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(Bild: Kalaidos FH)

So sehr wir uns manchmal über Schwierigkeiten ärgern, so übersehen wir häufig ihre Bedeutung im Hinblick auf unsere Entwicklung. Lernen, sich verbessern und sich weiterzuentwickeln sind wichtiger denn je. Dabei lernt immer der Mensch, nicht die Rolle, die er gerade bekleidet.

Aufgrund der rasanten wirtschaftlich technologischen Entwicklungen unserer Zeit wird, insbesondere von Führungskräften, eine hohe Lernbereitschaft und Lernwille erwartet, damit sie als inspirierende Vorbilder ihre Mitarbeitenden zum Lernen anregen. Doch wie funktioniert Lernen und woran erkennen wir, dass wir uns fachlich und persönlich weiterentwickelt haben?

Lernen ist ein Prozess und bedeutet Veränderung

Der Prozess des Lernens entsteht aus einer ganz simplen Voraussetzung. Es braucht eine sogenannte Ist-Soll Diskrepanz. Im wissenschaftlichen Sinne spricht man von einem Problem. Das heisst, eine aktuell unbefriedigende Situation soll verändert werden, damit sie erst einmal eine andere wird. Ob sie dann auch besser wird, darauf komme ich später zu sprechen.

Das Beispiel, das ich anführen möchte, ist ein bekanntes: Eine Führungskraft hat Schwierigkeiten, ein aktuelles Vorhaben ihrer Abteilung kommunikativ zu vermitteln. Den Mitarbeitenden wiederum bereitet es Mühe, die Botschaft ihres Vorgesetzten zu verstehen. Oft versucht man dann herauszufinden, bei wem das Problem liegt, bei den Mitarbeitenden oder der Führungskraft. In einem Beziehungsgeflecht geht es jedoch immer um die drei Aspekte: Wie geht es der einen Partei (den Mitarbeitenden), der anderen Partei (der Führungskraft) und der Beziehung zwischen den beiden Parteien?

In der Psychologie gilt, wenn sich die Einstellung geändert hat, ändert sich auch das Verhalten. Wenn ein Vorhaben umgesetzt werden soll, ist es in erster Linie wichtig, dass der Initiator, in diesem Fall die Führungskraft, darüber im Klaren sein muss, wie sie selber zu der Nachricht steht und was sie damit aussagen will: Kann sie sich dazu bekennen oder hat sie selber Mühe damit? In zweiter Linie gilt es zu überlegen, wie die Mitarbeitenden die Nachricht aufnehmen werden. Dazu wird eine Änderung der Perspektive notwendig: In welchem Kontext befinden sich die Mitarbeitenden? Ist mit Widerstand zu rechnen? Wenn ja, warum? Im Prozess dieser Überlegungen entstehen dann verschiedene Optionen, wie die Führungskraft das Vorhaben darstellen kann, sodass es für die Mitarbeitenden am einfachsten nachzuvollziehen ist.

Das wichtigste in diesem Prozess ist, den Gedanken freien Lauf zu lassen. Weitere Gedanken helfen dabei, auf die Gedanken zu kommen, welche für die Darstellung des Vorhabens stimmen. Das heisst, wenn ein kohärentes (Antonovsky, 1993), ein stimmiges Gefühl in der Führungskraft entsteht, dann wird sie es den Mitarbeitenden vortragen. Das Gefühl der Stimmigkeit dient für die Führungsperson als Fundament ihrer Authentizität.

Die Reflexion über die Veränderung(en) macht das Gelernte sichtbar

Das Beispiel macht deutlich, dass Lernen bei beiden Parteien stattfindet:

  1. Die Führungskraft reflektiert sowohl ihre eigene als auch die Einstellung ihrer Mitarbeitenden gegenüber dem Vorhaben und findet eine Art der Kommunikation, das Vorhaben ihren Mitarbeitenden verständlich und nachvollziehbar zu vermitteln.
  2. Die Mitarbeitenden kennen zunächst die ursprüngliche und „unklare“ Version des Vorhabens. Nun lernen sie die neue kennen. Darüber hinaus haben sie erfahren, dass ihr Chef sich bemüht, die Qualität der Zusammenarbeit zu verbessern.

Das Beispiel veranschaulicht auch, dass die Investition an Zeit und Energie sich lohnt, weil die Kommunikation der Führungskraft sich zum Positiven verändert hat. Die persönliche Veränderung zeigt sich in der sogenannten Selbstwirksamkeitserfahrung (Bandura, 1995). Der Chef hat sich zugetraut, weitere Möglichkeiten der Präsentation zu überlegen und hat es erfolgreich getan. Hinzu kommt noch die Steigerung seines Selbstbewusstseins und der Selbstsicherheit. Die Langzeitwirkung seiner Bemühungen zeigt sich in der Qualität der Arbeitsbeziehung, die er zwischen ihm und seinen Mitarbeitenden hiermit steigern konnte.

Bedeutet Entwicklung Verbesserung?

Wenn wir die Art, wie wir denken oder handeln, verändern, können sich verschiedene Auswirkungen (Ergebnis) und Rückmeldungen (Feedback) zeigen. Erst einmal findet eine gewisse Veränderung bzw. eine „Ent-Wicklung“ statt, wie bei der Metamorphose, wenn eine Raupe zum Schmetterling wird.

Ob sich eine Verbesserung ereignet, hängt von der Bewertung ab, ob das, was getan wurde, sich tatsächlich im Sinne aller Beteiligten auswirkt. Wie im vorgestellten Beispiel, als die Führungskraft die Kommunikation zwischen sich und ihren Mitarbeitenden qualitativ verbessert hat.

Kurz: Die persönliche Weiterentwicklung, und infolge dessen die mögliche Verbesserung, orientiert sich an den eigenen Wertvorstellungen, an deren positiven Auswirkungen und Rückmeldungen.

Quellen und weiterführende Informationen

Antonovsky, A. (1993). The structure and properties of the sense of coherence scale. Social Science and Medicine.

Bandura, A. (1995). Self-efficacy in changing societies. Journal of Health Psychology.

Schönpflug, W. und U. (2014). Die Grundlagen der Psychologie. Augsburg: Weltbild Verlag.

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