Guido Shilling an der Kalaidos Fachhochcschule Guido Shilling an der Kalaidos Fachhochcschule
Guido Schilling (rechts auf dem Podium), Managing Partner guido schilling AG, mit Jakob Limacher, Rektor der Kalaidos Fachhochschule (Bild: KFH)

Die Digitalisierung der Geschäftsmodelle gehört zur heutigen Realität von Organisationen und Unternehmen. Für viele bietet sie Chancen, wie die Erschliessung neuer Märkte oder den Informationsgewinn durch Big Data. Für alle bringt sie jedoch neue Herausforderungen, insbesondere für die Führungsarbeit. Guido Schilling, einer der bekanntesten Executive Searcher der Schweiz, schilderte im Herbstgespräch vom 21. November 2017 an der Kalaidos FH, wie sich Manager und Verwaltungsräte digitale Kompetenz aneignen können, um der digitalen Transformation erfolgreich zu begegnen. 

„Die Führungskraft von morgen ist Experte für Veränderung“

Wie sich das Führungsverständnis im digitalen Zeitalter verändern wird, wissen wir laut Schilling nicht so genau, aber wir wissen, dass die Generation der Digital Natives ein anderes Hierarchieverständnis mitbringt. Wo früher viel Distanz zu den Führungskräften üblich war, ist heute viel Nähe möglich und notwendig, weil Wissen nicht mehr Privileg der Führungskraft sondern im Team verteilt ist. Schilling, der auf die Besetzung von Spitzenpositionen auf Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsebene spezialisiert ist, beschreibt den bewussten Umgang mit digitalen Auswirkungen als eine der wichtigen Kompetenzen für die Führung von morgen. Neben der Anpassung oder Neuausrichtung von Geschäftsmodellen heisst dies, ein Führungsverständnis zu entwickeln, welches mit dem organisationalen Wandel einhergeht.

„Ein Chief Digital Officer muss in die Geschäftsprozesse einbezogen sein“

Eigenschaften, die ein CEO aus heutiger Sicht unter anderen mitbringen muss, sind: Neugier, Denken in grossen Zusammenhängen, Lösungs- und Kundenorientierung, ein agiler Führungsstil sowie Sinn für neue Arbeits- und Lernformen. Diese oder ähnliche Eigenschaften werden wohl auch in Zukunft – so Schilling – immer noch gefordert. Aus dem Blickwickel der Digitalisierung betrachtet werden wir für diese jedoch ganz andere Begrifflichkeiten verwenden.

Einfach ausgedrückt, muss ein Chief Digital Officer (CDO) kommunikativ und genügend offen sein, nicht mit fertigen Lösungen aufwarten, sondern Menschen zusammenbringen, um gemeinsam zu lernen. Ein Unternehmen, das einen CDO sucht, muss diesen in Prozesse einbeziehen. Dementsprechend muss eine geeignete Person Fragen stellen wie: „Was würdet Ihr jetzt in diesem Prozess digitalisieren und wie lautet ein geeignetes Vorgehen?“ Idealerweise kommt die Kandidatin oder der Kandidat von aussen und unterscheidet sich vom Verwaltungsrat in ihren/seinen Denkmustern. Diese Person bildet anfangs beispielsweise alleine oder mit mehreren digitalen Expertinnen und Experten zusammen einen Beirat, der jeweils an den Strategie-Workshops teilnimmt. Ein solcher Beirat dient den Verwaltungsräten als Sounding Board und bringt ihnen so digitale Kompetenz bei. Gegebenenfalls lässt sich dann aus diesem Beirat ein neuer CDO gewinnen.

„Ein CEO muss experimentierfreudig sein und sich mit maximaler Diversität umgeben“

In Zukunft wird maximale Diversität in Teams immer wichtiger. Dies bestätigt auch die Forschung. Ein Team nur nach einer Kompetenz zusammenzustellen, wie beispielsweise „Neugier“, wird nicht erfolgreich sein. Die Zukunft ist multidimensional und verlangt einen Mix an Kompetenzen. Schilling ist überzeugt, dass diejenigen Organisationen, die aufs Experimentieren setzen, zukünftig die Gewinner sein werden, weil wir heute noch nicht genau wissen, nach welchen Organisationsformen oder Führungskonzepten wir suchen. Als mögliches Experiment mit Erfolgspotenzial nennt er das Modell der geteilten Führung.

Ein effektiver Weg, die Diversität in Teams zu erhöhen, ist – so Schilling – mehr Frauen in Managementpositionen und Schlüsselfunktionen einzusetzen sowie diese grundsätzlich besser in die Arbeitswelt zu integrieren. Dafür müssen jedoch Strukturen geschaffen werden, damit die gut ausgebildeten Frauen, die arbeiten wollen, auch arbeiten können. Schilling untersucht seit über zehn Jahren die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der 100 grössten Schweizer Firmen. Als Grund, warum Frauen nur spärlich in Führungspositionen oder gar marginal in Verwaltungsräten vertreten sind, führt er die Sorge der Verwaltungsräte an, dass Menschen, die sie nicht kennen, nicht in ihr Gremium passen könnten. Zudem sind Verwaltungsräte grösstenteils Männer und Männer kennen oft nur Männer – und nicht die geeigneten Frauen. CEOs müssen sich ebenfalls bewusst werden, dass es in Zukunft immer wichtiger wird, sich mit verschiedensten Menschen – sprich Kompetenzen – zu umgeben.

Tipps für Führungskräfte, die sich für das digitale Zeitalter wappnen möchten, gibt Schilling zum Schluss: Bilden Sie sich stetig weiter, nutzen Sie Ihre Netzwerke, lassen Sie sich von Vorbildern inspirieren und tauschen Sie sich mit diesen über die eigene berufliche Karriere regelmässig aus. Insbesondere rät er, von Anfang an  – wie im Leistungssport üblich – einen Coach oder Mentor zu nehmen und nicht erst dann, wenn man einen braucht. Zu guter Letzt darf aber die Ambition für eine Fach- oder Führungskarriere nicht fehlen.

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