Online-Coaching: Face-to-Face-Kommunikation via Tablet Online-Coaching: Face-to-Face-Kommunikation via Tablet
Online-Coaching via Tablet (Symbolbild)

Digitalisierung fordert heraus. Neue Arbeitsaufgaben, neue Arbeitsbeziehungen, neue Arbeitskulturen, auch neue Arbeitskonflikte entstehen. Was hat digitale Transformation mit Online-Coaching zu tun? 

Online-Coaching ist im Wachstum. Die Skepsis gegenüber diesem Beratungsformat verringert sich, der Bedarf steigt. Die Vorteile wie Ortsunabhängigkeit, Zeit- und Kosteneinsparung überzeugen. Forschungsergebnisse legitimieren das Format (Hasenbein, 2018). Online-Coaching versteht sich als erweiterndes Coaching-Format und nicht als Ersatz für klassisches Präsenz-Coaching. So wie der digitale Wandel neue Bedürfnisse und neue Inhalte für Coachinganlässe erzeugt, so erzeugen diese Bedürfnisse auch neue Formate. Online-Coaches müssen technisches Know-how mitbringen und methodisch durch neue Themen oder alte Themen neu führen. Das erfordert neue Kompetenzen, um den virtuellen Raum mit der notwendigen Empathie professionell zu meistern (Kreuser, 2018).

Online-Coaching als digitales Beratungsformat

Online-Coaching, digitales Coaching, E-Coaching, Distance Coaching und virtuelles Coaching sind Begriffe, die teilweise identisch gebraucht werden. In diesem Beitrag wird der Begriff „Online-Coaching“ verwendet. Dieser umfasst die Tätigkeit des Coaches, mit digitalen Medien durch den Coachingprozess zu führen. Je nach Methodeneinsatz können professionelle Coaching-Plattformen oder auch Chatsysteme wie Zoom oder Skype eingesetzt werden. Vorab wird jeweils verabredet, ob das Gespräch mit oder ohne Video durchgeführt wird. Ein Coaching kann auch schriftlich (und somit zeitversetzt) oder über das Telefon erfolgen. Jeder Online-Coach muss entscheiden, welchen Kanal er für den jeweiligen Coachinganlass als geeignet sieht, ob videounterstütztes Format im Face-to-Face-Modus, E-Mail, Chat oder eines der online-basierten Coaching-Tools.

Immer mehr Fach- und Führungskräfte, UnternehmerInnen und Unternehmen nehmen das Beratungsformat mit oder ohne Kombination mit Präsenzsitzung in Anspruch. Zunehmend entwickelt sich dieses Format auch für Life-Coaching. Forschungen belegen, dass Online-Coachings mit einer klar definierten Zielerreichung einen hohen Zufriedenheitswert haben (Hasenbein, 2018).

Digitale Transformation bewegt – auch im Denken

Online-Coaching wäre ohne die digitalen Technologien nicht denkbar. Die digitalen Technologien und Techniken (System- und Software-Engineering, Datenanalyse, Cloud Computing, Datenschutz und Big Data) sind einerseits Ursache für die digitale Transformation und andererseits entwickeln sie sich selbst zu neuen Produkten und Dienstleistungen. Beispielsweise entstehen immer mehr digitale Mittel zur Informationsbeschaffung oder Kommunikation – sei es in Form von Chatbots oder virtuellen Assistenten. Deren zunehmende Nutzung wird zwangsläufig das Denken, die Beziehungen, den Umgang sowohl im Zwischenmenschlichen als auch zwischen Mensch und Maschine bzw. Dingen beeinflussen. Sie bedingt nicht nur eine Transformation im Denken (Hofert, 2018), sondern auch die Einsicht und Haltung, dass digitale Transformation geschehen darf (Schuldt, 2018).

Digitale Transformation beeinflusst Coaching-Format und -Themen

Durch die digitale Transformation entstehen nicht nur neue Produkte und Dienstleistungen, sondern auch neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten. Neue Arbeitsplätze werden geschaffen und alte fallen weg. Neue Fähigkeiten werden benötigt, neue Kompetenzen sind aufzubauen. Flexibilität und Lernbereitschaft werden zu notwendigen Skills. Kommunikation spielt eine wesentliche, wenn nicht DIE Rolle. Auch Coaching ist davon betroffen. Wenn sich Arbeit und Arbeitskulturen durch digitale Technologien verändern, entstehen neue Coachinganlässe und neue Anforderungen an die Durchführung. Themen wie Selbstorganisation und Selbststeuerung, Digital Leadership sind gefragt. Ob das Coaching im Beratungsraum oder online oder im Mischformat stattfindet, wird in Abhängigkeit von Thema, Ziel und Zeitbudget des Coachees liegen.

Online-Coaching begleitet die digitale Transformation

Die zunehmende Anzahl von Studien, Publikationen und Kongressen zum digitalen Beratungsformat, auch die Einführung als Studienfach an Bildungseinrichtungen, können als Beweis für die fortschreitende Akzeptanz von Online-Coaching dienen. Auch das Vertrauen gegenüber diesem Beratungsformat, welches unbedingt vorausgesetzt werden muss (Siegrist, 2006), nimmt mit der Akzeptanz zu. Die zögerliche Haltung der Coaches, die sich in der Coaching-Umfrage von Middendorf im Jahr 2016 zeigte, wird mit zunehmendem Interesse und der Einsicht, dass die digitale Transformation auch in den Coachingmarkt Einzug halten muss, weichen. Unternehmern, Führungskräften und ihren (auch im Ausland tätigen) Mitarbeitenden kommt Online-Coaching sehr entgegen, da es ortsunabhängig und zeitlich flexibel möglich ist. Sitzungen können dadurch mit geringerem Aufwand für beide Seiten und verstärkt personalisiert durchgeführt werden. Neue Themen und neue technische Entwicklungen werden den Online-Coachingmarkt in Zukunft weiter herausfordern. Der Bedarf an Entwicklungsbegleitung und Reflexion wird steigen und für die neuen Themen neue Formen verlangen. Professionelles Coaching wird bedeutsamer, professionelles Online-Coaching umso mehr.

Lesen Sie auch den zweiten Teil dieses Blogbeitrages: Online-Coaching in der Führungspraxis

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Quellen

Hasenbein, M. (2018). Coaching in der digitalen Gesellschaft – Digitale-Formate für eine virtuelle und agile Führungskultur. In Heller, Jutta & Triebel, Claas u.a. (Hrsg.). Digitale Medien im Coaching. Grundlagen und Praxiswissen zu Coaching-Plattformen und digitalen Coaching-Formaten (S. 141-149). Berlin: Springer.

Hofert, S. (2018). Das agile Mindset. Mitarbeiter entwickeln, Zukunft der Arbeit gestalten. Wiesbaden: Springer Gabler.

Kreuser, Karl (2018). IT statt Empathie. In Heller, Jutta & Triebel, Claas u.a. (Hrsg.). Digitale Medien im Coaching. Grundlagen und Praxiswissen zu Coaching-Plattformen und digitalen Coaching-Formaten (S. 185-196). Berlin:Springer.

Middendorf, J. (2016). 14. Coaching-Umfrage Deutschland 2015/2016. Büro für Coaching und Organisationsberatung.

Schuldt, Christian (2016). Digitale Erleuchtung: Von Verblendung zu Erkenntnis. In Digitale Erleuchtung. Alles wird gut. Trendstudie (S. 7-17). Frankfurt: Zukunftsinstitut.

Siegrist, Renzo (2006). Online Coaching, In Lippmann, E. (Hrsg.). Coaching, Angewandte Psychologie für die Beratungspraxis (S. 304-314). Berlin: Springer.

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