Der Leadership Barometer 2019 untersucht, wie gut Schweizer Unternehmen für die Zukunft positioniert sind. Der Leadership Barometer 2019 untersucht, wie gut Schweizer Unternehmen für die Zukunft positioniert sind.
Der Leadership Barometer 2019 untersucht, wie gut Schweizer Unternehmen für die Zukunft positioniert sind. (Bild: Kalaidos FH)

Wie gut sind Unternehmen in der Schweiz in Bezug auf aktuell und in der Zukunft gefragte Kompetenzen und Werte aufgestellt? Wo gibt es Handlungsbedarf? Und wie steht es um die Zuversicht, potentielle Lücken zu schliessen? Um diese Fragen zu beantworten, hat die Kalaidos Fachhochschule in Kooperation mit der Schweizer Kader Organisation (SKO) und der Swissmem Academy den Leadership Barometer 2019 lanciert. Das Ziel dieser Studie ist, sowohl Erkenntnisse für die zukünftigen Anforderungen an die Schweizer Führung zu gewinnen als auch deren „Future Readiness“ (Zukunftsfähigkeit) zu ermitteln. Die Präsentation der Ergebnisse findet am 29. Oktober statt. Bis dahin werfen wir  einen Blick auf die Zwischenauswertung.

Die Zwischenergebnisse des Leadership Barometers 2019 lassen vorerst nur Vermutungen zu: Alle der 27 zu bewertenden Kompetenzen und Werte scheinen je nach Führungskontext relevant für die Führung von morgen. Werden Führungskräfte künftig eine immer breitere Klaviatur an Kompetenzen und Werten zu bespielen haben? Laufen sie damit Gefahr, den Fokus zu verlieren?

Ist Kundenfokus die absolute Stärke der Schweizer Führung?

Auf Ebene der einzelnen Werte und Kompetenzen präsentiert sich Kundenfokus zurzeit zuoberst auf der Rangliste und dies in dreierlei Hinsicht: bezüglich aktueller Ausprägung in den Organisationen, zukünftiger Relevanz für die Führung sowie der Zuversicht, allfällige Diskrepanzen mit geeigneten Massnahmen ausgleichen zu können. Die Befragten sind sich einig, dass Unternehmen in der Schweiz die Bedürfnisse der internen und externen Kunden aktuell ins Zentrum stellen und deren Bedürfnisse auch in Zukunft erfüllen werden. Dies würde auch heissen, dass hiesige Unternehmen sich durch eine hohe Dienstleistungsmentalität auszeichnen und bei Entwicklungen von neuen Produkten oder Dienstleistungen den Endnutzer miteinbeziehen. Alles nur Lippenbekenntnisse oder doch gelebte Praxis?

Sind Fairness & Inclusion sowie gegenseitige Wertschätzung eine Selbstverständlichkeit?

Am zweit- und dritthöchsten werden Fairness & Inclusion beziehungsweise Wertschätzung bewertet, allerdings nur was die aktuelle und zukünftige Readiness der Unternehmen betrifft. Interessanterweise zählen die beiden Indikatoren laut den vorläufigen Ergebnissen nicht zu den zukünftig als relevant eingeschätzten Kompetenzen und Werten. Gehört es in der Schweiz bereits zum Selbstverständnis eines Unternehmens, für alle Mitarbeitenden sowohl ein faires und gerechtes Umfeld zu schaffen? Unterschiedliche Sichtweisen oder Hintergründe zu integrieren  und darüber hinaus  soziale Verantwortung hinsichtlich Entlohnung und Arbeitsmarktfähigkeit wahrzunehmen? Sind hiesige Unternehmenskulturen wirklich ebenso von gegenseitigem Respekt wie auch Anerkennung geprägt? Werden Taten und Leistungen gewürdigt? Umgangsformen als wertschätzend und wohlwollend beschrieben?

Virtuelle Netzwerke ohne Vertrauenskultur – Kann das funktionieren?

Auf dem Ranking der für die Zukunft relevanten Kompetenzen und Werte erscheinen nach dem Spitzenreiter Kundenfokus Vertrauen an zweiter und Vernetzungsfähigkeit an dritter Stelle. Bezüglich zukünftiger Readiness besetzt Vertrauen allerdings den drittletzten Platz  so die Zwischenauswertung. Die Befragten sind sich unsicher, ob sich Vertrauen als fester Wert in der Führung in Zukunft etablieren lässt. Dagegen soll es heute bereits gang und gäbe sein, interne und externe zweckdienliche Netzwerke über vorhandene Unternehmensstrukturen hinweg zu bilden sowie Beziehungen proaktiv zu gestalten. Die Frage ist legitim: Virtuelle Netzwerke ohne Vertrauen? Wie kann das funktionieren? Verpasst es die Führung, ihre Hausaufgaben zu machen? Oder schafft sie es doch, eine Vertrauenskultur zu implementieren, welche von Integrität und Kompetenz zeugt? Und gelingt es ihr, tragende Beziehungen aufzubauen und damit Autonomie zu gewähren?

Wird die zukünftige Relevanz der Risikobereitschaft verkannt?

Was in der vorläufigen Auswertung besonders auffällt: Unternehmen in der Schweiz scheinen bezüglich Risikobereitschaft heute und morgen am schlechtesten aufgestellt zu sein. Ein ähnliches Bild zeichnete bereits die in Kooperation mit der SKO durchgeführte Studie "Leadership the Swiss Way 2018". Da gehörte Risikobereitschaft schon zu den Schwächen der typischen Schweizer Führungskraft. Was die zukünftige Relevanz dieser Fähigkeit betrifft, unterscheiden sich die Resultate der beiden Studien zurzeit sehr: Risiken zu adressieren und bewusst in Kauf zu nehmen, wurde 2018 als sehr wichtiger Wert für die Zukunft eingeschätzt. Im laufenden Leadership Barometer 2019 bildet Risikobereitschaft dagegen das Schlusslicht der zukünftig relevanten Kompetenzen. Tut sich hier eine weitere Baustelle für die Führung auf? Oder ist die Schweizer Führung auf Kurs? Es bleibt auf jeden Fall spannend, in welche Richtung die Endresultate weisen.

Der Fragebogen zum Leadership Barometer 2019 ist geöffnet bis Mitte September. Die finalen Studienergebnisse liegen Ende Oktober 2019 vor.  

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