Strassenschild: Chance und Krise Strassenschild: Chance und Krise
Die Stärkung des Selbstvertrauens kann den Erfolg bei der Stellensuche erhöhen (Symbolbild).

In einer neuen Studie wurde herausgefunden, dass eine kurze Reflexionsübung zur Stärkung des Selbstvertrauens den Erfolg bei der Stellensuche erhöht. Unter den Forschenden dieser Studie befindet sich auch ein Mitglied der Forschungsabteilung der Kalaidos Fachhochschule, Noémi Nagy. Im Interview mit Teammitglied Lea Schlenker erklären sie und Studienautor Julian Pfrombeck, was es mit den Forschungsergebnissen auf sich hat und wie sie bei ihrem Experiment vorgegangen sind. 

Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? 
Die Idee für die Studie kam aus der Literatur und der Faszination über die Wirksamkeit von Selbstaffirmationsinterventionen im Bildungsbereich. Interventionen und experimentelle Studien zur Wirkung von Selbstaffirmationen wurden im schulischen Kontext bereits seit den 80-er Jahren durchgeführt. Wir fragten uns, ob diese Konzepte auch im Arbeitskontext wirksam und nützlich sein könnten. 

Kannst du den Ablauf des Experimentes noch etwas erläutern? 
Wir haben zwei Feldexperimente durchgeführt, eines online (Studie 1) und eines in Zusammenarbeit mit dem RAV (Studie 2). Die Teilnehmer wurden zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt, entweder einer Selbstaffirmationsgruppe oder einer Kontrollgruppe. Die Selbstaffirmationsgruppe führte eine Selbstaffirmationsübung durch, bei der sie ihre wichtigsten persönlichen Werte reflektierten. Die Kontrollgruppe führte eine andere Schreibaufgabe durch. Die Teilnehmenden wurden dann in Bezug auf verschiedene Arbeitsplatzsuch-Ergebnisse überwacht, wie die Wahrscheinlichkeit und Geschwindigkeit der Wiedereinstellung und die Anzahl der Jobangebote, die sie erhielten.

Wie erklärt ihr euer Ergebnis theoretisch? 
Die theoretische Erklärung basiert auf der Selbstaffirmationstheorie. Selbstaffirmation durch die Reflexion persönlicher Werte kann die Selbstintegrität stärken und Menschen dabei helfen, mit Bedrohungen besser umzugehen. Dies kann positive Auswirkungen auf die Jobsuche haben, indem es die Motivation steigert und den Fokus von Bedrohungen ablenkt.

Was passiert jetzt? Die Ergebnisse haben ja grosse Praxisrelevanz. 
Im Moment ist noch unklar, ob beispielsweise das RAV Massnahmen aufgrund der Ergebnisse ergreift. Unsere Studie zeigt jedoch, dass die Selbstaffirmationsübung als äusserst kostengünstige und skalierbare Intervention für Jobsuchende wirksam sein kann und daher potenziell von Interesse für Organisationen und Arbeitsvermittlungszentren ist.

Wie könnten die Ergebnisse dieser Studie in der Praxis angewendet werden? 
Die Ergebnisse dieser Studie könnten in der Praxis auf verschiedene Weisen angewendet werden. Zum Beispiel könnten Arbeitsvermittlungszentren oder Unternehmen Selbstaffirmationsübungen in ihre Programme zur Unterstützung von Jobsuchenden integrieren. Die Selbstreflexion kann eine sinnvolle Ergänzung sein zu Schulungen oder Workshops, die darauf abgestimmt sind Menschen bei der Arbeitssuche zu helfen. Es geht nicht nur darum, zu wissen wie man sich bewirbt – was Schulungen und Workshops oft vermitteln – sondern es ist auch wichtig, an sich zu glauben. Die Selbstaffirmationsübung kann helfen, den Glauben an sich selbst zu stärken.

Hast du Empfehlungen für Einzelpersonen, die Selbstaffirmation in ihrem eigenen Leben anwenden möchten? 
Die Forschung zu Selbstaffirmation deutet daraufhin, dass die Reflexionsübung in kritischen, oft sehr schwierigen Situationen hilfreich sein kann, um mit den erlebten Herausforderungen umzugehen. Wenn Menschen also Stress und Unsicherheit erleben, könnte es helfen, zu reflektieren, was einem persönlich wichtig ist und welche Werte man schätzt. Dies kann in Form von Tagebuchschreiben, einem Brief an sich selbst, oder einfach einer gedanklichen Reflexion geschehen. 

Zur Studie

Pfrombeck, J., Galinsky, A., Nagy, N., North, M., Brockner, J., & Grote, G. (2023). Self-affirmation increases reemployment success for the unemployed, The Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) 2023, 120(0), doi:10.1073/pnas.2301532120

Autor/in
Noemi Nagy

Prof. Dr. Noémi Nagy

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Autor/in
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