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Manchmal braucht es eine mentale Verschnaufpause, damit die Arbeit leichter von der Hand geht. (Symbolbild)

Das E-Mail-Postfach ist voll, das Telefon klingelt im 5-Minuten-Takt, der eine Mitarbeiter versucht erneut seine komplizierte Idee zur Prozessoptimierung durchzusetzen und dann kommt noch eine zusätzliche ultradringende Anweisung vom Vorgesetzten – ein üblicher Tag im Büro. Der Alltagsstress während der Arbeitszeit schleicht sich bei vielen von uns rein, und ehe wir es merken, sind wir müde, einfallslos, schlapp vielleicht sogar gereizt. Wie kann man dafür sorgen, dass man trotz der Belastung gelassen, positiv gestimmt und friedlich bleibt und die Arbeit mit ein bisschen mehr Spass angehen kann? Die Forschung meint: Mit einer Prise Humor könnte es klappen.

Was ist Humor und wieso finden wir ihn lustig?

Unter Humor versteht man alles, was ein Mensch von sich gibt und was einem lustig vorkommt (Ruch, 2012). Lachen und Lächeln sind oft begleitende physiologische Faktoren, müssen aber nicht vorhanden sein. Manchmal ist man innerlich amüsiert und das Gesicht zeigt minimale Anzeichen für Spass. Natürlich ist dies individuell, aber es gibt eine grosse Schnittmenge bei uns Menschen, die die meisten doch noch lustig finden. Sonst kann ich mir die Millionen von Klicks auf YouTube bei den lustigen Videos nicht erklären.
Oft liegt die Essenz des Humorvollen laut Suls (1972) in der Inkongruität der Erwartung und der dazu gehörigen Auflösung. Das gedankliche Staunen resultiert dann im Humor. Dies verdeutlicht folgendes Beispiel:

Der Chef schreit den Angestellten wütend an: «Wieso kommen Sie erst jetzt?» Angestellter: «Ich bin aus dem Fenster im dritten Stock gefallen!» Daraufhin sagt der Chef: «Und dafür brauchten Sie eine Stunde?»

Sie hätten wahrscheinlich erwartet, dass der Chef erschrocken den Krankenwagen ruft, oder zumindest eine gewisse Anteilnahme zeigt, aber sicherlich nicht, dass er ihn weiterhin fertig macht. Und gerade durch diese unerfüllte Annahme muss unser Gehirn eine Sinnhaftigkeit darin finden. Die Geburtsstunde des Humors!

Nicht nur Schutzschild, sondern auch Schubkraft?

Was kann Humor denn eigentlich bewirken? Humor entlastet, löst Spannungen und bringt eine andere Art des Denkens mit sich. Sinn für Humor entscheidet auch darüber, wie wir Stress wahrnehmen und bewerten. Zu dieser Erkenntnis kam Abel in ihrer Studie im Jahr 2008, in der humorvollere Menschen angegeben haben, weniger Situationen als stressig zu empfinden im Vergleich zu den Menschen, die weniger Sinn für Humor besassen. Die humorvolleren Menschen verspürten zudem weniger Ängstlichkeit und gaben an, lösungsorientierter zu denken. Eine Metaanalyse von Mesmer-Magnus und Kollegen (2012) zeigt, dass Humor am Arbeitsplatz nicht nur vor chronischem Stress schützen, sondern auch die Produktivität und Teamkohäsion stärken kann.
Und wie steht es mit der Motivation? Die Arbeit von Goswami und Kollegen (2016) hat gezeigt, dass humorvolle Führung mit einer Erhöhung des «work engagement» von Mitarbeitenden einherging. Seither wurde im Bereich Arbeitsmotivation und Humor allerdings wenig Forschung betrieben. In seinem Buch «The Psychology of Humor at Work» erklärt Robert (2017) sehr treffend, dass sich Humor in der Summe über eine längere Zeit bemerkbar macht, teilweise schwer zu begreifen ist und methodologisch nicht immer aus der Perspektive der Organisationspsychologie erforscht wurde. Diese Gründe tragen unter anderem dazu bei, dass wir heute gerade bei der Motivation im Zusammenhang mit Humor keine sichere Aussage treffen können.

Wie Sie Humor beim Arbeitsplatz anwenden können

Bei der Anwendung von Humor am Arbeitsplatz gibt es Tücken. Insbesondere der Zynismus ist keine gute Option. Warum? Zynismus ist laut der Forschung von Ruch und Heintz (2016) eine dunkle Art des Humors, die vor allem in der Abwertung von gemeinsamen Normen und Werten begründet ist und eine gewisse Bitterkeit hat. Deutlich hat sich dies in der Arbeit von van Ootmerssen und Kollegen (2019) gezeigt, in der Zynismus die negativen Effekte der herausfordernden Tätigkeiten unterstrichen hat und somit den «work-flow» störte.

Humorvolle Bemerkungen sollten keinesfalls jemanden als Zielscheibe verwenden, sondern die menschliche Fehlerhaftigkeit gutmütig blossstellen. So kann Humor als Allzweckwaffe gegen Ihre eigene Verstimmung und die der anderen dienen. Wie sich das praktisch gestaltet? Lachen Sie auch mal über sich selbst, oder kommentieren Sie pointiert wohlwollend eine eigentlich ärgerliche Begebenheit. Wurde beispielsweise genau heute, wenn Sie Ihr bestes weisses Hemd tragen, Spaghetti Napoli in der Kantine aufgetischt? Oder kriegt ihr Drucker immer dann Panik, wenn Sie einen Vertrag drucken müssen? Sie können sich auch auf eine lustige Weise darüber empören, wie man Ihnen auf eine lange E-Mail mit einem ausführlichen Daumen-Hoch geantwortet hat. Die Atmosphäre wird dadurch eine gewisse Leichtigkeit erlangen und das Team durch die Heiterkeit aktiviert. Man gönnt sich eine mentale Verschnaufpause und die Arbeit geht danach leichter von der Hand.
Das wichtigste bei Humor am Arbeitsplatz ist jedoch nicht, möglichst viele Tierwitze im Arsenal zu haben, sondern dass Sie authentisch bleiben. Ihre Mitarbeitenden spüren intuitiv, wenn sie erzwungenermassen lustig sein möchte. Wenn Sie sich also in die Situation einfühlen, werden Sie erkennen, was gut ankommen könnte. Viel Spass bei der Arbeit!

 

Quellen und weiterführende Informationen:

Abel, M. H. (2002). Humor, stress, and coping strategies. Humor, 15(4), 365-381.

Goswami, A., Nair, P., Beehr, T., & Grossenbacher, M. (2016). The relationship of leaders’ humor and employees’ work engagement mediated by positive emotions. Leadership & Organization Development Journal, 37(8), 1083-1099.

Mesmer‐Magnus, J., Glew, D. J., & Viswesvaran, C. (2012). A meta‐analysis of positive humor in the workplace. Journal of Managerial Psychology, 27(2),155-190.

Robert, C. (Ed.). (2017). The Psychology of Humor at Work: A Psychological Perspective. New York, NY: Routledge.

Romero, E. J., & Cruthirds, K. W. (2006). The use of humor in the workplace. Academy of management perspectives, 20(2), 58-69.

Ruch, W. (2012). Towards a new structural model of the sense of humor: Preliminary findings. Technical reports of the AAAI.

Ruch, W., & Heintz, S. (2016). The virtue gap in humor: Exploring benevolent and corrective humor. Translational Issues in Psychological Science, 2(1), 35.

Suls, J. M. (1972). A two-stage model for the appreciation of jokes and cartoons: An information-processing analysis. In J. H. Goldstein & P. E. McGhee (Eds.), The Psychology of Humor: Theoretical Perspectives and Empirical Issues (pp. 81–100). Cambridge, MA: Academic Press.

van Oortmerssen, L. A., Caniëls, M. C., & van Assen, M. F. (2019). Coping with work stressors and paving the way for flow: Challenge and hindrance demands, humor, and cynicism. Journal of Happiness Studies, 1-21.

 

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