Menschen mit VR-Brille Menschen mit VR-Brille
Blended Learning bezeichnet die Kombination von Lernen in Präsenzveranstaltungen mit E-Learning (vgl. Arnold et al., 2018) (Symbolbild)

Der Blended-Learning-Ansatz wurde bereits in den 1990er Jahren geprägt und bezeichnet das Konzept einer integrierten Kombination von Online- und Präsenzunterricht. Lehrenden und Bildungsmanagern steht ein breites Portfolio aus Methoden und Technologien zur Gestaltung eines didaktisch, organisatorisch wie auch technisch hochqualitativen Lehr-Lernprozesses offen. Durch die Kombination verschiedener Lernmodalitäten, einer optimalen Strukturierung von Vorbereitung, Kontaktstudium und Nachbereitungsphasen, kann die Effektivität des Lernens gesteigert und unterschiedlichen Ausgangslagen, Bedürfnissen sowie Lernstilen gerecht werden. Nachfolgend einige wichtige Trends im Blended Learning, die sich gemäss Bildungsexperten und -expertinnen aktuell hervorheben.

Hyperpersonalisierung – Blended Learning ermöglicht massgeschneidertes Lernen

Der Trend der Mass Customization ist sich längst auch in der Bildungswelt am Etablieren. Lernen ist immer weniger ein für alle passendes Pauschalreiseangebot als vielmehr auf die individualisierten Bedürfnisse zugeschnitten, z.B. durch:

  • Adaptive Lernplattformen: Der Einsatz von KI ermöglicht «massgeschneiderte» Inhalte, angepasst an das persönliche Lerntempo sowie eine individuelle Bewertung von Fortschritten der Lernenden. Ausgangpunkt kann bespielsweise eine Standortbestimmung sein, inkl. der Evaluation von fachlichen Stärken und Schwächen.
  • Micro Modules oder Micro Content: Hier sprechen wir von der Bereitstellung relevanter «Lern-Häppchen», welche KI-basiert auf die spezifischen Kompetenzlücken oder besonderen Interessen von Lernenden eingehen, die man im Verlauf des Lernprozesses optimiert. Damit einher geht auch die Veränderungen der Rolle von Lehrenden, welche sich durch Lernbegleitung und Coaching auszeichnet.
  • Individuelle Lernpfade: Dabei handelt es sich um ein Portfolio von Lernaktvitäten, welche auf der Grundlage von individuellen Zielen und beispielsweise Mithilfe von Learning Plattformen (LMS) erstellt und verwaltet werden. Konkret bedeutet dies, dass Lernenden umfangreicher Lern-Content zur Verfügung steht, sie aber personalisiert genau jene Aufgaben erhalten, wovon sie am meisten profitieren.

Verstärkter Einsatz von Technologie - EdTech ist mehr als nur die Nutzung von Online Tools

Digitale Lernelemente, Hybridunterricht und Lern-Apps sind heute in vielen Lehrgängen minimaler Standard. Sinnvoll eingesetzt bieten Tools grosses Potenzial, um die Lernerfahrung zu optimieren. So ermöglichen sie es den Lernenden, komplexe Konzepte in einer realitätsnahen Umgebung zu erlernen z.B. mittels:

  • Immersiver Lerntechnologien: Der Einsatz von Virtual (VR) und Augmented Reality (AR) erlaubt es Lernenden, in realistischen Szenarien mit virtuellen Objekten und 3D-Modellen zu interagieren und so praktische Erfahrung in einer sicheren (Test-)Umgebung zu sammeln. Beispielsweise arbeiten Rettungsorganisationen im Bildungsbereich stark mit virtuellen Szenarien am Einsatzort, um ihre Teams bestmöglich für den Extremfall zu rüsten.
  • Gamification of Learning: Dieser pädagogische Ansatz zielt darauf ab, Lernende durch den Einsatz von Spieldesign-Elementen zu motivieren und deren Engagement zu erhöhen – ein etablierter und wichtiger Standard bei diversen Lern-Apps & LMS.
  • KI-gestütztes Feedback Systeme: Diese geben den Lernenden KI-basiertes, individuelles Feedback, welches auf die persönlichen Stärken und Schwächen zugeschnitten ist. Durch gezielte Hinweise und Tipps können Lernende Ihre Fehler analysieren, die Lernstrategien anpassen und damit die Lernergebnisse optimieren. Praktische Beispiele hierfür sind Grammarly (KI-gestützte Textkorrektur), Socratic by Google (KI-gestützter Lernassistent), WriteToLearn (KI-basierte Bewertung von Texten).

Sozial-emotionales Lernen (SEL) – Gute Blended Learning Arrangements bieten mehr als reinen Wissenserwerb!

SEL ist ein wichtiger Bestandteil in der ganzheitlichen Bildung und fokussiert u.a. auf die Förderung des emotionalen Wohlbefindens und soziale Fähigkeiten. Im Zentrum steht die Entwicklung von Kompetenzen wie Selbstmanagement, Stressmanagement, Kommunikation und Konfliktlösung, um die Herausforderungen der Berufswelt einerseits wie auch die des privaten Alltages optimaler bewältigen zu können, z.B. durch:

  • Kollaborative Aktivitäten: Gruppenprojekte, Diskussionen, (Online-)Communities können wichtige Future Skills wie Teamwork (Teamfähigkeit), Kreativität und Kommunikationsfähigkeiten nachhaltig fördern.
  • Achtsamkeits- und Wohlfühlpraktiken: Mentaltraining, Stressbewältigungs-Übungen, Aufbau der Resilienz-Fähigkeit und Förderung der emotionalen Intelligenz bieten einen grossen Mehrwert, wenn Sie als Teil eines Blended-Learning-Angebots, z.B. als Workshop, Seminar, Coaching etc., miteingeplant werden.
  • Charakterentwicklung: Kompetenzerwerb ist oft untrennbar mit eigenen Werten, ethischer Entscheidungsfindung und Verantwortungsbewusstsein verbunden, welche als Teil des Lernprozesses reflektiert und gestärkt werden sollten.

Blended Learning unterstützt Lifelong Learning – Mindset is the Key to Success!

Nicht zuletzt durch den rasanten technologischen Wandel entwickelt sich eine Tendenz hin zu Mikro-Zeugnissen und Abzeichen, Anerkennung von kleineren Lernleistungen bzw. spezifisch benötigten Fähigkeiten. Diese Entwicklung erfordert von Lernenden die wichtige Fähigkeit des selbstgesteuerten bzw. selbstorganisierten Lernens. Hier übernimmt die bzw. der Einzelne die Verantwortung für die eigene, individuelle Lernreise oder kontinuierliche Fortbildung, z.B. um sich für berufliche Anforderungen laufend up to date zu halten.

Die oben genannten Trends sind ein Indikator, in welche Richtung sich Lernen, Lerntechnologien und Lern-Settings entwickeln. Für das perfekte Blended Learning Arrangement gibt es zwar  kein allgemein gültiges Kochrezept, an welches wir uns halten können. Die wirkungsvollsten Ansätze werden aller Voraussicht nach aber jene sein, welche diese Trends kombinieren, das Lernen effektiv personalisieren, die Lernenden in den Mittelpunkt stellen und die Technologie durchdacht einsetzen, so dass sie die Entwicklung von gut ausgebildeten und auf die Zukunft vorbereiteten Menschen fördern und zielgerichtet unterstützen.

Quellen und weiterführende Informationen

Vaughan, N.D. et al. (2024). Principles of Blended Learning: Shared Metacogintion and Communities of Inquiry (Issues in Distance Education). Athabasca University Press.

Li, M. et al. (2023). Handbuch of Educational Reform Through Blended Learning.

Müller, A. (2020). Blended Learning: An Introduction. Springer.

Arnold et al. (2018). Handbuch E-Learning. W. Bertelsmann.

Smith, J.K. (2018). The Future of Education. Oxford University Press.

CASEL Collaborative for Academic, Social and Emotional Learning. Abgerufen am 27.02.2024

Responsive Classroom. Abgerufen am 27.02.2024

Autor/in
Alexia Bertschi

Alexia Bertschi

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