung, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu begegnen?
Lesen Sie auch:
Leadership the Swiss Way – Teil 1
Leadership the Swiss Way – Teil 2
Leadership the Swiss Way – Teil 4
Leadership the Swiss Way – Teil 5
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