Führung und Leistung im Generationenmix
Jeremias Bär
Um auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich und zeitgemäss zu bleiben, müssen unausweichlich junge Mitarbeitende eingestellt werden. Damit Führungskräfte optimal auf die heranwachsenden Generationen eingehen können, ist es wichtig deren Bedürfnisse zu kennen: Was motiviert und treibt junge Menschen in der Arbeitswelt an? Wie können Führungskräfte sie im Unternehmen betreuen und personell sowie fachlich führen? Jeremias Bär ging im Rahmen seiner Bachelor Thesis an der Kalaidos FH diesen Fragen nach und nahm dabei die Gen Y & Z sowie deren Motivation im Kontext der Führung unter die Lupe.
Arbeiten soll Spass machen und sinnhaft sein
Die stabilen und sicheren Verhältnisse, in welchen junge Menschen heutzutage aufwachsen dürfen, prägen diese massgebend. Der soziodemografische Wandel und die Digitalisierung – können die Ansprüche und Ansichten junger Arbeitnehmenden fundamental verändern. Für die Jungen scheinen die Möglichkeiten grenzenlos, wodurch sich deren Werte und angestrebte Ziele massgebend von denen der Generation der Eltern unterscheiden können. Arbeiten soll nicht nur dem Überleben dienen, sondern Spass machen und Sinnhaftigkeit stiften!
Die Forschungsergebnisse im Rahmen der Bachelor Thesis bestätigten die gerade erwähnten Ansprüche und Vorstellungen grösstenteils. Klassisch hierarchische Unterweisung trifft zukünftig stärker auf Ablehnung. Die Generation Y sowie Z sucht eine Führungsbeziehung auf Augenhöhe, wo die oder der Vorgesetzte eine authentische Vorbildrolle vertritt. Idealerweise ist diese auf Werten gestützt, welche auch den Mitarbeitenden sympathisch sind. Die Generationenangehörigen streben zudem nach Anerkennung – wohlgemerkt die stärkste Ausprägung in der gesamten Erhebung – und sind der Überzeugung, dass sie viele Fähigkeiten bereits besitzen, um selbständig konstruktiv und zielorientiert zu arbeiten.
Führung wird also vermehrt stark mit sozialer Kompetenz assoziiert. Weg von Anweisung, hin zu Coaching und Mentoring! Dies sind einige der Gründe, wieso sich Unternehmen und deren Führungsstufen auf die heranwachsenden Generationen einstellen sollten.
Digital Natives
Junge Arbeitnehmende verfügen in der Regel bereits über eine gegebene Technikaffinität. Soziale Medien gehören zur Tagesordnung, alleine die Kommunikation findet hauptsächlich online statt. Physische Treffen stellen dabei nur eine Bereicherung beziehungsweise Ergänzung dar. Ein Leben ohne Google oder Smartphone ist für die «Digital Natives» (Eberhardt & Majkovic, 2015) – ein Begriff, der in diesem Zusammenhang häufig verwendet wird – unvorstellbar. Dadurch entstehen auch neue Anforderungen an Arbeitgeber und Vorgesetzte: Führungskräfte sollten Vertrauen schenkende, kommunikationsstarke und faire Persönlichkeiten sein. Durch eine unangestrengte Authentizität bleiben sich Vorgesetzte in jeder Situation treu und werden so von den Mitarbeitenden akzeptiert, wodurch eine optimale Führungsbeziehung auf Augenhöhe entsteht.
Führen war gestern, Coachen ist heute
Wie können Führungskräfte jungen Mitarbeitenden mehr Anerkennung schenken? Mittels der Bachelor Thesis wurde eine interne Stichprobenbefragung von 35 Beraterinnen und Beratern im Alter von 24 bis 33 beim Praxispartner, der Personalberatung Careerplus erhoben. Die Ergebnisse zeigen: Möglichkeiten dazu ergeben sich oftmals mehr als man denkt. Um Anerkennung zu zeigen, bekommen Führungskräfte tagtäglich mehrere «Gratischancen» geschenkt. Sei es nur ein Lobesmail, ein Blumenstrauss oder ein Mittagessen auf Kosten der Firma, die kleinen, persönlichen Dinge honorieren Leistungen am nachhaltigsten. Genau diese Beispiele wurden auch in der Erhebung spezifisch genannt.
Selbständigkeit führt zur Eigenverantwortung. Nach einem strukturierten und gesicherten Wissenstransfer sollte Verantwortung schnell zurückgespielt werden. Die heutigen Arbeitsformen lassen viele Freiheiten zu. Es ist etabliert, zielbasiert zu arbeiten, wobei es Mitarbeitenden mit eigenen Ideen und Organisation gelingt, Ziele nachhaltig zu erreichen. Das Management sollte Mitarbeitenden heranführen, dass es an deren Fähigkeiten glaubt, selbständig die Ziele zu erreichen. Laut den Erkenntnissen der Bachelor Thesis führt genau dieses Verhalten der Unternehmungsführung zur deutlichen Motivationssteigerung.
Eine Stärke von Führungspersonen sollte Kommunikation sein. Bei Problemen ist Verständnis gefragt, bei Ideen Interessen, bei Meinungsverschiedenheiten Argumentationsstärke. Die heutigen Generationen kommunizieren zu einem grossen Teil über Kurznachrichtendienste wie Whatsapp oder Instagram. Eine prägnante Kommunikationsart ist also empfehlenswert, ganz nach dem Motto «weniger ist mehr».
Abschliessend lässt sich sagen, dass junge Arbeitnehmende sehr anspruchsvoll scheinen: Sie suchen stetig nach Bestätigung und Anerkennung und möchten möglichst viele Freiheiten geniessen. Arbeit und Privates sollen sich gut verknüpfen lassen, oder zumindest im optimalen Gleichgewicht stehen. Wird dies vom Arbeitgeber nicht in der vorgestellten Art ermöglicht, besteht die Gefahr, dass einfach eine alternative Arbeitsstelle gesucht wird. Ein schnelllebiger Arbeitsmarkt und der anstehende Fachkräftemangel machen dies unkompliziert möglich. Auch die permanente, von Grund auf soziale Vernetzung in den Onlinenetzwerken wird zukünftig neue Möglichkeiten und Abkürzungen im Bewerbungsmarkt mit sich bringen. Eine stetige und schnelle Horizonterweiterung ist daher sowohl für Arbeitnehmende als auch Arbeitgeber nötig.
Quellen und weiterführende Informationen:
Bär, J. (2021). Einfluss der Führung auf die Leistungsmotivation - Wie Führung Leistung und Motivation der Gen Y & Z beeinflusst (Bachelor Thesis). Institut für Wirtschaftspsychologie, Kalaidos Fachhochschule Schweiz.
Eberhardt, D. & Majkovic, A.L. (2015). Die Zukunft der Führung - Eine explorative Studie zu den Führungsherausforderungen von morgen (1. Aufl.). Wiesbaden: Springer.
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