Werkzeugkiste Werkzeugkiste
Toolbox für zeitgemässes Leadership (Symbolbild)

Leadership heisst heute – mehr denn je – Verändern, namentlich vor dem Hintergrund der raschen technologischen Veränderungen. Ein Blick in Wikipedia ergibt bei der Suche nach „Emerging Technologies“, welche heute also in Entwicklung, aber noch nicht vollständig ausgereift sind, eine Liste mit über 200 Einträgen. Die daraus resultierenden Opportunitäten, aber auch der entstehende Druck auf Unternehmen zum Wandel, sind enorm.

Seit langem ist bekannt, dass die Mehrheit an Veränderungsinitiativen in Unternehmen scheitert. Akquisitionen lohnen sich oft nicht, IT-Projekte dauern oft doppelt so lang und kosten zweimal so viel wie geplant, und eine Korrelation zwischen Downsizing-Initiativen und Veränderungen in der Kapitalrendite ist kaum nachweisbar. Dies hat drastische Konsequenzen: Die 5-Jahres-Mortalitätsrate kotierter US-Firmen ist laut der Boston Consulting Group seit 1970 von rund 5% auf heute über 30% angestiegen.

Was Change-Initiativen erfolgreich macht

Wer sich fragt, was die Charakteristika selbstbeobachteter, erfolgreicher Change-Initiativen waren, wird diese typischerweise in vier Kategorien einteilen können (vgl. dazu etwa Keller/Meaney, 2017):

1. eine überzeugende Story, welche es unterschiedlichen Anspruchsgruppen ermöglicht, sich mit den anstehenden Veränderungen zu identifizieren und den Zielzustand als erstrebenswert erscheinen lässt,

2. unterstützende Prozesse und Anreize, die zielgerichtetes Verhalten belohnen,    

3. die Entwicklung der notwendigen Fähigkeiten, on the job mit ergänzenden neuen Inputs,

4. ein starkes Role Modeling: Nicht erst seit Klassikern wie Change or Die von Alan Deutschman (2007) ist bekannt, dass Menschen nicht primär damit geholfen wird, ihnen die Risiken ihres Verhaltens aufzuzeigen – sondern indem sie in Kontakt mit Personen gelangen, welche ein ähnliches Laster in der Vergangenheit erfolgreich überwunden haben.    

Einfache und bewährte Tools

Wer sich dies vergegenwärtigt, stellt fest, dass eine so bestückte Toolbox für Führungskräfte in Zeiten grossen Wandels weder besonders komplex noch besonders neuartig ist. Zwei kleine Beispiele mögen dies stellvertretend verdeutlichen:

Zum einen gibt es unterstützende Kanban-Prozesse, welche selbstorganisierten Teams stets transparent vor Augen führen, wo Fortschritt gelingt und wo es stockt. Diese sind zumindest seit siebzig Jahren bekannt und erprobt – man ist nur immer wieder überrascht, wie wenig systematisch davon Gebrauch gemacht wird.

Zum anderen dient Siddhartha Gautama alias Buddha schon seit 2500 Jahren als Role Model dafür, wie man nicht zuletzt in Zeiten grossen (Veränderungs-)Drucks seine eignen Emotionen verstehen, beherrschen – und in Folge sich auch neuen Gegebenheiten deutlich effektiver stellen kann. Dennoch widmete die NZZ erst diesen Sommer eine mehrteilige Reihe von Seiten-füllenden Artikeln dem Thema Achtsamkeit und seiner Bedeutung für das Geschäftsleben.

Eine Toolbox für zeitgemässes Leadership ist vorhanden. Dass sie nicht stärker zum Einsatz gelangt, liegt meines Erachtens vor allem daran, dass das vorhandene Werkzeug oft ganz einfach vergessen - oder zumindest nicht vollständig ausgepackt wird.

Quellen und weiterführende Informationen

Boston Consulting Group (2015): Die Another Day. What Leaders Can Do About the Shrinking Life Expectancy of Corporations.

Keller, S. & Meaney, M. (2017). Leading Organizations (ebook). Bloomsbury Business.

Deutschman, A. (2007). Change or Die: The Three Keys to Change at Work and in Life. New York: HarperCollins.

Jardine, A. (2017). Achtsamkeit. NZZ-Serie: https://www.nzz.ch/wirtschaft/achtsamkeit/

# # #

Dieser Text ist ein Beitrag zum Karrieretag, welcher am 21.11.2017 in der Kalaidos FH stattfand. Lesen Sie dazu auch: 

Alexander Roitinger, Verfasser dieses Beitrags, ist Dozent in den Studiengängen CAS FH in Leadership und Management und CAS FH Leadership Advanced der Kalaidos Fachhochschule.

Facebook Twitter Xing LinkedIn WhatsApp E-Mail