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Welche Ansprüche stellen Studierende an ein Online-Studium? (Symbolbild)

Um digitale Lehre und Konferenzen kommt keine Hochschule seit Corona mehr herum. Teils mussten Online-Konzepte schnell aus der Not geboren werden – für eine strukturierte Planung blieb keine Zeit. Für ein strategisches Vorgehen lohnt es sich jedoch, die Ansprüche der Studierenden zu kennen. Was erwarten also Studierende von einer Hochschule für die Gestaltung eines Online-Studiums? Eine Befragung von Fern-Studierenden an einer Schweizer Fern-Hochschule (Voss, 2016) gibt einen guten ersten Einblick.

Die Zuverlässigkeit der Lernplattform steht über allem.

Als herausragendes Kriterium für eine optimale Lernumgebung eines universitären Fernstudiums gilt der Umfrage zufolge die Zuverlässigkeit der Lernplattform. Studierende wollen problemlos von jedem Ort auf die Plattform ohne einen Absturz zugreifen können, denn oberstes Gebot für ihr Online-Studium ist die Flexibilität. Zudem möchten sie sich mit den anderen Studierenden und Dozierenden an diesem Ort austauschen. Wenn diese Grundvoraussetzung nicht erfüllt ist, führt dies zu einer hohen Unzufriedenheit der Studierenden: Zu gross ist in ihren Augen der Zeitverlust.

Und was ist mit der Online-Didaktik?

In Summe wiegen didaktische Kriterien noch stärker als die Zuverlässigkeit der Lernplattform. Alle Befragten nannten einen oder mehrere Aspekte, die sich didaktischen Kompetenzen zuordnen lassen. Darunter findet sich der Anspruch, didaktisch versierte Dozierende anzutreffen, die Erfahrungen mit der Online-Lehre haben. Wenn Präsenzphasen die Online-Lehre in einem sogenannten Blended-Learning-Konzept ergänzen, dann sollte eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung zwischen den reinen Online-Phasen und den Präsenzveranstaltungen bestehen. Wichtig war den Studierenden auch innovative Online-Lehre, das heisst: Lehrveranstaltungen sollten live gestreamt und Leistungskontrollen nach zweckmässigen Verfahren durchgeführt werden. Die Online-Lernumgebung sollte zudem interaktionsbasiert gestaltet sein und einen Austausch zwischen allen Lernenden sowie den Dozierenden ermöglichen.

Der Schluss liegt nahe: Je interaktionsbasierter eine Lernumgebung gestaltet ist, umso eher wird es zu einem Austausch und zu effektiverem Lernen kommen. Neben der störungsfreien Lernplattform ermöglicht dieser Aspekt den Studierenden eine Zeitersparnis für wichtigere private, berufliche und studienbezogene Aufgaben. Die in der Regel beruflich stark beanspruchten Studierenden fühlen sich dadurch in ihrer Work Life Balance gesichert. Aus diesen didaktischen Gestaltungselementen ziehen die Studierenden ihren elementaren Nutzen: Sie wollen und können mit der richtigen didaktischen Unterstützung lernen. Das führt zum Aufbau von Wissen und qualifiziert sie für ihren Beruf. Durch das erworbene Wissen empfinden die Studierenden ein Gefühl der Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit.

Wie wichtig ist der Support?

Die befragten Personen waren, wie erwähnt, alle aktiv im Job und im Schnitt älter als 35 Jahre. Aufgrund ihrer Sozialisation waren sie also selbstständiges Arbeiten gewohnt. Ihr Arbeitspensum betrug mindestens 50 Prozent. Technischer Support war daher kein relevantes Kriterium. Auch Support durch eine/n StudiengangsleiterIn war zwar relevant, aber kein herausragendes Kriterium. Wichtig war allerdings die Erreichbarkeit der Dozierenden bei Fragen zur Thematik oder beim Beantworten von Fragen in einem Forum. Negativ beurteilt wurden lange Wartezeiten auf Rückmeldungen –  insbesondere auf die Evaluierung von Prüfungsleistungen   oder dass ein zweites Nachfragen nötig war. Die Studierenden entwickelten in diesem Zusammenhang ein Gefühl des „Allein-Gelassen-Werdens“, was Stress verursachen kann.

Welche Kompetenzen müssen Dozierende im Online-Studium mitbringen?

Neben den bereits thematisierten didaktischen Kompetenzen darf die Fachkompetenz der Dozierenden auch im Online-Studium nicht fehlen. Ein Kriterium wie Empathie, das in vielen Studien zur reinen Präsenzlehre immer wieder betont wird, ist für die Online-Lehre weniger bedeutend. Studierende möchten vielmehr von einer Fachperson betreut werden. Auch bei den vereinzelten Präsenzveranstaltungen möchten sie von dieser Fachexpertise profitieren. Dadurch wird Vertrauen seitens der Studierenden aufgebaut. Es darf also nicht an exzellenten Fachpersonen gespart werden, die zudem noch ebenso ausgezeichnete didaktische Fähigkeiten mitbringen Nicht zuletzt sollten auch Personen, die für das Programm und die Lernplattform verantwortlich sind, über herausragende Qualifikationen verfügen.

Quellen und weiterführende Informationen

Gruber, T., Lowrie, A., Brodowsky, G., Reppel, A., Voss, R. & Chowdhury, I. (2012). Investigating the Influence of Professor Characteristics on Student Satisfaction and Dissatisfaction: A Comparative Study. Journal of Marketing Education, 34  (2), 165-178.

Voss, R. (2016). Analyse der studentischen Ansprüche an die Lernumgebung eines universitären Fernstudiums im blended learning. Zeitschrift für interdisziplinäre ökonomische Forschung, 4 (1), 4-13.

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