Mann streckt sich auf blühender Wiese Mann streckt sich auf blühender Wiese
Aufblühen nach einem Stellenverlust (Symbolbild)

Was braucht es, damit Menschen aufblühen und sich von Rückschlägen wie beispielsweise einem Jobverlust nicht unterkriegen lassen? Diese Frage hat mich in meiner Masterarbeit im Studiengang MAS FH in Personal- und Organisationsentwicklung beschäftigt. Als Antwort darauf möchte ich in diesem zweiten Beitrag meiner Blogserie „Die Positive Psychologie in der Outplacementberatung“ zwei Modelle vorstellen, die eine erfolgreiche Stellensuche unterstützen können.

Wodurch das Aufblühen nach einem Stellenverlust unterstützt wird – das PERMA-Modell

„Flourishing“ – übersetzt „Aufblühen“ - gilt als eines der zentralen Konzepte der Positiven Psychologie und beschreibt den Prozess des Wachstums, der psychischen Entwicklung und Entfaltung des Menschen. Wohlbefinden beruht demnach auf fünf Säulen, deren englische Anfangsbuchstaben das Akronym PERMA ergeben. Das PERMA-Modell (Abb. 1) nach Martin Seligman, Mitbegründer der Positiven Psychologie, macht deutlich, an welchen Aspekten nach einer Kündigung (vgl. Blogbeitrag 1 „Wie Kündigungen auf Betroffene wirken“) gearbeitet werden muss, um Wohlbefinden und Aufblühen zu ermöglichen:
PERMA-Modell

PERMA-Modell nach Seligman (Abb. 1)

Positive Emotions: Positive Emotionen sind essentiell, um sich potentiellen Arbeitgebenden aussichtsreich präsentieren zu können. Fehlen diese positiven Emotionen, werden beispielsweise Motivationsschreiben weniger ansprechend geschrieben oder Vorstellungsgespräche verlaufen weniger wirksam.

Engagement: Die Einsatzbereitschaft von Menschen wird gerade durch einen Stellenverlust geringer – obwohl dieses bei der Herausforderung, eine neue Stelle zu finden besonders gefragt ist. Laut Seligman ist es für den Menschen wichtig, die eigenen grössten Stärken zu erkennen, sie anzuwenden und sich mit Engagement zielgerichtet für eine Aufgabe einzusetzen, damit dieser „aufblühen“ kann. Menschlicher Erfolg und Engagement wird verstärkt durch den Einsatz der eigenen Stärken.

Relationships: Durch einen Stellenverlust verlieren die Betroffenen Arbeitsbeziehungen. Die Scham über den Stellenverlust lässt Menschen sich zusätzlich zurückziehen. Beziehungen zu Menschen gelten in der Positiven Psychologie als ein wesentlicher Aspekt, weil vieles von dem, was der Mensch positiv bewertet, nur im Zusammenhang mit anderen Menschen möglich ist. Positive Kontakte dienen als ein gutes Gegenmittel gegen negative Gedanken.

Meaning: Seligman zufolge unterstützt Sinnhaftigkeit das Aufblühen und Wohlbefinden des Menschen. Arbeit oder auch die Stellesuche wird oftmals als „lästige Pflicht“ betrachtet, wobei damit das Prinzip des „Flourishing“ verloren geht. Mit der Bewertung der Arbeit als Berufung bekommt die Arbeit Sinn. Mit dieser Einstellung arbeiten Menschen tendenziell sehr intensiv, ausdauernd und mit hohem Engagement und erfahren dadurch hohe Befriedigung.

Accomplishment: Bei einem Stellenverlust gehen ehemals gesetzte Ziele – ausser dem Ziel, eine Stelle zu finden – schnell verloren. Zielerreichung ist eine Säule des PERMA-Modells und gemäss Seligman nötig, um sich als wirksam zu erleben. Grundsätzlich beeinflussen Ziele das Denken und Fühlen, geben dem Leben Struktur und Richtung (Blickhan, 2015) und tragen damit dazu bei, das Leben als sinnvoll zu erachten. Ziele, die langfristig glücklich machen, sind Ziele, die den persönlichen Einsatz bezüglich der eigenen Kompetenzen und eigener Stärken bedürfen. Entsprechend sollte auch in der Stellensuche auf den Einsatz der eigenen Stärken in der Umsetzung der Ziele geachtet werden.

Die Broaden-and-Build-Theorie – Wie positive Emotionen die Wahrnehmung erweitern und Ressourcen aufbauen

Basierend auf der ersten Säule des PERMA-Modells beschreibt die Broaden-and-Build-Theorie nach Fredrickson, wie positive Emotionen die Wahrnehmung des Menschen erweitern (broaden) und dadurch dessen Ressourcen aufgebaut werden (build) (Abb 2.). Diese „Erweiterungs- und Aufbau-Theorie“ geht davon aus, dass positive Emotionen das Bewusstsein und den Horizont eines Menschen erweitern, zu neuen Wahrnehmungen ermuntern und einen grösseren Denk- und Handlungsspielraum ermöglichen. Dies wiederum steigert die geistige Flexibilität, Kreativität und Resilienz (Fredrickson, 2011).

Broaden-and-Build-Theorie
Broaden-and-Build-Theorie, in Anlehnung an Creusen & Eschemann (Abb. 2)

Wer positiv gestimmt ist, ist offener, lernt mehr und kann darauf weiter aufbauen. Durch diese positive Grundhaltung wird eine Vielzahl von positiven Erfahrungen gemacht, was wiederum zu einer Steigerung der positiven Emotionen führt. Förderlich für eine positive Grundhaltung ist nach Fredrickson ein Verhältnis von positiven zu negativen Emotionen von mindestens 3:1.

Wie in einer Outplacement- oder Laufbahnberatung mithilfe des Modells von Seligman und der Broaden-and Build-Theorie eine Aufwärtsspirale positiver Emotionen in Gang gesetzt werden kann und sich damit Erfolge bei der Stellensuche einstellen können, beschreibt der dritte Teil des Beitrags.

Quellen und weiterführende Literatur

Blickhan, D. (2015). Positive Psychologie: ein Handbuch für die Praxis. Paderborn: Junfermann Verlag.

Creusen, U. & Eschemann, N.-R. (2012). Motivation messen und fördern: wie Mitarbeiter über sich hinauswachsen. Zürich: Orell Füssli.

Fredrickson, B. L. (2011). Die Macht der guten Gefühle: wie eine positive Haltung ihr Leben dauerhaft verändert. Frankfurt: Campus-Verlag.

Seligman, M. (2014). Flourish - wie Menschen aufblühen: die positive Psychologie des gelingenden Lebens (2. Aufl). München: Kösel.

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