Virtuelle Hand zeigt auf Zahnrad Virtuelle Hand zeigt auf Zahnrad
Der technische Fortschritt ist exponentiell mit entsprechender Bedeutung für die Nutzung von Daten. (Symbolbild)

Im ersten Teil dieser Blogbeitragsserie haben wir den Homo Digitalis als unser durch Daten geprägtes Abbild in der virtuellen Welt definiert. und im zweiten Teil anhand heutiger Nutzungsszenarien vertieft. Im dritten Teil zeigten wir, dass alles, was der reale Zwilling des Homo Digitalis an Daten von sich gibt, auch dem virtuellen Zwilling zuordenbar, auswertbar und anrechenbar sein wird.

Alle vorherigen Beiträge basieren auf heutigen Kenntnissen und kurzfristig erkennbaren technologischen Erkenntnissen. In diesem Beitrag geht es darum, welche Technologien die obigen Entwicklungen noch beschleunigen werden. Wir könnte sich die Zukunft entwickeln? Hier bieten die Gedanken von Ray Kurzweil zum Thema „Law Of Accelerating Returns“ eine Möglichkeit, die künftige Entwicklung zu erahnen.

Exponentielle Entwicklung des technologischen Fortschritts

Gemäss Kurzweil haben die ersten technologischen Entwicklungen Zehntausende von Jahren gedauert. Für die Menschen vor Christus gab es selbst in tausend Jahren kaum spürbare technologische Veränderungen. Um 1000 nach Christus begann der Fortschritt sich zu beschleunigen. Im 19. Jahrhundert änderten sich die Rahmenbedingungen plötzlich noch schneller, denn es gab es mehr technologische Veränderungen als in den neun vorangegangenen Jahrhunderten! In den ersten zwanzig Jahren des 20. Jahrhunderts gab es mehr Fortschritte als im gesamten 19. Jahrhundert! Mittlerweile finden technologische Paradigmenwechsel innerhalb weniger Jahre statt.

Als Beispiel: Das Smartphone als kommerzielles Massenprodukt besteht erst seit ca. 2008. Das Tablet seit 2011. Beide haben sich in nur fünf bis acht Jahren zu essenziellen Teilen des heutigen sozialen und geschäftlichen Lebens entwickelt.

Die Adaptionsrate der Paradigmenwechsel (d. h. die Rate des technischen Fortschritts) verdoppelt sich derzeit (ungefähr) alle zehn Jahre, d. h. die benötigte Zeit für Paradigmenwechsel halbiert sich in jedem Jahrzehnt. Damit verläuft die technologische Entwicklung also exponentiell. Das bedeutet: Nimmt man den bisherigen technologischen Fortschritt und wendet man die künftige Adaptionsrate an, so erkennt man, dass der technologische Fortschritt im 21. Jahrhundert, vergleichbar ist zu dem Fortschritt von den ca. 200 Jahrhunderten (20‘000 Jahre) zuvor.

Schlüsseltechnologien der Zukunft

Applizieren wir diese Adaptionsrate auf unsere bisherige Argumentation bezüglich Daten und Homo Digitalis, so ist es plausibel, dass wir im Jahre 2032 unser Berufs- und Privatleben nahezu komplett mit digitalen Zwillingen (oder Avataren) erleben werden.
Dies insbesondere, weil sich Schlüsseltechnologien rasant entwickeln werden. Aus meiner Sicht sind die relevantesten Zukunftstechnologien die folgenden:

  • Prozessortechnologie
  • Künstliche Intelligenz
  • Blockchain
  • Virtuelle Realität
  • Web 3.0 (auch bekannt als Metaverse) als Kombination

Diese Technologien werden in Kombination mit den Daten des Digital Twin einen ziemlich vollständigen Homo Digitalis als Abbild der relevanten Teile unserer realen Welt ermöglichen.

Bereits heute bestehen in der virtuellen Welt neue Geschäftsmodelle. Menschen verdienen mit virtueller Arbeit im Metaverse ihr Geld oder verdienen sich durch Staking und Farming in den virtuellen Kryptowährungen Geld hinzu (Decentralized Finance aka DeFi ).

Über diese von der realen in die virtuelle Welt übertragenen Aspekte kommt die Perspektive von neuen (Phantasie-) Welten hinzu. Wo wir in der realen Welt Restriktionen durch Zeit, Budget und Physik kennen, sind diese Grenzen im Metaverse fast irrelevant. Prozessorleistung, Speicherkapazität und Übertragungsleistung der Netzwerke sind hier die (derzeit) einzig limitierenden Fakten. Unter Kenntnis der bisherigen Entwicklung der Menschheit kann dies fantastische, aber auch Furcht erregende Szenarien ergeben.

In Bezug auf Gesetzgebung und Regulation werden Regierung, Legislative sehr gefordert sein. In ethischen Fragen wird die zivile Gesellschaft in den nächsten Jahren sehr gefordert werden.

Datensicherheit und Datenschutz

Letztlich verbleibt Data Security & Privacy. Dies ist derzeit in vielen Unternehmen in Verantwortung der IT und der Rechtsabteilung. Die im Blogbeitrag geschilderte Steigerung der Datenflüsse und Knotenpunkte muss rechtlich und sicherheitstechnisch abgesichert sein. Ein Unternehmen muss jederzeit in der Lage sein, aufzuzeigen wo Unternehmensdaten extern weitergegeben werden, an wen und wie sie auch extern fliessen. Umgekehrt ist die Verwendung externer Daten im Unternehmen ebenso den gleichen hohen Standards des Datenschutzes und der Datensicherheit zu unterwerfen.

Vor dem Hinblick der bestehenden Technologien und der erwarteten exponentiellen technologischen Entwicklung ist eine Steuerung und ein Management von Daten auf der Unternehmensebene keine kurzlebige Forderung des Zeitgeists, sondern eine essenzielle unternehmerische Notwendigkeit, die man besser heute als morgen im Unternehmen etabliert und mandatiert.

Quellen und weiterführende Informationen

Diese beiden Artikel erklären Kurzweils Law of Accelerating Returns recht verständlich:

Berman, A. E. (2016 A). Technology Feels Like It’s Accelerating — Because It Actually Is.

Berman, A. E. (2016 B). How to Think Exponentially and Better Predict the Future.

Hier der Artikel von Ray Kurzweil, alt, aber aktuell:

Kurzweil, R. (2001). The Law of Accelerating Returns.

Über das Thema Metaverse:

McKinsey (2022). What is the metaverse—and what does it mean for business?

Zum Thema CD(A)O eine recht gute aktuelle Zusammenfassung der Aufgaben:

Stackpole, B. (2021). Making the business case for a chief data officer.

Zur Wiederholung, ein Artikel zum digitalen Schatten, eine weitere Bestätigung des Homo Digitalis:

Lobe, A. (2021). Mit jedem Klick wächst unser dämonischer Doppelgänger. NZZ.

Ebenfalls zur Wiederholung, eine verständliche Übersicht zu maschinellen und neuronalen KI:

Quantum Black AI by McKinsey (2020). An executive’s guide to AI.

Autor/in
Norman Stürtz

Norman Stürtz

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