Abbildung des Buchcovers "Die Entdeckung der Geduld - Ausdauer schlägt Talent" Abbildung des Buchcovers "Die Entdeckung der Geduld - Ausdauer schlägt Talent"
Das Buch "Die Entdeckung der Geduld - Ausdauer schlägt Talent" von Matthias Sutter. (Bild: Kalaidos FH)

Wie bitte? Da reden alle von Agilität, Dynamik und Flexibilität, unsere Konsumbedürfnisse befriedigen wir «same-day», und generell scheint sich die Welt schneller zu drehen als früher. «Instant Gratification» lautet das Motto – nicht nur beim Konsum, auch bei der Arbeit. Warum sollte man sich da noch mit altmodischen Tugenden beschäftigen, wie etwa der Geduld? Lohnt sie sich vielleicht? 

Um Ihre Geduld ein wenig auf die Probe zu stellen, geben wir Ihnen anstelle einer Antwort gleich noch mehr Fragen mit auf den Weg:

  • Warum beschäftigen sich Ökonomen mit Geduld?
  • Wie wird Geduld gemessen?
  • Ist Geduld eine zeitlich stabile Eigenschaft?
  • Ist Geduld angeboren? Kann sie beeinflusst werden?
  • Unterscheiden sich geduldige von ungeduldigen Menschen?

Bevor wir riskieren, dass Ihnen der Geduldsfaden reisst, geben wir Ihnen doch zumindest schon mal die Antwort auf die letzte Frage: Ja! Menschen mit der Fähigkeit, im Heute auf etwas zu verzichten, um im Morgen dafür mehr zu bekommen, scheinen rundum erfolgreicher durchs Leben zu gehen als ihre ungeduldigen Zeitgenossen – sei dies in der Schule oder in der Weiterbildung, im Beruf, in gesundheitlichen oder finanziellen Fragen.

Aber beginnen wir von vorne: Matthias Sutter, der gewöhnlich in wissenschaftlichen Journals publiziert und sich strikt an den englischen Fachjargon und den unspektakulären Aufbau wissenschaftlicher Forschungsartikel halten muss, hat sich mit dem Buch „Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent“ an ein Werk für ein breites Publikum gewagt. Wer hier spontan Unheil befürchtet (ungelenker, komplizierter oder langweiliger Schreibstil), wird schnell eines Besseren belehrt: Wissenschaftlichkeit und Unterhaltung werden geschickt und erfrischend miteinander kombiniert, (wenige) statistische Begriffe kurz und einfach erklärt, und der Geduld wird Schritt für Schritt auf den Grund gegangen – untermauert von interessanten Studien, insbesondere in Form von Experimenten. So erfahren Sie beispielsweise, welchen Einfluss das Elternhaus, die Stilldauer oder die Sprache auf die Geduld des Kindes haben können, wie die Geduld mit der Gesundheit oder dem Suchtverhalten zusammenhängt oder ob Geduld und Intelligenz korrelieren.

Das Buch eignet sich für alle, die sich für Wirtschaftspsychologie, Verhaltensökonomie und experimentelle Wirtschaftsforschung interessieren und die Tugend Geduld neu entdecken möchten. Nebst überraschenden Erkenntnissen zur Geduld erfährt man, was man gegen allzu grosse Ungeduld tun kann – eine Frage, die insbesondere für Führungskräfte von grossem Interesse sein dürfte, da ihre und die Geduld ihrer Mitarbeiter im Zeitalter ständiger Ablenkungen nonstop auf eine harte Probe gestellt wird. Auch Eltern erhalten einige Gedankenanstösse zur Förderung der (lohnenswerten) Geduld ihrer Kinder.  

Wenn Sie noch etwas Geduld haben, lesen Sie doch das persönliche Interview mit Matthias Sutter. Wir konnten ihm noch ein paar zusätzliche Antworten auf neugierige Fragen entlocken, die Sie im Buch nicht so explizit finden.

Matthias Sutter hat den Exzellenzlehrstuhl für "Economics: Design and Behavior" an der Universität zu Köln und ist Professor für Experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität Innsbruck. 

Weiterführende Informationen und Quellen

Sutter, M. (2014). Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent. Salzburg: Ecowin.
Mischel, W. (2014). The marshmallow test: understanding self-control and how to master it. Random House.

Facebook Twitter Xing LinkedIn WhatsApp E-Mail