Frau im Home-Office Frau im Home-Office
Arbeitnehmende im Home-Office (Symbolbild)

Während aktuelle Studien belegen, dass Home-Office zunehmend praktiziert wird, existiert bereits eine Gegenbewegung, welche das Arbeiten in den Unternehmen - sofern diese kreative, inspirierende Umgebungen bieten - bevorzugt. Breitflächig durchgesetzt haben sich Home-Office und andere Formen von Telearbeit noch nicht, wohl auch weil es noch nicht klar ist, ob sie unter dem Strich mehr nützen oder schaden. Eine Metastudie zu Telearbeit konnte zwar positive Effekte stützen, diese sind jedoch gering ausgefallen (Harker et al., 2012). Und so bekunden auch Organisationen wie Mitarbeitende, dass Home-Office die soziale Isolation begünstigt, die Zusammenarbeit erschwert und die Produktivität senkt.

Ob die Nachteile von Home-Office die Vorteile überwiegen? Entscheiden Sie selbst. Dieser Beitrag soll HR-Abteilungen, Führungskräfte und Mitarbeitende anregen, sich mit dieser Fragestellung auseinanderzusetzen. 

Trend zu mobiler Internetnutzung und Home-Office

Der Anteil an Personen, die nicht mehr an das physische Büro des Arbeitgebers gebunden sind, nimmt stetig zu. Neun von zehn Schweizern nutzen gemäss des Media Use Index 2016 das Internet immer und überall mobil, während dies 2010 nur jeder Vierte tat. Obwohl heutzutage „nur“ 28 Prozent der Schweizer Erwerbstätigen laut einer Deloitte-Studie einen halben Tag von zuhause aus arbeiten, möchte ein knapper Drittel der Beschäftigen, die kein Home-Office machen, dies in Zukunft gerne tun. Hinzu kommt, dass 85 Prozent der Home-Office-Worker zukünftig mehr oder mindestens gleich viel von zuhause aus arbeiten möchten.

Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmende

Die Vorteile von Home-Office für Arbeitgeber wie Arbeitnehmende liegen auf der Hand. Einerseits lassen sich Arbeitsplätze und Büroflächen effizienter nutzen und dadurch Kosten für Fläche, Büromöbel und –material einsparen. Andererseits verspricht die Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten, produktivere und zufriedenere Mitarbeitende: Das Pendeln fällt aus, Ablenkungen durch Kolleginnen und Kollegen sowie andere Störfaktoren sind geringer. Es lässt sich in Ruhe und selbstbestimmt arbeiten. Nicht zuletzt kann es die Arbeitgeber-Attraktivität steigern, Heimarbeit als Arbeitsform zu gestatten.

Was gegen Home-Office spricht

Allerdings hat Home-Office auch Schattenseiten: Nicht jede Tätigkeit lässt sich ausserhalb des Büros erledigen und es ist nicht jedermanns Sache, selbstorganisiert und diszipliniert zu arbeiten. Kinder und private Verpflichtungen sind mögliche Quellen für Ablenkungen von der Arbeit, häufig hapert es im heimischen Büro mit dem Arbeitsschutz. Die physische Distanz zum üblichen Arbeitsort könnte zudem bewirken, dass Home-Office-Worker zu wenig von der Führung bzw. von Kolleginnen und Kollegen wahrgenommen werden sowie der spontane Austausch leidet. So gehört es auch zu den Herausforderungen für HR-Verantwortliche, Führungskräfte einzusetzen, die „Führung auf Distanz“ zu ihren Stärken zählen. Ebenso gilt es für den Arbeitgeber wie Arbeitsnehmende, Home-Office aus steuerrechtlicher Sicht zu beurteilen.

Attraktive Arbeitsplätze als Alternative?

Viele grosse Unternehmen wie Google, Apple oder Credit Suisse setzen als Ergänzung zu Home-Office und anderen flexiblen Arbeitsformen (wie z.B. Shared Office Spaces) auf attraktive Arbeitsplätze mit speziellen Zonen für den gezielten Rückzug, kreative Projektsitzungen oder den spontanen Gedankenaustausch. Dies mit der Absicht, nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden sondern auch die persönliche Zusammenarbeit und damit die Kreativität und Innovationsfähigkeit zu fördern.

Die neuen Arbeitsformen bedeuten nicht, dass Home-Office nach seinem Boom schon wieder zum Auslaufmodell wird. Welche Arbeitsform geeignet ist - sei es Home-Office, Arbeiten im Büro oder eine Kombination von verschiedenen flexiblen Arbeitsformen - sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmende jeweils individuell vereinbaren, je nach Art der Arbeit und Bedürfnissen des Arbeitnehmenden. Durch regelmässiges gegenseitiges Feedback zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden können Arbeitsformen angepasst werden und damit zum Arbeitserfolg beitragen.

Quellen und weiterführende Informationen

Deloitte-Studie: Der Arbeitsplatz der Zukunft: Wie digitale Technologie und Sharing Economy die Schweizer Arbeitswelt verändern, 2016.

Harker Martin, B., & MacDonnell, R. (2012). Is telework effective for organizations? A meta-analysis of empirical research on perceptions of telework and organizational outcomes. Management Research Review, 35(7), 602-616.

Media Use Index 2016 (http://www.media-use-index.ch/mui.aspx)

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