Teammitglieder führen gemeinsamen Handschlag aus Teammitglieder führen gemeinsamen Handschlag aus
Was macht den Erfolg eines Hochleistungsteams aus? (Symbolbild)

Teamarbeit ist heute wichtiger denn je: Zunehmender Konkurrenzdruck, kürzer werdende Innovationszyklen, erhöhte Komplexität und ein agiles Arbeitsumfeld machen schlagkräftige, motivierte Teams, welche Hand in Hand arbeiten, unabdingbar. Wie unterscheiden sich Hochleistungsteams von anderen Teams, was sind die Erfolgsfaktoren und wie können sowohl Führungskräfte als auch Teammitglieder konkret zum Erfolg der Teamarbeit beitragen? Diese Fragen sollen im Folgenden vertieft werden.

Team oder Hochleistungsteam?

Eine Gruppe von Menschen wird dann zum Team, wenn sie ein gemeinsames Ziel anstreben und jedes Teammitglied dafür seine individuellen Fähigkeiten einsetzt. In Teams ergänzen sich die Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder, Rollen differenzieren sich heraus und vielfältige Interaktionen zwischen den Gruppenmitgliedern dynamisieren den Arbeitsprozess. Bei der Leistungserbringung ziehen sich die Teammitglieder gegenseitig in Verantwortung.

Hochleistungsteams verfügen über ausgeprägten Teamgeist und starker Ergebnisorientierung. Sie verfolgen einen gemeinsamen Arbeitsansatz und haben ein professionelles Konfliktmanagement. Die Identifikation der Teammitglieder mit der Gruppe ist hoch, die Beziehungen untereinander sind intensiv. Die einzelnen Teammitglieder setzen sich entschieden für den Erfolg der anderen Teammitglieder ein.

Grundprinzipien von Hochleistungsteams

Fragen Sie sich nun, wie Sie Ihr Team zu einem Hochleitungsteam entwickeln und wie Sie erkennen, ob Sie dabei erfolgreich sind? Dann versuchen Sie es mit der Anwendung folgender fünf Prinzipien. Und: Messen Sie von Zeit zu Zeit, ob sich die Produktivität und Zufriedenheit Ihrer Teammitglieder erhöht.

1. Teamkonstellation: Wer macht mit?

Klar ist: Für die Erfüllung eines Teamauftrags ist eine funktionierende Zusammenarbeit der einzelnen Teammitglieder wichtig. Umso wichtiger ist die zwischenmenschliche und kulturelle Passung im Team. Diese ist vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels sowie der Diskrepanz zwischen den Gehaltsvorstellungen und den betrieblichen Möglichkeiten nicht immer einfach zu realisieren. Hinzu kommt, dass vielerorts nicht mehr in hierarchischen Strukturen, sondern in flexiblen Netzwerken und zeitlich begrenzten Projektorganisationen gearbeitet wird, was dazu führt, dass sich Teamzusammensetzungen verändern und Teammitglieder sich immer wieder auf neue Arbeitsbeziehungen einstellen müssen. Dementsprechend verfügen Teammitglieder von Hochleistungsteams in einem dynamischen Umfeld über die Qualität, sich besonders gut anpassen zu können, lösungsorientiert und offen für Neues zu sein.

Praxistipp
Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Team zunächst, in welchem organisatorischen Umfeld Sie sich bewegen und wer alles zum Team dazugehört. Zählt beispielsweise Ihr Berater aus der Marketingabteilung auch dazu? Lassen Sie Ihr Team bei der Personalauswahl mitentscheiden und reflektieren Sie immer wieder von Neuem, nicht nur welche fachlichen, sondern insbesondere welche persönlichen Kompetenzen und Werte Sie im Team brauchen. Werte leiten uns bei der täglichen Arbeit: wie wir uns verhalten und Entscheidungen treffen, ebenso wie wir bei kritischen Ereignissen reagieren. Beispielsweise zählt IKEA "Kostenbewusstsein", "Verantwortung übertragen und übernehmen", "Erneuern und Verbessern" zu ihren wichtigen Werten.

2. Vision und Mission: Wohin wollen wir, warum gibt es uns als Team und wie erreichen wir unsere Ziele?

Hochleistungsteams streben nicht nur ein operatives Ziel an, sondern vielmehr eine Vision. Eine Vision ist ein reizvolles, richtungsweisendes und inspirierendes Zukunftsbild. Sie soll herausfordernd, aber dennoch für alle Teammitglieder erreichbar scheinen. Sie ist sozusagen die Daseinsberechtigung des Teams. Beispielsweise lautet die Vision von IKEA: "Den vielen Menschen einen besseren Alltag schaffen." Dabei betont Ingvar Kamprad, Gründer von IKEA: "Unsere Vision geht über Einrichtung hinaus. Wir möchten, dass unser Geschäft eine positive Wirkung auf die Welt hat – angefangen dort, wo wir unsere Materialien beziehen, bis hin zu der Art und Weise, wie wir unseren Kund*innen helfen, zu Hause ein nachhaltigeres Leben zu führen. Wenn wir uns für das einsetzen, woran wir glauben, können wir Teil eines positiven Wandels in der Gesellschaft sein."

Die Mission beschreibt, wie das Team tagtäglich seine Vision erreicht. Auch hier soll IKEA als Beispiel dienen: „Wir wollen ein breites Sortiment formschöner und funktionsgerechter Einrichtungsgegenstände zu Preisen anbieten, die so günstig sind, dass möglichst viele Menschen sie sich leisten können.“

Praxistipp
Formulieren Sie die Vision und Mission gemeinsam mit Ihren Teammitgliedern. Beziehen Sie dabei alle mit ein, die an derselben Aufgabe arbeiten, auch allfällige externe Kooperationspartner, Kundinnen und Kunden. Stellen Sie sicher, dass alle die Vision und Mission eindeutig verstehen und sich damit identifizieren können. Wiederholen Sie diese zu passenden Gelegenheiten und drücken Sie dabei Zuversicht aus. Verhalten Sie sich bei allfälligen negativen Entwicklungen glaubwürdig, indem Sie Position beziehen und Verständnis für notwendige Veränderungen schaffen.

3. Teamstruktur und Rollen: Wer macht was?

In Hochleistungsteams werden gegenseitige Erwartungen geklärt sowie Team-Rollen kontinuierlich ausgehandelt.

Eine der bekanntesten Rollen-Typologien ist jene von Belbin (1996). Nach ihm ist eine Rolle eine Tendenz, sich auf eine bestimmte Weise im Team zu verhalten und zusammenzuarbeiten. Belbins Rollenmodell besteht aus neun Teamrollen, die in drei Hauptorientierungen zusammengefasst werden:

  • Handlungsorientierte Rollen: Macher, Umsetzer, Perfektionist
  • Kommunikationsorientierte Rollen: Koordinator, Teamarbeiter, Wegbereiter
  • Wissensorientierte Rollen: Neuerer/Erfinder, Beobachter, Spezialist

Praxistipp
Achten Sie bei der Entwicklung Ihres Teams auf eine passende Verteilung der Team-Rollen. Insbesondere bei Teams, die komplexe Problemlösungen zu bewältigen haben, empfiehlt sich eine ausgewogene Verteilung. Diskutieren Sie, welche Rollen Sie brauchen und wer welche Rollen schon besetzt. Unbesetzte Rollen lassen sich meistens auf andere Teammitglieder aufteilen, denn in der Regel findet sich jeder mindestens in zwei Rollen wieder. Ansonsten ergänzen Sie fehlende Rollen temporär durch Inputgeber ausserhalb des Teams. Handeln Sie die Rollen insbesondere dann neu aus, wenn sich die Teamkonstellation, die Aufgaben oder das Arbeitsumfeld verändern.

4. Gemeinsame Verhaltensregeln und Konfliktkompetenz: Wie arbeiten wir zusammen?

In Hochleistungsteams, herrschen klare Spielregeln, zu denen alle Teammitglieder ihr persönliches Commitment geben. Abweichungen werden offen angesprochen und bearbeitet.

Praxistipp
Vereinbaren Sie auch in Teams mit einer dynamischen Struktur, wie Sie mit Konflikten umgehen wollen und legen Sie Eskalationspfade fest. Sprechen Sie in der täglichen Arbeit störendes oder abweichendes Verhalten möglichst früh an, solange die Konflikte noch klein sind. Lassen Sie Meinungsverschiedenheiten zu und binden Sie die Beteiligten in die Lösungsfindung mit ein. Bei eskalierten Konflikten scheuen Sie sich nicht, Hilfe von Dritten wie beispielsweise eines Mediators oder einer Mediatorin anzunehmen.

Führen Sie Feedback-Regeln ein: "Wir verwenden immer Ich-Botschaften, wir bewerten nicht die Person, sondern das Verhalten, wir lassen einander ausreden, hören aufmerksam zu, fragen nach und versuchen zu verstehen, was unser Gegenüber gemeint hat", etc.

Nutzen Sie allfällige Fehler als Lernchance. Reflektieren Sie mit Ihrem Team, welche Faktoren oder Handlungen zu Fehlern führen und was ab sofort geändert werden soll.

5. Konsequente Zielverfolgung: Wie behalten wir das Ziel im Auge?

Hochleistungsteams definieren attraktive Etappenziele, setzen auf Willensstärke und richten ihren Fokus und ihre Energie auf die Erreichung der Ziele.

Praxistipp
Gebrauchen Sie Instrumente zur optimalen Ressourcennutzung und konsequenten Zielverfolgung wie das Daily oder Weekly Stand-up-Meeting, eine Art Kurzbesprechung, in welcher die einzelnen Teammitglieder sowohl über Arbeitsfortschritte als auch über Probleme, die ihre Arbeit behindern, berichten. Reflektieren Sie ausserdem regelmässig die Teamarbeit in Bezug auf Teamleistung und Zusammenarbeit, beispielsweise auf einer Skala von 1-10 und überlegen Sie gemeinsam, was sich verbessern lässt.

Haben Sie es mit der Anwendung der fünf Prinzipien geschafft, die Produktivität und Zufriedenheit Ihres Teams zu steigern? Dann sind Sie auf dem richtigen Weg zum Hochleistungsteam. Anerkennen Sie das mitverantwortliche Handeln Ihrer Teammitglieder und feiern Sie den gemeinsam geleisteten Etappensieg!

Wenn Sie Hilfe bei der Entwicklung Ihres Teams brauchen, engagieren Sie einen Coach – oder noch besser, lassen Sie sich selbst zu einem ausbilden.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Gestalten und Weiterentwickeln Ihres Teams!

Quellen und weiterführende Informationen

Bahlow, J. & Kullmann, G. (2018). Agile Teams - Neue Herausforderung fokussiert meistern. Göttingen: Business Villlage GmbH.

Belbin, M. (1996). Team Roles at Work. Butterworth-Heinemann.

Die IKEA Vision und Werte. Zugriff am 17.08.2022.

Gellert, M. & Nowak, C. (2010). Ein Praxisbuch für die Arbeit in und mit Teams. Meezen: Limmer Verlag.

Hofert, S. (2018). Agiler führen - Einfache Massnahmen für bessere Teamarbeit, mehr Leistung und höhere Kreativität (2. Aufl.). Wiesbaden: Springer Gabler.
 
Jenewein, H. (2008). High-Performance-Teams. Die fünf Erfolgsprinzipien für Führung und Zusammenarbeit. Stuttgart: Schäffer Pöschel.

Knight, A.P. & Baer, M. (2014). Get Up, Stand Up - The Effects of a Non-Sedentary Workspace on Information Elaboration and Group Performance. Social Psychological and Personality Science, 5 (8), 910-917.

Lencioni, P. (2014). Die 5 Dysfunktionen eines Teams. Weinheim: Wiley-VCH.

Pichler, R. (2008). Scrum - Agiles Projektmanagement erfolgreich einsetzen. Heidelberg: dpunkt.verlag.

Wunderer, R. (2011). Führung und Zusammenarbeit – Eine unternehmerische Führungslehre. (9. Aufl.). Köln: Luchterhand Verlag.

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