Steuerung der Wirtschaft durch Zinsen - eine Mär (4/4)
Heinz Schweizerhof
Im ersten Teil dieser Serie hat unser Autor ausgeführt, weshalb Inflation nicht gefördert werden sollte, in Teil 2 hat er erörtert, wie der Preis für ein Gut (z.B. Geld) zustande kommt und in Teil 3 hat er erklärt, worin die Motivation der Notenbanken für höhere Zinsen besteht. Der vierte und letzte Teil handelt von der These, welche Strategie die Notenbanken offenbar verfolgen, um das Problem der Staatsverschuldung zu lösen.
Die Entwicklung der Staatsschulden sowie die Bilanzen der Notenbanken zeigen uns eine Entwicklung, die man, etwas abgeschwächt formuliert, als hoch gefährlich beschreiben muss. Die Dimension kann man sich anhand der nachfolgenden grafischen Übersicht vor Augen zu halten.
Eine stabile Währung ist das Fundament einer stabilen Wirtschaft
Wie bringt man Staatsverschuldung und die damit zusammenhängenden Kosten (Zinszahlungen) zum Verschwinden? Das ist die Frage, die beschäftigt.
Grafik 1: Staatsverschuldung in Prozent des BIP 2018
Grafik 2: Bilanzsummen der Notenbanken
Eine direkte Finanzierung der Staatsausgaben über die Notenbank ist nicht zulässig, der Aufkauf von Staatspapieren über den Sekundärmarkt (Börse) hingegen schon, auch wenn dies im Ergebnis keinen Unterschied macht. Der springende Punkt ist, dass Staatspapiere von der Notenbank mit neu geschaffenem Geld angekauft werden. Es handelt sich somit nicht um eine Spar- oder sonstigen Einlagen der Notenbank.
Was geschieht bei einem Totalverlust einer Staatsanleihe?
Rein rechnerisch gesehen würde der Totalverlust einer Staatsanleihe niemanden um sein Erspartes bringen. Warum sollte man nicht einfach alle Staatspapiere oder einen Teil davon in den Bilanzen der Notenbanken abschreiben oder die Schulden erlassen? Diese Idee ist sehr verlockend! Wenn man diesen Gedanken zu Ende führt, kann man nur zum Schluss kommen, dass dann auch noch die letzte Disziplin bei der Einhaltung von Budgets der Vergangenheit angehören dürfte. Geld würde seine Funktion als anerkanntes Tauschmittel komplett verlieren. Zum Glück ist die Wirtschaft beziehungsweise die Welt dazu noch nicht bereit. Die Kryptowährungen könnten das entstehende Vakuum nicht ausfüllen.
Endziel Reduktion Staatsverschuldung
Die Folge wäre ein totaler Zusammenbruch der Weltwirtschaft. Mit welcher Strategie könnten die Notenbanken ihr Endziel, einer reduzierten Staatsverschuldung, erreichen? Die Antwort ist einfach: Abwarten und den Faktor Zeit ausspielen! Wenn die die Staatspapiere erst in 30 oder 50 Jahren abgeschrieben werden und die Abschreibung als Fehler früherer Generationen abgetan wird, so würde dies von der Bevölkerung Volk ohne grössere Erschütterungen geschluckt werden.
Wie sollen die Notenbanken diese Zeit überbrücken? Sie könnten die in der Notenbankbilanz fällig werdenden Staatspapiere entsprechend verlängern und mit beispielsweise 0 % verzinsen. Die Schulden bestehen dann zwar offiziell noch, aber sie kosten nichts mehr. Wenn genügend Zeit vergangen ist, schreibt man die Staatsschulden ab dann schiebt das Versagen auf frühere Generationen.
Ich möchte hier ausdrücklich betonen, dass dies keine Empfehlung meinerseits ist. Das Agieren der Notenbanken lässt diese Strategie jedoch erahnen.
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