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Neue Möglichkeiten der Customer Experience dank Virtual und Augmented Reality (Symbolbild)

Innovative Marketingansätze können für Pionierorganisationen oder -manager entscheidende Vorteile im Wettbewerb mit sich bringen. Der direkteste Weg zu innovativem Marketing führt über technologische Neuerungen. Aktuelle technologische Trends müssen hierfür früh erkannt und gemeinsam mit neuartigen Marketingstrategien zielführend genutzt werden. Leider tendieren Unternehmen häufig dazu, die Adaption neuartiger Lösungen zu lange hinauszuzögern. Statt eine Pionierposition einzunehmen, werden sie zu blossen Followern und überlassen das Feld sowie die anfänglich beträchtlichen Potenziale der Konkurrenz.

Gefragt sind Kreativität, Mut und die Bildung sinnvoller Synergien

Innovation erfordert stets ein gewisses Mass an Kreativität und den Mut, früh auf technologische Trends zu setzen. Eine Neuerung ersetzt nicht automatisch bewährte Marketingansätze. Vielmehr kann sie dann gewinnbringend eingesetzt werden, wenn sie die Palette der verfügbaren Ansätze sinnvoll ergänzt.

Bereits in der Vergangenheit liessen sich solche Synergien und gegenseitige Abhängigkeiten betrachten. So erfolgte der Sprung von Single-Channel-Ansätzen hin zu heutigem Multi-Channel-Marketing im Einklang mit der Weiterentwicklung des Internets. Wenige Unternehmen glaubten zu Beginn an das Marketingpotenzial einer neuen vernetzten Welt mit sozialen Medien, heute sind die Pioniere von damals Marktführer.

Globale Ausnahmesituation als Einflussfaktor

Die Frage heisst somit: In welche Richtung entwickeln sich Marketing-Ansätze und die genutzten Technologien heute und in den nächsten Jahren? Um diese Frage beantworten zu können, müssen die Entwicklungen unserer Welt, unseres Alltags und sogar unserer Wahrnehmung der Realität ganzheitlich betrachtet und verstanden werden.

Wir alle wissen, in welcher globalen Ausnahmesituation wir uns 2020 befinden und kennen zumindest einige der Herausforderungen, die mit ihr einhergehen. Immer wieder lesen wir über Schliessungen physischer Standorte diverser Unternehmen in verschiedensten Branchen im Zusammenhang mit der Pandemie.

Dieses Phänomen lässt sich aber auch aus einer anderen Perspektive betrachten. Unabhängig von der Pandemie geht der Trend im Retail-Bereich seit langer Zeit in Richtung Online-Shopping und E-Commerce. Nahezu jedes physische Geschäft wird heute durch einen Online-Store ergänzt. In einigen Fällen fungiert die globale Krisensituation sogar als Beschleuniger für Umstellungen, deren Umsetzung längst geplant war. So hat beispielsweise Microsoft die Entscheidung getroffen, jeglichen physischen Geschäftsraum permanent zu schliessen. Zunächst ohne den Verlust von Arbeitsplätzen, nur einige wenige Geschäftsräume bleiben erhalten und werden in “Experience Centers” umgewandelt, in denen keine physischen Produkte direkt verkauft werden.

„Phygital“ – ein neuer Trend am Werbehorizont

Ein Trend, der bereits jetzt zu erkennen ist und den es allenfalls möglichst bald zu nutzen gilt, fungiert unter dem Begriff „Phygital“. Der amerikanische Marketing-Neologismus beschreibt die Konvergenz der Online- und Offline-Welten. Beschrieben werden damit Produkte und Angebote, die physische und digitale Aspekte zu Service-Bundles vereinen. Virtuelles Marketing und das Produkt verschmelzen zu einem kohärenten Ganzen. Die Unterscheidung gegenüber herkömmlichen Domänen des Marketings verschwimmt in diesem Kontext. Dadurch kann das Produkt als Gesamtgebilde letzten Endes neue Differenzierungsmerkmale auf dem Markt vorweisen.

Selbst auf dem Massenmarkt der Videospielbranche, auf dem Werbepotenziale bisher noch spärlich abgerufen wurden, gibt es Ansätze, Werbung direkt und diskret in Spielwelten zu integrieren. Dort, wo die Realität in digitaler Form widergespiegelt wird, spricht nichts dagegen, Raum für reale Produkte zu bieten. Die Erfahrung in der simulierten Realität kann dadurch sogar noch überzeugender wirken. Wen würde es überraschen, wenn an einer Bushaltestelle innerhalb des Videospiels eine echte Fastfood-Werbung angezeigt würde?

Phygital Marketing fügt sich idealerweise nahtlos in unseren digitalisierten Alltag ein. Vorausgesetzt alle Touch Points werden von Beginn an mit passenden Technologien verknüpft, ist das Ziel dieses Ansatzes eine überzeugende, umfassende Customer Journey mit hohem Engagement-Faktor.

Der Einsatz von Augmented und Virtual Reality fördern die Customer Experience

Der Trend im innovativen Marketing geht nicht dahin, die menschliche Komponente zu ersetzen, sondern vielmehr sie zu amplifizieren. Letztlich können neue Technologien in erster Linie dafür genutzt werden, bessere Kundenerfahrungen und ein massgeschneidertes Serviceangebot zu kreieren. Allerdings wird eine grosse Anzahl an Kunden auch zukünftig nicht auf das gewohnte “Gefühl des Einkaufens” verzichten wollen. Wie kann also ein überzeugendes Einkaufserlebnis im digitalen Raum geschaffen werden? Die Antwort lautet Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). Letzten Endes wird also V-Commerce auf E-Commerce folgen. Der Fokus kehrt dabei wieder zurück auf die Customer Experience, nun jedoch in virtueller Form.

AR bietet als Overlay für unsere reale Welt diverse Möglichkeiten: von Low-End Engagement wie projizierten Informationen - oft in Verbindung mit den weit verbreiteten QR-Codes oder digitalen Schatzsuchen bis hin zu Deeper Engagement wie dem Anprobieren neuer Kleidung oder Accessoires direkt am eigenen Körper, ohne die eigene Wohnung zu verlassen. Auch Make-up kann vor dem Kauf “anprobiert” werden, während Möbel schon mal “testweise” an die richtige Stelle im Wohnraum gestellt werden. Mit der technologischen Neuerung der weitreichenden Adoption mobiler Endgeräte mit integrierten Kameras und Grafikprozessoren ist diese Art des Marketings bereits heute massentauglich.

Ein aktuelles Beispiel bildet die Lancierung des Smartphones OnePlus Nord: Erstmals war es Interessenten aus aller Welt möglich, mittels einer App von OnePlus, das neue Smartphone bereits während der ersten Ankündigung und Präsentation im eigenen Wohnzimmer vor sich zu sehen und “in den Händen zu halten”. Darüber hinaus wurde dessen Markteinführung über Wettbewerbe, Interaktionen und Unboxings auf den eigenen Social-Media-Kanälen weiter begleitet.

Das Immersionsgefühl bietet neue Möglichkeiten

Einen Schritt weiter kann die virtuelle Realität (VR) gehen. Hier wird der Fokus auf die Erfahrung beim Nutzen des Produktes gelegt. Auch das Gefühl, Regale zu durchstöbern oder ein bestimmtes Sortiment zu durchforsten, kann dank einem gesteigerten Immersionsempfinden simuliert werden. Bei einer flächendeckenden Versorgung mit zuverlässigem, schnellem Zugang zum Internet werden sogar gemeinsam erlebte Shoppingtouren vorstellbar. Mittels neuer Technologien kann ein virtueller Raum nicht nur gesehen und gehört werden. Es lassen sich, neben einem simulierten Tastsinn, sogar Geschmäcker und Gerüche simulieren. Mit dem Gestaltungspotenzial des gesamten Spektrums der Sinneswahrnehmung eröffnen sich komplett neuartige Ansätze für die Customer Experience und das Marketing der Zukunft.

Aufgrund der besonderen Umstände kommt VR künftig verstärkt branchenübergreifend zum Einsatz. So werden präsenzbasierte Messen und Events wie die CES 2021 gänzlich in den digitalen und virtuellen Raum verlegt. Auch die Paris Fashion Week wird dieses Jahr durch einen Virtual Reality Summit ergänzt, in dessen Rahmen Industriegrössen dialogieren und neue aufstrebende Fashion Designer vorgestellt werden. Nicht zuletzt stossen Konzerte in den virtuellen Raum vor.

Warum es sich auch noch lohnt, in AR und VR zu investieren

Aus all diesen neuen Entwicklungen leiten sich noch andere Möglichkeiten für das Arbeitsleben von Morgen ab. Man denke hier an rein virtuelle Arbeitsmeetings, Pitches oder an nahezu gänzlich digital simulierte Arbeitsplätze. Mit Hilfe von VR lässt sich auch in einer Ausnahmesituation, wie wir sie gerade jetzt erleben, die zwischenmenschliche Komponente in der Zusammenarbeit erhalten. Da es vielerorts an den notwendigen Qualifikationen auf Seiten der Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden mangelt, werden die Möglichkeiten dieser neuen Technologien noch zu wenig effizient und konsequent genutzt. Es ist jetzt an der Zeit, hier zu investieren, um das Potenzial der Technologien der Zukunft bestmöglich abrufen zu können. Es gilt, die Pionierrolle einzunehmen.

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