SWOODOO – ein digitaler Höhenflug
Irene Willi Kägi
SWOODOO gehört zu den erfolgreichsten Start-ups im DACH-Raum im Tourismussektor. Der Begründer der Vergleichsplattform für Flüge und Reisen tauchte kürzlich als Überraschungsgast im Online-Marketing-Modul des CAS FH in Digital Marketing und Corporate Innovations an der Kalaidos Fachhochschule auf. Im Interview mit den Teilnehmenden schilderte Lars Jankowfsky auf eindrückliche und authentische Art, wie er mit SWOODOO so schnell wachsen konnte und was Online-Marketer im Start-up-Bereich beachten müssen.
Herr Jankowfsky, wie kamen Sie auf die Idee, SWOODOO zu gründen?
Die Idee zu SWOODOO entstand aus purer Verzweiflung. RyanAir hatte zu jener Zeit 1-Euro-Flüge, welche schwierig zu finden waren. Die versuchte ich zu buchen. Es war sehr umständlich, Daten und Preise miteinander zu vergleichen. Deshalb begann ich selbst, eine Metasuchmaschine für Flüge zu programmieren. Kurz darauf entwarf ich einen Business Plan und gründete 2006 gemeinsam mit Wolfgang Heigl und Christian Saller das Unternehmen SWOODOO mit einem Team von 20 Ingenieuren. Das Development Team arbeitete in Litauen.
Wie sind Sie mit SWOODOO so erfolgreich geworden?
Innerhalb nur eines Jahres nach der Markteinführung in 2007 wurde SWOODOO zur grössten Reisemetasuchmaschine in Deutschland, trotz 15 anderer Konkurrenten, die schon früher begonnen hatten. Es ist uns gelungen, Milliarden von Flugtarifen zu speichern und in Millisekunden durchsuchbar zu machen, indem wir eine völlig neue Art der Speicherung von Flugdaten eingeführt und implementiert haben. Zur erfolgreichen Entwicklung von SWOODOO hat auch die TV-Werbung beigetragen, die wegen der damaligen Finanzkrise günstig war. Natürlich gehörte auch viel Fleiss und eine grosse Portion Glück dazu. Wir waren einfach zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Produkt am richtigen Ort (Online-Markt).
SWOODOO gehört seit 2010 zu KAYAK. Warum verkauft man ein so erfolgreiches Unternehmen wie SWOODOO?
Ich habe SWOODOO an den US-Weltmarktführer KAYAK verkauft. Und ja, das hat sich finanziell richtig gut ausgezahlt. Ich leitete dann noch eine Zeit lang am MIT in Boston die Softwareentwicklung für KAYAK. Dabei half ich dem US-Team, die Skalierungsprobleme und Stabilitätsprobleme zu lösen, die durch den grossen Erfolg von KAYAK entstanden waren. In der Tat hätte ich auch weiterhin bei KAYAK sehr viel Geld verdienen können. Ich entschied mich jedoch nach einem Jahr Scouting für den Wachstumsmarkt Asien, das heisst Vietnam. Als Gründer von NFQ Asia baue ich seitdem Hochleitungsteams für die Software-Entwicklung von deutschen Start-ups auf: Unser Motto lautet: „Bullshit frei, leistungsstark, flexibel und mit Herz und Seele.“
Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie heute?
Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich gefragt habe: Was will ich mit meinem weiteren Leben machen? Als persönliches Ziel nahm ich mir vor, soweit finanziell unabhängig zu sein, dass ich nicht auf Jobangebote angewiesen bin. Unterdessen habe ich mein persönliches Ziel bereits erreicht. Nichtsdestotrotz macht mir die Arbeit nach wie vor Spass – nicht mehr als Programmierer, da haben mich die Jungen längst überholt. Ich bin heutzutage als Interims-CTO und nach wie vor als Gründer von Start-ups unterwegs. Dann bin ich noch Beirat von Syanos, welches Softwarelösungen auf der Basis künstlicher Intelligenz und neuester Cloud-Technologie entwickelt. In all diesen Rollen fühle ich mich wohl, ich habe da viel mit Menschen zu tun. Ein respektvoller Umgang ist mir dabei sehr wichtig.
Was ist heute anders im Online Marketing als früher?
Früher war es möglich, mit einer guten Idee einen Shop im Internet aufzubauen und damit erfolgreich zu werden. Heute muss man schon sein eigenes Produkt anbieten, um sich von anderen Wettbewerbern zu differenzieren. E-Commerce benötigt zudem viel Kapital und Know-how.
Welchen Rat geben Sie uns zum Schluss?
Wer als JungunternehmerIn im Online-Markt hoch hinaus möchte, sollte sich nicht nur auf den offiziellen Startup-Konferenzen aufhalten. Die besten Kontakte schliesst man oft abseits von Massenveranstaltungen. Ich habe meine besten Deals jeweils an der Bar abgeschlossen. Ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor ist ein bestmögliches Team - fachlich und menschlich. Und als ChefIn punkten Sie immer mit einer guten Persönlichkeit.