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Eine hohe Motivation hat einen positiven Einfluss auf die Leistung. (Symbolbild)

In ihrer Masterarbeit hat Salomé Egloff die relevantesten Motivationsfaktoren für die administrativen Mitarbeitenden an der Kalaidos Fachhochschule ermittelt. Im Gespräch mit Irene Willi, Content Managerin des Instituts für Leadership und HR, gibt die Absolventin des MAS FH in Human Resources Management Einblick in den aktuellen Stand der Motivationsforschung und verrät, welche Motivationsfaktoren generell für Dienstleistungsunternehmen am wichtigsten sind.

Salomé Egloff, warum haben Sie sich für das Thema Motivationsfaktoren für Ihre Masterarbeit entschieden?

Auf der einen Seite werde ich in Bewerbungsgesprächen oft gefragt, was das Arbeiten an der Kalaidos FH ausmacht und ich konnte bis jetzt nur von meinen eigenen Eindrücken erzählen. Es hat mich aber schon lange interessiert, was die anderen Mitarbeitenden darüber denken. Auf der anderen Seite bildet eine hohe Arbeitsmotivation eine Möglichkeit für Organisationen und Unternehmen, sich von der Konkurrenz zu differenzieren und dadurch einen entscheidenden Marktvorteil zu gewinnen. Die Motivationsfaktoren zu kennen, die einen positiven Effekt auf die Leistung haben, ist dafür entscheidend.

Was versteht man genau unter Motivation?

Für den Begriff Motivation gibt es unzählige Definitionen, die aber alle ungefähr dasselbe aussagen. Spiess und von Rosenstiel definieren Motivation wie folgt: „Motivation weist auf Bewegung und Antrieb hin: Motivation bewegt zum Handeln, richtet auf Ziele aus und sichert einen längerfristigen Einsatz von Kräften in eine Richtung“. Interessant ist, dass in der Praxis oft der Irrglaube vorherrscht, dass Motivation ein angeborenes Wesensmerkmal ist, welches sich nur sehr schwer verändern lässt.

Wie motiviert man die Mitarbeitenden am besten?

Eine der wichtigsten Unterscheidungen in der Motivationspsychologie ist die Unterscheidung zwischen der extrinsischen und der intrinsischen Motivation. Wenn die Motivation die Befriedigung in der Arbeit selbst findet, dann wird sie intrinsische Motivation genannt. Ihr gegenüber steht die extrinsische Motivation, die ihre Befriedigung durch äussere Faktoren, wie Belohnung oder Bestrafung findet.

Dementsprechend zeigt das Modell von Grote auf, dass Arbeitsmotivation durch eine Kombination von Aufgabenorientierung (intrinsische Motivation) und äusseren Anreizen (extrinsische Motivation)gefördert werden kann. Dieses besagt auch: Je höher die Aufgabenorientierung, desto weniger wichtig sind die äusseren Anreize für die Arbeitsmotivation und umgekehrt (siehe Abbildung).

 Motivation

Motivation entsteht durch das richtige Verhältnis von Aufgabenorientierung und äusseren Anreizen (Darstellung von Salomé Egloff in Anlehnung an Berchtold-Ledergerber)

Aktuell beschäftigt sich die Motivationsforschung aber intensiv damit, wie viel Verantwortung für die Motivation der Mitarbeitenden überhaupt bei den Unternehmen liegt und wie viel bei den Mitarbeitenden selbst. Oder anders gesagt, mit der Frage, ob es von Seiten der Unternehmen überhaupt sinnvoll ist, die Mitarbeitenden motivieren zu wollen.

Wie kommen nun die Motivationsfaktoren ins Spiel?

Zahlreiche Studien haben sich bereits mit der Frage beschäftigt, welches die Anreize sind, die Unternehmen ihren Mitarbeitenden bieten können, die den grössten positiven Effekt auf die Arbeitsmotivation der Mitarbeitenden haben. Die Studie mit dem Titel „Arbeitsmotivation 2016“, welche vom Personaldienstleister Manpower durchgeführt wurde, ermittelte beispielsweise als wichtigsten Motivationsfaktor im Berufsleben ein gutes Arbeitsverhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten.

Während meiner Literaturrecherche habe ich die Motivationsfaktoren aufgrund der Häufigkeit, mit welcher sie in der Fachliteratur erwähnt werden, als die wichtigsten eruiert und nach materiellen und immateriellen Anreizen unterschieden. Welche Motivationsfaktoren sich aus meiner Befragung an der Kalaidos Fachhochschule als am relevantesten herauskristallisierten, darf ich aus Vertraulichkeitsgründen nicht erwähnen. Entscheidend ist ohnehin, dass jedes Unternehmen selbst die Auswahl der Motivationsfaktoren trifft, die bei möglichst vielen ihrer Mitarbeitenden einen positiven Effekt auf die Motivation haben.

Hier die Liste der wichtigsten Motivationsfaktoren aus meiner Literaturrecherche im Überblick:

Materielle Anreize

  • Entlohnung
  • Nebenleistungen

Immaterielle Anreize

  • Arbeitsinhalt: Vielseitigkeit der Arbeiten, Handlungsspielraum, herausfordernde Ziele, persönliche Ziele umsetzen, Sinn in der Arbeit
  • Arbeitszeitenregelug
  • Unternehmens- und Teamkultur
  • Aufstiegsmöglichkeiten, Status und Ansehen
  • Möglichkeit zur Fortbildung/ Weiterbildung
  • Arbeitsplatzsicherheit
  • Lob und Wertschätzung

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es zwar sehr viele verschiedene Motivationsfaktoren gibt, die von Unternehmen aktiv eingesetzt und gefördert werden können. Doch sind gewisse Motivationsfaktoren von Seiten der Unternehmung nur begrenzt beeinflussbar. Zudem kann die Wahrnehmung dieser Anreize von Belegschaft zu Belegschaft beziehungsweise sogar von Person zu Person stark variieren.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Salomé Egloff

Salomé Egloff, Absolventin MAS FH in Human Resources Management

Handlungsempfehlungen für Unternehmen, welche die Arbeitsmotivation der Mitarbeitenden stärken und langfristig hochhalten, erfahren Sie demnächst im zweiten Teil dieses Interviews.

Quellen und weiterführende Informationen

Berchtold-Ledergerber, V. (2010). Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit. In B. Werk-mann-Karcher & J. Rietiker (Hrsg.), Angewandte Psychologie für das Human Resource Management (1. Aufl., S. 165-178). Berlin Heidelberg: Springer.

Brandstätter, V., Schüler, J., Puca, R.M. & Lozo, L. (2013). Motivation und Emotion. Berlin Heidelberg: Springer.

Grote, G. (1997). Autonomie und Kontrolle – Zur Gestaltung automatisierter und risikoreicher Systeme. Zürich: vdf Hochschulverlag.

Haufe. (2016). Grünpflanzen und guter Kaffee: Die Top 10 Faktoren zur Arbeitsmotivation. Zugriff am 12.11.2016. Verfügbar unter https://www.haufe.de/personal/hr-manage-ment/arbeitsmotivation-die-top-10-faktoren_80_349768.html

Nerdinger, F. W. (2013). Arbeitsmotivation und Arbeitshandeln. Asanger: Kröning.

Spiess, E. & von Rosenstiel, L. (2010). Organisationspsychologie. München: Oldenburg.

Autor/in
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Irene Willi Kägi

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Salomé Egloff

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