Kompetenzen für die digitale Arbeitswelt
Irene Willi Kägi
Studien bestätigen: Flexibilisierung und Digitalisierung sind die vorrangigen Themen für HR-Verantwortliche und Führungskräfte. Aus Perspektive von HR beeinflusst die Digitalisierung an erster Stelle die IT-Funktionen, an zweier Stelle steht schon der Personalbereich: Neue Tätigkeitsfelder entstehen, flexible Beschäftigungsverhältnisse nehmen zu und es gilt, die Mitarbeitenden für die Arbeitswelt 4.0 fit zu machen(1). Die Frage stellt sich nun zurecht: Vor welche Herausforderungen sind Unternehmen gestellt, wenn es um den Aufbau und die Entwicklung veränderter Kompetenzprofile geht?
Neue Funktionen und gefragte Arbeitsformen
Im Trend liegen laut diverser Studien vor allem Jobs im Zusammenhang mit der Verarbeitung von Big Data. Data Analysts und Data Specialists, Digital Officers und Software Engineers aber auch Digital Marketing- und Kommunikationsexperten werden zunehmend gefragt. Ebenso soll der Bedarf an Experten, ProjektleiterInnen und Top Managern steigen. Was die Arbeitsformen anbelangt, sollen Teilzeit, Home Office, Leiharbeit und mobiles Arbeiten sowie Arbeiten in virtuellen Teams sich vielerorts noch verbreitern.
Veränderte Kompetenzprofile
Neben IT-Expertise, technologischem Know-how und Medienkompetenz gelten gemäss einer von Hays durchgeführten Studie(2) vor allem Soft Skills als unerlässliche Kompetenzen für die neue Arbeitswelt: Mit Abstand als wichtigste Fähigkeit erweist sich die Bereitschaft, sich auf Veränderungen aktiv einzulassen. Relevant sind auch Fähigkeiten im Umgang mit Komplexität, Unsicherheiten und Risiken. In Zusammenhängen denken, die richtigen Prioritäten setzen zu können sowie ein gutes Selbstmanagement und Kommunikationsfähigkeiten gehören ebenso zu den geforderten Kompetenzen. Ferner braucht es eine „lebenslange“ Lernbereitschaft sowie die Fähigkeit, in unterschiedlichen Teamformen zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Auch ein Verständnis für Prozesse darf nicht fehlen.
Abb. 1: HR-Report 2017: Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale Welt, Hays und IBE.
Herausforderungen bei der Entwicklung von Kompetenzen in der digitalen Transformation
Analog der wichtigsten Kompetenz (Veränderungsbereitschaft) nennt der HR-Report von Hays(2) die vorrangige Herausforderung für Unternehmen, die Beschäftigten auf die Veränderungen in der Arbeitswelt vorzubereiten. Als besonders anspruchsvoll gestaltet sich die Stärkung der Eigenverantwortung. Die Vermittlung von digitalen Grundkompetenzen, die entsprechende Anpassung von Ausbildungsberufen sowie der Ausbau von digitalen Lehr- und Lernmethoden sind weitere grosse Herausforderungen. Als etwas weniger schwierig scheint es, die Mitarbeitenden für die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens zu sensibilisieren, Soft Skiils zu vermitteln und lernförderliche Arbeitsplätze zu schaffen.
Abb. 2: HR-Report 2017: Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale Welt, Hays und IBE.
Dass Organisationen flexibler werden müssen, ist offensichtlich. Mit der Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort sowie dem Aufbau entsprechender Kompetenzen ist es jedoch noch nicht getan. Tiefergehende Führungsmodelle müssen entwickelt und die Führungskultur an die Flexibilisierung angepasst werden.
Quellen und weiterführende Literatur
(1) Digitalisierung @ HR – Strukturen, Prozesse & Kompetenzen der Zukunft, Kienbaum-Studie, 2016.
(2) HR-Report 2017: Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale Welt. Eine empirische Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) im Auftrag von Hays für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Bruch, H., Preusser, Y. (2014). Leadership 2.0. In: Mehlich, P., Brandenburg, T.; Thielsch M. T. (Hrsg.): Praxis der Wirtschaftspsychologie III, Monsenstein und Vannerdat.
Petry, T. (Hrsg) (2016). Digital Leadership. Erfolgreiches Führen in Zeiten der Digital Economy. Haufe-Lexware GmbH.