Andreja Wirz, Fachspezialistin Stress der SUVA, berichtet von einem Workshop mit Klienten Andreja Wirz, Fachspezialistin Stress der SUVA, berichtet von einem Workshop mit Klienten
Andreja Wirz gibt Einblicke in ihre Tätigkeit als Fachspezialistin Stress bei der SUVA. (Bild: Kalaidos FH)

Wenn Menschen in der Stressmühle stecken, hilft manchmal Unterstützung von aussen – beispielsweise in der Gestalt von Andreja Wirz. Sie ist promovierte Arbeits- und Organisationspsychologin und interessiert sich insbesondere für das Wohlbefinden von Menschen bei der Arbeit. Nebst ihrer Selbständigkeit als Coach und ihrer Dozententätigkeit an der Universität Zürich führt sie im Namen der SUVA Firmenworkshops zur Stressprävention und -bewältigung durch.

Wie so ein Workshop über die Bühne geht und welche Themen sie beschäftigen, erzählt sie uns gleich persönlich.  

„Montagmorgen, 7 Uhr. Ich bin tipptopp vorbereitet und freue mich auf den Stress-Workshop, den ich heute mit Mitarbeitenden eines Unternehmens, das Pflegedienstleistungen bei Klienten vor Ort anbietet, durchführen darf. Das Ziel ist es, Ursachen von Stress aufzudecken, die Mitarbeitenden für die Auswirkungen von Stress zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, welche Möglichkeiten zur Stressbewältigung bestehen. Dabei heben wir insbesondere Massnahmen hervor, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Das soll den Mitarbeitenden einen Anstoss geben, aus eigener Initiative etwas gegen den im Alltag erlebten Stress zu unternehmen. Zudem wird oft vergessen, dass Hektik und Zeitdruck zu Unfällen und Verletzungen führen. Hier setzen wir ebenfalls an.

9 Uhr. Seit einer halben Stunde arbeite ich mit zwölf sehr engagierten Pflegefachpersonen, und schnell wird klar, dass die Teilnehmenden viel Herzblut in ihre Pflegearbeit stecken. Sie möchten möglichst alle Wünsche ihrer bedürftigen Klienten erfüllen und gleichzeitig den Anforderungen ihrer Arbeitgeberin gerecht werden. Beispielsweise sollen sie die geplanten Einsatzzeiten einhalten und nach jedem Einsatz ihre Arbeit protokollieren, was wiederum Zeit kostet. Manche finden es schwierig, all diese und weitere Erwartungen zu erfüllen. Auch sei es nicht einfach, sich gedanklich von ihren Klienten zu verabschieden und Dinge, die nicht zu ihrem Dienstleistungsangebot gehören, unerledigt zu lassen. Deshalb erfüllen sie ihren Klienten Wünsche, für die sie eigentlich nicht zuständig sind und nehmen dadurch in Kauf, länger als geplant unterwegs zu sein. So berichten sie, wie sie von einem Klienten zum anderen hetzen, in der Hoffnung, dass sie nicht noch ein Stau ausbremst und sie mit Verspätung beim nächsten Klienten ankommen. Das Resultat dieses Eifers ist … Stress! Viele der Mitarbeitenden fühlen sich überarbeitet und sind unzufrieden. Glücklicherweise hat die Arbeitgeberin erkannt, welche Probleme die vielseitigen Erwartungen an ihre Mitarbeitenden mit sich bringen und gibt ihnen die Möglichkeit, Lösungen zu finden.

Wir befassen uns mit den körperlichen und psychischen Symptomen von Stress und diskutieren, wie sich die Situation auf andere Lebensbereiche auswirkt. Danach thematisieren wir Massnahmen, um akutem Stresserleben entgegenzuwirken und die eigene Resilienz langfristig zu stärken. Dabei spielen nicht nur Entspannungstechniken und Bewegung eine Rolle, sondern auch mentale Prozesse. Zum Beispiel ermuntere ich die Teilnehmenden, eigene Erwartungen an sich selbst zu hinterfragen, persönliche Grenzen zu setzen und diese zu vertreten sowie ihre Herausforderungen aus der Sicht anderer Personen zu reflektieren.

Gegen Ende des Workshops überlegen sich die Workshop-Teilnehmenden, was vom Gelernten sie umsetzen möchten, um den im Alltag erlebten Stress zu reduzieren – und vor allem auch, wie ihnen die Umsetzung am besten gelingt. Sie setzen sich konkrete Ziele für die nächsten Wochen und möchten danach nochmals ein Fazit ziehen.

12 Uhr. Die kurze Feedbackrunde ist abgeschlossen, und es ist wundervoll zu hören, wie viel Inspiration und neuen Mut die Teilnehmenden aus dem Workshop mitnehmen! Die Offenheit und Lernbereitschaft der Teilnehmenden haben wesentlich zum Gelingen dieses Workshops beigetragen. Nicht immer ist das so. Manchmal signalisieren einzelne Teilnehmende gleich zu Beginn, dass sie nicht verstünden, weshalb sie eigentlich hier sind. Das verdeutlicht, dass längst nicht allen bewusst ist, dass sie selbst aktiv etwas gegen den im Alltag erlebten Stress tun können. Wenn am Ende eines Workshops ebensolche kritischen Personen betonen, wie sehr sie von den Inputs und vom Austausch profitieren konnten, sind das schöne Erfolgsmomente für mich. Genau das ist es, was meine Arbeit und das Angebot zur Stressprävention der SUVA so sinnvoll macht.“


Weiterführende Informationen und Quellen:


https://www.suva.ch/praeventionsmodule

https://www.suva.ch/praevention


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