Die 5 Dimensionen der Employ Agility Die 5 Dimensionen der Employ Agility
Die 5 Dimensionen der agilen Laufbahngestaltung. (Bild: Eigene Darstellung)

Unsere Arbeitswelt verändert sich. Um Schritt zu halten, müssen wir uns als Arbeitnehmende anpassen. Der Lohn dafür ist nicht nur ein längeres, sondern vor allem ein selbstbestimmtes und erfülltes Arbeitsleben.

In der Krise zeigt sich, wer mit veränderten Arbeitsbedingungen umgehen kann

Wir stehen im Zeichen der Bedrohung durch das Coronavirus. Der Lockdown hat der Wirtschaft verheerenden Schaden zugefügt. Viele Organisationen erlebten einen Nachfrage- oder Angebotsrückgang, in einigen Fällen sogar beides gleichzeitig. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind enorm. Diese unerwartete Situation hat eine Vorahnung dessen gebracht, was Agilität am Arbeitsplatz bedeutet: Mehr denn je ist die Bereitschaft gefordert, uns schnell auf veränderte Arbeitsbedingungen einzustellen. Viele von uns wurden beispielsweise ins Homeoffice gedrängt, und wir mussten lernen, Werkzeuge der digitalen Zusammenarbeit zu nutzen, um aus der Ferne zu arbeiten und zu führen. Während einige Menschen und Unternehmen in der Lage waren, sich anzupassen und schnell zu reagieren, empfanden andere ein hohes Mass an Unsicherheit, Verlust und sogar Depression. Einige Leute haben Mühe, sich beim Jonglieren der vielen unterschiedlichen Verpflichtungen über Wasser zu halten, während andere plötzlich viel Zeit zur Verfügung haben, weil sie nicht rausgehen und arbeiten können. Ein gemeinsamer Nenner ist die Unsicherheit über die Zukunft unserer Arbeitswelt.

Um der Zukunft der Arbeit mit Zuversicht entgegensehen zu können, ist eine agile Laufbahngestaltung gefragt

Das Thema einer agilen Laufbahngestaltung ist aktueller denn je. Ich nenne das „Employ Agility“: die Bereitschaft und Fähigkeit das Arbeitsleben flexibel zu gestalten, um sich an verändernde Umstände anzupassen und in ihnen zu gedeihen. Die agile Laufbahngestaltung ist etwas, um das wir uns kümmern sollten, während wir beschäftigt sind. Sie grenzt sich damit von der Arbeitsmarktfähigkeit ab, die auf die erforderlichen Fähigkeiten und Qualifikationen fokussiert, um auf dem aktuellen Arbeitsmarkt eine Stelle zu finden. Dies fordert einen Perspektivenwechsel oder mehr noch: einen Mentalitätswandel. Früher konnten sich Menschen für einen Beruf ausbilden lassen und kontinuierlich Fachkenntnisse erwerben. Die Entwicklung hin zu einem Modell, das für das 21. Jahrhundert geeigneter ist, bedingt, dass wir uns die Fertigkeiten aneignen, um mit dem Fortschritt mitzuhalten und das Beste aus unserem immer längeren und gesünderen Leben zu machen.
Heutzutage gibt es nicht mehr den einen richtigen Karriereweg für Erfolg, oder eine bestimmte Dauer des Verbleibs in einer Organisation beziehungsweise in einem Beruf. Trotzdem fürchten sich viele vor einem Arbeitsplatzwechsel, da sie dadurch wie Job Hopper wirken oder ein Loch im Lebenslauf entstehen könnte. Fehlende Flexibilität oder finanzielle Mittel können neben dieser Angst ebenfalls Hindernisse für eine agile Laufbahngestaltung sein. Organisationen und Arbeitgeber können hier sicherlich einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie bei ihren Mitarbeitenden Persönlichkeitseigenschaften wie „Offenheit für Erfahrungen“ und „Selbstwirksamkeit“ fördern. Die Bereitschaft, diese Eigenschaften zu stärken, müssen Arbeitnehmende jedoch selbst entwickeln.

Wie Sie Ihre Laufbahn agil gestalten

Doch wie und wo fängt man am besten damit an? Ich empfehle, sich als erstes Gedanken über Ihr Leben im Allgemeinen zu machen. Reflektieren Sie beispielsweise über Ihre Arbeit, Ihre Gesundheit, Ihre Werte und alles andere, was Ihnen wichtig ist. Folgende Dimensionen (vgl. Abbildung) bieten sich an, um Ihre Agilität einzuschätzen und zu erkennen, wo Verbesserungspotenzial besteht:

  • Lernagilität (Learning Agility): Können Sie aus Ihren Erfahrungen lernen? Und wie steht es um Ihre Neugierde? Lebenslanges Lernen ist für unsere Anpassungsfähigkeit wichtig. Ihre Lernagilität können Sie steigern, indem Sie beispielsweise etwas lernen, das nichts mit ihrem derzeitigen Beruf zu tun hat. Dabei können Sie auch mit verschiedenen Lernmethoden experimentieren, um das Lernen wiederzuentdecken.

  • Vernetzung (Networking): Wie können Sie ein stärkeres Netzwerk aufbauen und dieses aktiv nutzen? Schaffen Sie beispielsweise eine neue Art und Weise, sich in Ihr Netzwerk einzubringen und dieses wertzuschätzen.

  • Kollaboration (Collaboration): Zusammenarbeit ist in vielen Rollen wichtig. Finden Sie Wege, Ihr Wissen zu teilen und andere auch um Hilfe zu bitten.

  • Gesundheit (Wellbeing): Wie können Sie nachhaltig Leistung erbringen, ohne ein Burnout zu riskieren? Finden Sie Zeit, um sich um verschiedene Aspekte Ihrer Gesundheit zu kümmern.

  • Laufbahnentwicklung (Career Development): Gibt es Wege, wie Sie Arbeit, Bildung und Freizeit anders verteilen könnten? Probieren Sie neue Arbeitsweisen aus und berücksichtigen Sie verschiedene Ansätze, um Ihre Karriere im Laufe Ihres Lebens zu steuern.

Was jetzt und in Zukunft zählt, ist die Nutzung unserer Stärken, um Mehrwert zu schaffen (und Geld zu verdienen) und unsere Arbeit mit unseren Werten in Einklang zu bringen. Indem wir über den Rest unseres Lebens nachdenken und bewusst Schritte unternehmen, um uns individuell weiterzuentwickeln, können wir unsere persönliche Agilität und die Agilität der Unternehmen, für die wir arbeiten, erhöhen.

Unter https://employagility.ch können Sie kostenlos Ihre Employ Agility testen und erhalten eine persönliche Auswertung über die fünf Dimensionen.

Quellen und weiterführende Informationen

Dengler, P. (2019). Lifelong Employability: Thriving in an Ageing Society. Wiesbaden: Springer Gabler.

Dengler, P. (2020). EmployAgility. https://employagility.ch/

Tedx Talk: Lifelong Employability

Lesen Sie auch im Kalaidos Blog:

Employability: Keine Frage des Alters

 

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Autor/in
Philippa Dengler

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Mandana Bahrami

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