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Bild: Schindler Pune – Der erste von 4 Firmenbesuchen

Indien bietet ein grosses Potenzial für schweizerische Unternehmen, insbesondere wegen seines guten Wirtschaftswachstums. Im indischen Markt Erfolg zu haben, ist jedoch eine Herausforderung. Im Rahmen meines berufsbegleitenden Wirtschaftsinformatik-Studiums (Bachelor of Science FH in Business Information Technology (BIT)) an der Kalaidos Fachhochschule hatte ich diesen März die einmalige Gelegenheit, eine einwöchige Studienreise nach Pune, Indien zu unternehmen. Auf unserer Reise tauchten wir ein in die Kultur der 7-Millionen-Einwohner-Stadt und erhielten tiefe Einblicke in die indische Arbeitswelt. Da ich als Projektleiter bei der IBM intensiv mit einem Team in Pune zusammenarbeite, war es eine ausserordentliche Bereicherung, den Teamleiter vor Ort kennenzulernen und ganz konkrete Erkenntnisse mit nach Hause zu nehmen.

Langer Atem, klare Strategie und Verständnis für die Vielfalt der Kulturen

Um langfristig ein Unternehmen in Indien etablieren zu können, braucht es einen langen Atem, eine klare Strategie, das Verständnis der vielen lokalen Kulturen und trotzdem eine agile Denkweise.  Besonders die Besuche bei Schindler, Geberit und UBS haben mir aufgezeigt, dass es fast nicht möglich und sinnvoll ist, innerhalb kurzer Zeit für einen kurzen Zeitraum eine Firma oder einen Unternehmenszweig in Indien aufzubauen. Des Weiteren müssen die richtigen Personen identifiziert und das Vertrauen durch Ehrlichkeit und Offenheit aufgebaut werden. Dass die Fluktuation für Firmen in Bezug auf gewisse Jobrollen eine Herausforderung ist, hatte ich vorgängig selbst erlebt. Sehr interessant war jedoch zu erfahren, dass die Dynamik der Firmenwechsel teils einiges grösser ist, sprich Mitarbeitende nicht zur Arbeit erscheinen oder den Job vom einen auf den anderen Tag wechseln. Finden der richtigen Mitarbeitenden wurde oft auch als eine zusätzliche Herausforderung genannt.

Klare Definition von Erwartungen und entrepreneurial Spirit

Bei Cognizant, Anbieterin von IT-Beratung und -Technologie wie auch Outsourcing-Dienstleistungen mit über 260‘000 Mitarbeitenden, rund 100‘000 in Indien, davon 2400 in Pune, hat mich deren westlicher Groove und Professionalität beeindruckt. In den Gruppendiskussionen hat sich herauskristallisiert, dass offene und häufige Kommunikation, wie auch klare Definition von Erwartungen die Hauptfaktoren sind für erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Teams in Indien und anderen Ländern.

Cognizant: Studienreise nach Indien

Bild: Herauskitzeln der kulturellen Herausforderungen im Business bei Cognizant

Im regen Austausch mit 8 Vertretern der UBS – vom Head of IT über Head of Facility Management bis hin zum Head of HR überraschte und motivierte mich deren Bereitschaft, Herausforderungen der Kultur und des HR Management offen mit uns zu diskutieren. Dabei ist mir das Statement „One team, one dream“ geblieben.

Extreme Gegensätze

Auf einer 4-stündigen Entdeckungsreise durch Pune mit meinem indischen Kollegen von IBM sind mir als Erstes die extremen Gegensätze aufgefallen: Arm und reich, Chaos und doch organisiert, dreckig und sauber, wie auch heiss und kalt waren nur einige Meter voneinander entfernt. Paradox ist auch der auf den ersten Blick unkontrollierte, dichte und laute Verkehr, der durch lautes Hupen, sprich gegenseitiges Informieren, geregelt wird. Der extremste Kontrast bildeten die neuen, im westlichen Stil gebauten Gebäude von IT-Firmen, gleich daneben moderne Wohnkomplexe und ein paar Meter weiter ein Slum. Den wohl emotionalsten Kontrast erlebte ich in der Herz- und Freundlichkeit der Inder, obschon sie oft unter sehr einfachen Umständen leben.

Markt: Studienreise nach Indien

Bild: Der ganz „normale“ Markt in Pen (links) und Besuch von abgelegenem Dorf ausserhalb Pen (rechts)

Wie ich meine Erkenntnisse für meine Arbeit nutze

Durch das persönliche Zusammentreffen mit dem Teamleiter von IBM ist mir bewusst geworden, wie wichtig es ist, die Kultur meines Gegenübers zu verstehen, um effizient und produktiv arbeiten zu können. Durch den informellen Austausch haben wir uns besser kennengelernt und das Vertrauen gestärkt. Ich bin überzeugt, dass wir zukünftig effektiver zusammenarbeiten werden und ich besser auf andere indische Arbeitskolleginnen und -kollegen eingehen kann. Dies auch, weil ich meine Erfahrungen mit meinen Arbeitskollegen in der Schweiz persönlich und mit meinem globalen Team in einem virtuellen Meeting teilen werde.

Die Reise nach Pune hat mich auf der einen Seite zum Nachdenken angeregt und mir auf der anderen die Realität der indischen Kultur aufgezeigt. Ich bin gespannt, wie sich Indien in den nächsten Jahren entwickeln wird und würde mich freuen, es wieder bereisen zu dürfen. Zukünftig möchte ich Kulturen mehr im Bewusstsein haben, um meine Gegenüber besser zu verstehen, sei dies bei der Arbeit oder auch im Privatleben. Oft sind es Kleinigkeiten, die Türöffner sein können.

 Indien: Kinder und Markt

Bild: Kinder im Slum in der Nähe vom Flughafen Pune (links) und der Verkauf von frischem Gemüse auf dem Markt (rechts). Zwei Mal ganz verschieden, zwei Mal mit ganz viel Herzlichkeit.

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