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Tattoos am Arbeitsplatz – noch ein Thema, oder alter Zopf? (Symbolbild)
Ein Tattoo schockiert heute kaum mehr. Da braucht es schon ein aufsehenerregendes oder schockierendes Motiv und/oder eine aussergewöhnliche Stelle des Tattoos. Wie tolerant sind wir wirklich gegenüber individueller Körperverzierung? Werden Personen mit sichtbaren Tattoos gleich häufig eingestellt wie nicht-tätowierte Personen?

Tattoo = negativ wahrgenommen?

Flanagan & Lewis (2019) beschreiben, dass viele Studien negative Effekte von sichtbaren Tattoos aufzeigen: Man wird als weniger glaubwürdig eingeschätzt, hat mehr Mühe, einen Job zu erhalten und ist verschiedenen Vorurteilen ausgesetzt. Als die Forscher Studienteilnehmende danach fragten, ob Sie ein sichtbares Tattoo bei ihrem Zahnarzt/Vorgesetzten/… stören würde, zeigten sich Unterschiede je nach Beruf. Die wenigsten Personen stören sich an einem Tattoo bei einem professionellen Sportler, während sich viele an Tattoos bei Ärzten/Zahnärzten stören. Für die meisten Berufe galt allerdings, dass sich die wenigsten an sichtbaren Tattoos störten. Die Vorurteile scheinen abzunehmen und vor allem für bestimmte Berufsgruppen zu gelten.

Hals- und Gesichtstattoos

Bei einem Hals- oder Gesichtstattoo ist es naturgemäss sehr schwierig, dieses zu verdecken und die Sichtbarkeit des Tattoos ist hoch. Antonellis & Silsbee (2018) sammelten Kommentare von 243 Personen, u. a. HR-Professionelle und Recruiter auf Diskussionsplattformen. 20 Prozent der Befragten würden keine Personen mit einem sichtbaren Gesichtstattoo einstellen, z. B. mit folgender Aussage: “The person has made a choice to have ink on his/her face and I am also making a choice not to hire you. Bottom line, we are all allowed to make a choice, my choice is not to hire.” 50 Prozent der Befragten würden eine Person mit Hals- oder Gesichtstattoo einstellen, abhängig von der Position. Die negativen Effekte scheinen also nicht nur von der Berufsgruppe, sondern auch von der Position abzuhängen.

Weniger Lohn oder niedrige Einstellungsquote wegen Tattoos?

Leiden BewerberInnen mit Tattoos unter einer niedrigeren Einstellungsquote als BewerberInnen ohne Tattoos? Über 2000 Personen nahmen an einer Studie von French, Mortensen, & Timming (2019) teil, um dieser Frage nachzugehen. Überraschenderweise konnte nicht belegt werden, dass Personen mit Tattoos bezüglich Einstellung oder Lohn diskriminiert werden. In gewissen Fällen fanden Männer mit Tattoos sogar schneller wieder einen Job, als Personen ohne Tattoos. Dies überrascht, da Studien belegen, dass Personen durchaus nach wie vor Vorurteile gegenüber tätowierten Personen haben (siehe auch Broussard & Harton, 2018). Laut den Forschern gibt es drei mögliche Erklärungsgründe für diese widersprüchlichen Befunde: (1) Die wahrgenommene Diskriminierung stimmt nicht mit der effektiven Diskriminierung überein, (2) Diskriminierung existiert nach wie vor, aber nur in spezifischen Sektoren/Positionen oder (3) Diskriminierung fand vor allem in früheren Zeiten statt, als Tattoos noch selten waren.

Fazit
Auch wenn in bestimmten Branchen und Positionen ein Tattoo nach wie vor hinderlich für die Karriere sein kann: die Zeiten haben sich stark geändert, seit ein Tattoo ein Skandal war. Versiertes HR-Personal wird sich kaum fähige Kandidaten wegen einer Körperverzierung durch die Lappen gehen lassen. Ein Gesichtstattoo sollte aber – nicht nur aus Karriere-Gründen – sehr gründlich überlegt sein.

Weiterführende Informationen und Quellen:
Broussard, K. A., & Harton, H. C. (2018). Tattoo or taboo? Tattoo stigma and negative attitudes toward tattooed individuals. The Journal of Social Psychology, 158(5), 521–540. https://doi.org/10.1080/00224545.2017.1373622

Flanagan, J. L., & Lewis, V. J. (2019). Marked inside and out: An exploration of perceived stigma of the tattooed in the workplace. Equality, Diversity and Inclusion: An International Journal, 38(1), 87–106. https://doi.org/10.1108/EDI-06-2018-0101

French, M. T., Mortensen, K., & Timming, A. R. (2019). Are tattoos associated with employment and wage discrimination? Analyzing the relationships between body art and labor market outcomes. Human Relations, 72(5), 962–987. https://doi.org/10.1177/0018726718782597

J. Antonellis, P., & Silsbee, R. (2018). Employment Interview Screening: Time to Face the Ink. Journal of Business & Economic Policy, 5(4). https://doi.org/10.30845/jbep.v5n4a6

Autor/in
Regula von Büren

Regula von Büren

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