Steuerung der Wirtschaft durch Zinsen - eine Mär (1/4)
Heinz Schweizerhof
In dieser vierteiligen Serie legt unser Autor Heinz Schweizerhof dar, warum sich höhere Zinsen nicht zur Steuerung der Wirtschaft eignen – im Gegenteil.
Experten fordern Geldschwemme und mehr Staatsausgaben
Es ist nichts Neues: Weltweit liegen die Zinsen auf sehr tiefem Niveau. Ausstehende Obligationen im Wert von weltweit über 20'000 Milliarden Dollar weisen eine negative Verzinsung auf – am extremsten in der Schweiz, wo alle ausstehenden eidgenössischen Anleihen, d.h. 100% der Anleihen, eine negative Rendite ausweisen (Stand Oktober 2019). Die Europäische Zentralbank sowie das FED signalisieren, dass dieser Trend nicht abbrechen wird. Somit wird dem Patienten Wirtschaft weiterhin mit stoischer Beharrlichkeit eine Medizin verabreicht, die schon seit Jahren ihre Wirkung verfehlt hat.
Notenbanken sollen Staatsdefizite finanzieren
Amtierende wie auch ehemalige Notenbankchefs verschiedener Länder sprechen sich für eine direkte Finanzierung der Staatsdefizite durch die Notenbank aus. Zusätzlich soll der Staat mehr Geld ausgeben. Patrick Honohan, der ehemalige Notenbankchef Irlands, ist einer von vielen, die eine aktive Geldpresse und mehr Staatsausgaben befürworten. Der Tenor lautet wie folgt: "Inflation ist etwas Gutes, da dann die Zinsen steigen und die Notenbanken mehr Spielraum haben, bei schwächelnder Wirtschaft die Zinsen wieder zu senken." Die Notenbank von Simbabwe nimmt diese Neuigkeit natürlich freudig auf. Dort beträgt die Inflation derzeit 500%. Die Notenbank befindet sich dank einem unglaublich hohen Zinssenkungspotenzial in einem Schlaraffenland der Geldpolitik.
Das Beispiel Japan zeigt es – diese Strategie führt nicht zum Ziel
Den Befürwortern dieser Massnahmen scheint noch nicht aufgefallen zu sein, dass Japan die Politik exzessiver Staatsfinanzierung und Geldpresse seit 30 Jahren betreibt. Lieder erfolglos! Die Staatsverschuldung nähert sich 250% des Bruttoinlandproduktes. 40% aller Staatspapiere befinden sich in der Bilanz der japanische Notenbank. Die letzten zehn Jahre massivster Geldschwemme und Minuszinsen weltweit sowie rekordhohe Staatsverschuldung haben nicht zum gewünschten Erfolg geführt.
Zu behaupten, dass hohe Inflation und somit höhere Zinsen den Spielraum der Notenbank vergrössern, ist in etwa gleich unsinnig wie jemandem zu empfehlen, beim Wandern möglichst enge Schuhe anzuziehen, damit das Wohlgefühl beim Ausziehen umso grösser ist. Oder die Feuerwehr lässt zu, dass sich ein Brand weiter ausbreitet, damit sie mehr zum Löschen hat.
Inflation ist nichts Gutes, sie reduziert die Kaufkraft und kann nicht dosiert, geschweige denn kontrolliert werden. Die Geschichte hat dies immer wieder gezeigt.
Rezessionen durch monetäres Bremspedal
Paul Volcker, der ehemalige Chef der US-Notenbank, trat 1979 ungewohnt heftig aufs monetäre Bremspedal, um der ausufernden Inflation in den USA Einhalt zu gebieten. Bevölkerung und Wirtschaft konnten die schmerzlichen Nebeneffekte jahrelang spüren: Die Bürger mussten zwei aufeinander folgende Rezessionen erleiden. Den Erfolg seiner eisernen Politik hat Paul Volcker mit einem hohen Preis bezahlt. Kaum jemand war in Amerika während dieser Zeit unbeliebter als er. Wahrscheinlich wäre Volcker ohne die Rückendeckung des damaligen US-Präsidenten, Jimmy Carter, nicht lange genug im Amt geblieben, um seinen Plan erfolgreich zum Ziel führen zu können.
Es gilt In der Regel wird die Inflation nicht von denen ausgebadet die sie zu verantworten haben!
Erfahren Sie wie es weitergeht in Teil 2 und Teil 3.
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