AI wird mit Händen getragen AI wird mit Händen getragen
Welche Herausforderungen stellen sich den Unternehmen bei der Einführung künstlicher Intelligenz? (Symbolbild)

Trotz der allgegenwärtigen Begeisterung für die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) schreitet die Implementierung von KI-Technologien in Unternehmen nur langsam voran. Die meisten verfolgen zwar eine KI-Strategie oder sind dabei, Massnahmen zu entwickeln, die sie auf eine KI-zentrierte Zukunft vorbereiten. Dennoch sind nur die wenigsten für einen erfolgreichen Einsatz von KI vollständig gerüstet (Cisco, 2023). Dieser Beitrag vertieft unter anderem die Fragen, was Unternehmen mit einer KI-Strategie erreichen wollen, welche Herausforderungen sich ihnen bei der Umsetzung stellen und was sie tun können, um schneller einen grösstmöglichen Nutzen aus der KI zu gewinnen.

Wo stehen Unternehmen hierzulande in Bezug auf «AI Readiness»?

Eine internationale Studie mit 200 befragten Unternehmen in der Schweiz zeigt: Unternehmen schneiden hierzulande beim sogenannten «AI Readiness Index» schlecht ab (Cisco, 2023). Dieser Index verwendet sechs Säulen, um die KI-Bereitschaft zu bewerten: Strategie, Infrastruktur, Daten, Governance, Talentförderung und Kultur. Hierzulande gelten nur 7 Prozent der Unternehmen als Vorreiter bei der Schaffung eines tragenden Fundaments zur erfolgreichen Implementierung von KI. Weltweit sind es 14 Prozent, in ganz Europa 8 Prozent. Als Spitzenreiter Europas gilt Schweden (22 Prozent).

Wie solide sind die aktuellen KI-Strategien?

Dass weltweit, wie auch in der Schweiz, über 90 Prozent der Unternehmen sich strategisch oder mit spezifischen Massnahmen zur Implementierung von KI auseinandersetzen, klingt sehr fortschrittlich. Allerdings haben nur zwei Fünftel der Unternehmen definierte Metriken zur Wirkungsmessung und nur 45 Prozent einen langfristigen Finanzierungsplan für ihre KI-Strategie. (Cisco, 2023). Somit stehen viele solcher Strategien wohl auf wackeligen Beinen. Diese Aussage wird von einer im DACH-Raum durchgeführten Umfrage unter 970 Fach- und Führungskräften gestützt, wonach derzeit nur ein Drittel der befragten Organisationen über eine Strategie für die Nutzung von KI verfügen (Hays, 2024).

Bei der operativen Einführung von KI sind Unternehmen gemäss der Cisco-Studie am weitesten fortgeschritten bei der IT-Infrastruktur und Cyber-Sicherheit sowie in den Bereichen Sustainability Management, Customer Experience und Supply Chain Management.

Welche Ziele verfolgen Unternehmen mit der Implementierung von KI?

Durch den Einsatz von KI-gestützten Lösungen beabsichtigen Unternehmen allem voran, die Effizienz von Systemen, Prozessen und Abläufen sowie die Rentabilität zu verbessern (Cisco, 2023). An zweiter Stelle soll die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit erhöht werden. An dritter und vierter Stelle steht die Steigerung des Kundenerlebnisses sowie des Umsatzes und Marktanteils in bestehenden Geschäftsbereichen. An fünfter Stelle soll das Risikomanagement optimiert und das Geschäftsrisiko verringert werden.

Führungskräfte verbinden den Einsatz von KI im Unternehmen mit der Chance, von Routineaufgaben und organisatorischen Aufgaben sowie von Kontroll- und Koordinationsaufgaben entlastet zu werden. Ausserdem erhoffen sie sich eine Unterstützung bei der Entscheidungsfindung und Ressourcenplanung (Hays, 2024).

Welche Nachteile und Herausforderungen gilt es bei der Implementierung von KI zu überwinden?

Zu den grössten Nachteilen gehört es laut der Cisco-Studie, dass viele Netzwerke derzeit für die KI-Workloads ungeeignet sind: Nur ein knapper Viertel der Unternehmen in der Schweiz weisen dafür geeignete flexible Netzwerke auf. Die Mehrheit kann aufgrund begrenzter oder fehlender Skalierbarkeit keine neuen KI-Prozesse mit ihrer aktuellen IT-Infrastruktur bewältigen. Und: Fast alle benötigen weitere Grafikprozessoren (GPUs), um den erhöhten Leistungs- und Rechenanforderungen gerecht zu werden.

Hochwertige, vielfältige und zugängliche Daten sind für sämtliche KI-Aktivitäten Voraussetzung. Diesbezüglich sind die meisten Unternehmen weltweit und in der Schweiz schwach aufgestellt – so die Cisco-Studie. Unternehmen sind am meisten damit gefordert, KI zusammen mit ihren eigenen Daten zu nutzen. Fast alle Schweizer Firmen begründen dies damit, dass ihre Daten nicht in einer zentral verwalteten Datenbank, sondern in Silos in der gesamten Organisation verteilt liegen.

Wie die Cisco-Studie weiter ausführt, liegt bei zwei Fünftel der Schweizer Unternehmen das Wissen über KI maximal auf mittlerem Niveau. Nur ein Drittel verfügt über sehr umfassende KI-Richtlinien und -Protokolle. Und bei der Unternehmenskultur hapert es gewaltig. Bei der Mehrheit der Schweizer Unternehmen befinden sich die Pläne für ein Change Management zur umfassenden Einführung von KI noch in der Entwicklungsphase.

Was die Führungskräfte betrifft, sorgen sie sich gemäss der Hays-Studie (2024) am ehesten um den Datenschutz, Kompetenzverlust und falsche Schlussfolgerungen durch KI. Ausserdem sind sie gefordert, die erforderlichen Fachkompetenzen zum Umgang mit KI zu erlernen und Vertrauen in KI und KI-gestützte Entscheidungen zu schaffen. Nicht zuletzt gilt es, passende KI-Anwendungen für den eigenen Verantwortungsbereich auszuwählen.

Empfehlungen zur erfolgreichen Einführung und Nutzung von KI

Für eine erfolgreiche Einführung künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen empfehlen die erwähnten Studien sowie diverse Fachexpertinnen und -experten folgende Massnahmen:

  • Langfristige und gleichzeitig anpassungsfähige Strategie gestalten: Eine Strategie zur Einführung von KI in Unternehmen erfordert zum einen kurzfristige Massnahmen wie die Entwicklung der Infrastruktur und Lancierung von Pilotprojekten. Zum anderen gilt es, langfristige Ziele wie die Skalierbarkeit, kontinuierliches Lernen und eine solide Governance zu planen. Da sich KI-Technologien schnell weiterentwickeln, ist es wichtig, anpassungsfähig zu bleiben. Dies bedeutet, KI-Initiativen sowie die Fortschritte in der Integration von KI mit anderen Technologien müssen kontinuierlich überprüft werden.
  • Infrastruktur für die Zukunft schaffen: Komplexe KI-Anwendungen erfordern eine skalierbare, flexible und leistungsstarke Netzwerkinfrastruktur, starke Rechenkapazitäten und Automatisierung. So braucht es neueste Rechenplattformen mit schnellen Prozessoren, die für eine effiziente Verarbeitung sorgen, eine Ethernet-Infrastruktur mit hoher Bandbreite, die eine schnelle Datenübertragung ermöglicht sowie Automatisierungs-Tools, die die Datenübertragung optimieren, manuelle Eingriffe reduzieren und die Effizienz erhöhen.
  • Daten-Silos beseitigen: Für eine vollumfängliche Nutzung von KI ist ein zentraler Ansatz für die Datenverwaltung entscheidend. Bevor Datensilos beseitigt werden können, heisst es zunächst, die vorhandenen Datenbestände zu überprüfen sowie deren Struktur und Zusammenhänge zu verstehen. Erst dann können ein zentrales Datenverwaltungssystem oder eine Plattform implementiert werden, welche die Integration, Einheitlichkeit und Zugänglichkeit von Daten in allen Abteilungen fördern.
  • KI in Prozesse integrieren: Bei der Einführung von KI in Unternehmen sollte ausserdem geprüft werden, welche Prozesse angepasst, optimiert, neu geschaffen oder gar abgeschafft werden müssen. Möglicherweise entstehen neue Aufgaben und Rollen und machen Umstrukturierungen oder die Schaffung neuer Bereiche nötig.
  • Menschen ins Zentrum der Veränderungen stellen: Um eine reibungslose und nachhaltige Einführung von KI-Technologien zu gewährleisten, ist ein Plan für das Change Management, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist von entscheidender Bedeutung. Dazu gehört ein offener, transparenter Dialog, der Befürchtungen ausräumt und aufzeigt, wie KI menschliche Aufgaben ergänzen und nicht ersetzen kann. Zudem braucht es Weiterbildungsprogramme, um die Mitarbeitenden zu befähigen, synergetisch mit fortschrittlichen KI-Systemen zu arbeiten. Und schliesslich hilft ein gleichberechtigtes, zugängliches und integratives Umfeld, in dem aktiv nach Feedback gesucht wird, Strategien an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden anzupassen.
  • Interne Richtlinien laufend anpassen: Mit der zunehmenden Bedeutung von KI ist mit einer kontinuierlichen Flut neuer KI-Vorschriften und Compliance-Anforderungen zu rechnen, so dass es für Unternehmen unerlässlich ist, sich über die relevanten lokalen und internationalen Vorschriften auf dem Laufenden zu halten. Unternehmen, die KI einsetzen, benötigen interne Richtlinien, die den Datenschutz und die Sicherheit sowie die ethische Nutzung der KI-Technologie betreffen. Sie sollten auch robuste Cybersicherheitsmassnahmen einführen, die die potenziellen Schwachstellen von KI-Systemen berücksichtigen.
  • Experimentierräume für Innovationen schaffen: Unternehmen sollten sich damit beschäftigen, wie KI ihnen helfen könnte, das Geschäft innovativer zu machen oder neue Handlungsoptionen zu schaffen. Um dies sicherzustellen, sollten Unternehmen Räume zur Verfügung stellen, in denen Teams mit der KI experimentieren können.

Fazit

Die Implementierung von KI ist eine revolutionäre Veränderung. Die KI-Einführung mit umfassenden Transformationsprozessen zu begleiten, ist daher ein unerlässliches Gebot. Damit Unternehmen einen grösstmöglichen Nutzen aus der KI-Technologie ziehen können, müssen sie verschiedene Herausforderungen gleichzeitig meistern: Neben der technischen Einführung der KI gilt es, mögliche Risiken zu berücksichtigen sowie eine Kultur der Zusammenarbeit fördern. So müssen IT-Teams mit den Verantwortlichen der Schlüsselbereiche eng zusammenarbeiten. Personalverantwortliche und Führungskräfte müssen die Veränderungen und Auswirkungen, die durch den Einsatz von KI entstehen, vollständig verstehen. Um Vertrauen in die Technologie zu schaffen und Risiken zu minimieren, sollten Unternehmen Datenschutz, Datensouveränität, die Kenntnis und Einhaltung globaler Vorschriften sowie die Konzepte von Bias und Transparenz sowohl in Bezug auf Daten als auch auf Algorithmen angehen. Schliesslich müssen Unternehmen klare Richtlinien erstellen und kontinuierliche Schulungen durchführen, um einheitliche Datenpraktiken zu gewährleisten und die abteilungsübergreifende gemeinsame Datennutzung zu fördern.

Autor/in
Irene-Willi

Irene Willi Kägi

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