(Höchste) Zeit für Personal Re-Branding?
Daniel Sager
Es liegt in der Natur des Vergänglichen, dass auch Personal Branding Lebenszyklen unterworfen ist. Nun, wie gelingt die erfolgreiche Handhabung der auf- und absteigenden Phasen? Das Geheimnis besteht aus vorausschauendem Wahrnehmen des Wandels einer Personal Brand und dem richtigen Zeitpunkt für eine Anpassung. Die Erfolgsfaktoren lassen sich auf der Basis der Sigmoidkurve darstellen (vgl. Abbildung 1).
Die Sigmoidkurve
Der Begriff der Sigmoidkurve wurde von Charles Handy geprägt (vgl. Handy, 1995, S. 54). Die Kurve ist ein Ausdruck des Erfolgs im Laufe der Zeit, wie auch immer Sie den Erfolg aus Ihrer Sicht messen. Um in der eigenen beruflichen Entwicklung zu wachsen, empfiehlt er, den Punkt auf seinem derzeitigen (Marken-)Lebenszyklus festzulegen und proaktiv Veränderungen zu planen und umzusetzen. Nämlich dann, wenn die Situation einen noch zufrieden stellt; anstatt darauf zu warten, dass äussere Umstände den Wandel erzwingen. Dabei ist der Zeitpunkt entscheidend: Wenn man zu früh im Zyklus handelt, gehen die Früchte des aktuellen Lebenszyklus verloren. Bei zu spätem Handeln befindet man sich bereits in der Abwärtskurve, was sich nicht mehr rückgängig machen lässt.
Phasen im Lebenszyklus einer Personal Brand
In Anlehnung an einen Produktlebenszyklus (vgl. Bruhn, 2004), bestehen im Lebenszyklus einer Personal Brand fünf Phasen: Definition, Aufbau, Wachstum, Reife und Niedergang (vgl. Abbildung 2). In der Folge werden diese Phasen erläutert:
- Definition: Zu Beginn findet eine Auseinandersetzung mit der aktuellen Marke statt. Es geht darum, die relevanten Aspekte einer Personenmarke zu analysieren und zu definieren. Mit der vom Autor entwickelten SHAPE-Systematik geht das beispielsweise in 30 Tagen. Nacheinander werden die fünf wichtigsten Aspekte einer Personal Brand definiert: Strategie, Herkunft, Antrieb, Profil und Engagement.
- Aufbau: Die Phase des Aufbaus ist oft durch harte Arbeit, eine steile Lernkurve und wenig Belohnung gekennzeichnet. Sie wirkt wie ein Filter: Wer ungeduldig ist und sofortigen Erfolg sucht, hat es schwierig. Diese Zeit lässt sich mit der Aussaat und der Pflege eines Feldes vergleichen. Zunächst gibt es keine Anzeichen von Wachstum aber unter der Oberfläche entwickeln sich die Samen und wachsen. Das Wachstum in dieser Zeit lässt sich nicht dadurch beschleunigen, indem man an den jungen Pflanzen zieht. Sondern nur damit, dass man die Umweltbedigungen förderlich gestaltet und etwa ausreichend Wasser giesst, Dünger einsetzt oder die Saat gegen Vögel schützt.
- Wachstum: In der Phase des Wachstums sinkt die Lernkurve. Man kennt die Aufgaben, hat eine gewisse Routine und findet heraus, wie man erfolgreich sein kann. Dabei nimmt der Erfolg mit zunehmender Geschwindigkeit zu.
- Reife: In dieser Phase wächst der Erfolg noch, aber mit abnehmender Geschwindigkeit. Nun hat man das Potenzial seiner Marke voll ausgeschöpft und ist auf einem Plateau angekommen. Dies bedeutet, dass man seine Aufgaben und die damit verbundenen Anforderungen in- und auswendig kennt und voll erfüllt. Die Aufgabe bietet keine oder nur noch geringe Lernchancen und Herausforderungen.
- Niedergang: Die Kurve endet im Niedergang. Jetzt tauchen erstmals negative Feedbacks von der Umwelt auf. Man wird also von Aussen erst dann gewarnt, wenn der Niedergang nicht mehr zu vermeiden ist. Es erstaunt deshalb nicht, dass Menschen in dieser Phase deprimiert werden, wenn sie ihren Transformationsprozess bis hier hin aufgeschoben haben (vgl. Handy, 1995, S. 56).
Signifikate Punkte im Lebenszyklus einer Personal Brand
Im Lebenszyklus einer Personal Brand können fünf signifikante Punkte identifiziert werden: Break-even, smartes Re-Branding, Sigmoid-Sprung, letzte Chance und aktueller Standort. (vgl. Abbildung 3). In der Folge werden diese Punkte erläutert:
- Break-even: Ab diesem Punkt beginnt sich die neue Marke auszuzahlen. Das ist zugleich der Beginn der Wachstumsphase. In der Praxis kann dies beispielsweise mit dem Beenden einer Einführungszeit bei einem neuen Job sein sein.
- Smartes Re-Branding: Das ist der ideale Zeitpunkt, um mit einer neuen Kurve zu beginnen bzw. ein smartes Re-Branding einzuleiten. Zu diesem Zeitpunkt sind in der Regel die zeitlichen und finanziellen Ressourcen vorhanden, um mit einer neuen Kurve zu starten und über die anfängliche Aufbauphase hinwegzukommen – bevor die erste Kurve abzuflauen beginnt. Bei der neuen Kurve könnte es sich um eine Neugestaltung einer Tätigkeit, um einen neuen Job oder einen Arbeitgeberwechsel handeln.
- Sigmoid-Sprung: Wenn der Erfolg der aktuellen Marke nachlässt, springt man zu gegebener Zeit von der aktuellen Kurve ab und landet auf dem Boden der neuen Kurve. Der Trick beim Sigmoid-Sprung liegt im Timing, da sich dieses Verhalten kontraintuitiv anfühlt. Denn dieser Weg führt durch eine Paradoxie: Wer will schon eine Veränderung, während die gegenwärtige Situation noch intakt ist?
- Letzte Chance: Ab hier haben wir ernsthafte Leistungsprobleme und erleben schon den Schmerz des unvermeidlichen Niedergangs. Die wahre Energie für eine Veränderung stellt sich oft erst ein, wenn man dem Ungemach bereits ins Auge blickt. An diesem Punkt erfordert es aber schon beträchtliche Anstrengungen für ein Re-Branding, um sich dorthin zu manövrieren, wo man auf der zweiten Kurve bereits sein sollte. In der Praxis findet eine Entlassung typischerweise zu diesem Zeitpunkt statt (vgl. Handy, 1995, S.56).
- Aktueller Standort: Um herauszufinden, wo man auf der ersten Kurve steht, kann man seine Kurve aufzeichnen und den gegenwärtigen Stand durch ein X kennzeichnen (vgl. Handy, 1995, S. 58). Handys Erfahrung nach befinden sich die Menschen immer näher beim Niedergang, als dass sie zugeben.
Die Übergangszone im Lebenszyklus einer Personal Brand
Die Übergangszone im Lebenszyklus einer Personal Brand befindet sich unterhalb des höchsten Punktes auf der Kurve (vgl. Abbildung 4). Sie geht einher mit Unsicherheit und Verwirrung. Denn in dieser Zone befinden sich zwei Entwicklungen im Wettstreit um die Zukunft bzw. koexistieren zwei Kurven und beanspruchen gleichzeitig Kraft. Die Herausforderung besteht darin, dass wir darum kämpfen, was in der Vergangenheit besonders gut gewesen war, beizubehalten, während wir mit einer neuen Kurve experimentieren.
Eine wesentliche Schwierigkeit betrifft das Loslassen der Vergangenheit. Ist man emotional zu stark mit Vergangenem verbunden, ist es schwierig, sich schliesslich anders zu verhalten. Man klammert sich unter Umständen an etwas, bis es zu spät ist (vgl. Handy, 1995, S. 60).
Viele leben in der Übergangszone und fürchten, die erste Kurve könnte zu Ende sein, bevor die zweite beginnt (vgl. Handy, 1995, S. 58). In dieser anspruchsvollen Zeit ist besondere Unterstützung hilfreich, zum Beispiel in Form von Weiterbildung, Entlastung, Beratung oder freundschaftlicher Begleitung und Coaching im persönlichen Bereich oder eines Laufbahncoaches in Firmen (vgl. Kälin, K., Michel-Alder, E. & Schmid-Keller, S., 1998, S. 144).
Mit smartem Personal Re-Branding von einem Zyklus zum nächsten surfen
Ein grosser Teil eines erfolgreichen (Marken-)Lebens besteht darin zu wissen, wann man einen neuen Lebenszyklus starten sollte und wann es Zeit ist, vom aktuellen Zyklus auf den nächsten zu wechseln. Es gilt, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann man seine Marke weiterentwickeln sollte, wann man durchhalten muss und wann man wechseln kann.
Smartes Personal Re-Branding zu praktizieren bedeutet, dass man den Zeitpunkt für den Wechsel verinnerlicht hat und von einem Zyklus zum anderen surft, wenn die Zeit passend ist (vgl. Abbildung 5). So wird erreicht, die Phase des Niedergangs zu umgehen und den Erfolg seiner Marke stetig zu steigern.
Fazit
Idealerweise zeigt ein smartes (Marken-)Leben eine Abfolge immer weiterer Zyklen, die begonnen werden, noch bevor der aktuelle Zyklus abklingt. Dafür benötigen wir...
den Weitblick, mit Veränderungen zu beginnen, auch wenn es noch nicht offensichtlich ist, dass sie notwendig sind.
das Durchhaltevermögen, um auch die anfänglichen Schwierigkeiten vor dem Anstieg einer neuen Kurve zu überdauern.
genug Zuversicht, um mit dem aktuellen Zyklus leben zu können, während der Zweite bereits in Entwicklung steht.
eine Portion Mut, um von einem Zyklus zum nächsten zu wechseln, wenn die Zeit gekommen ist.
genügend Geduld, um den aktuellen Zyklus nicht vorschnell zu verlassen, damit der zweite Zyklus aus dem ersten herauswachsen kann.
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Ist es bei Ihnen (höchste) Zeit für ein Re-Branding? Mein nächster Beitrag hilft Ihnen, Ihr persönliches Geschäftsmodell neu zu erfinden.
Quellen und weiterführende Informationen
Bruhn, M. (2004). Konzept des Markentypenlebenszyklus. Gabler.
Handy, Ch. (1995). Die Fortschrittsfalle. Der Zukunft neuen Sinn geben. Gabler.
Kälin, K., Michel-Alder, E. & Schmid-Keller, S. (1998). Sich selbst managen. Ott Verlag.
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