Migros und SportXX: fit für die Zukunft
Irene Willi Kägi
Die Genossenschaft Migros Zürich (GMZ) hat ihr internes Führungskräfteentwicklungsprogramm mit Themen moderner und zukunftsorientierter Führung erweitert. In Zusammenarbeit mit der Kalaidos Fachhochschule ist ein individualisiertes, praxisorientiertes Programm mit Hochschul-Zertifikat (CAS FH in Leadership and Management Migros Zürich) für qualifizierte Führungskräfte entstanden. Über die Hintergründe und Absichten des Programms sowie über kreative Unterrichtsformen und Eindrücke der Pilotveranstaltung mit SportXX hat Irene Willi, Content Managerin des Instituts Leadership und HR, mit Verantwortlichen und Beteiligten gesprochen.
Herr Walter Jung, Sie waren als Leiter Talent Management und Sie, Frau Esther Schnider, als Leiterin der Führungsentwicklung an der Konzeption des Programms beteiligt. Was waren die Überlegungen der Migros Zürich aus Sicht des Talent Managements, ein firmeninternes CAS FH in Leadership and Management zu lancieren?
Wir haben ein intensives Interesse, unsere qualifizierten Führungskräfte in einem komplexen und dynamischen Umfeld weiterhin flexibel und kompetent zu halten. Wie mit dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel und den damit verbundenen Spannungsfeldern umzugehen ist, beschäftigt uns zunehmend. Führungsmodelle, Techniken und Tools sind bei uns zwar vorhanden, doch das „moderne“ Verständnis von Führung – die Führung der Zukunft – wollen wir noch stärker aufbauen.
Ziel war es, aufbauend auf dem internen Führungsentwicklungsprogramm FEP II eine ergänzende, massgeschneiderte Ausbildung zu entwickeln, die mit einem anerkannten FH-Zertifikat abgeschlossen werden kann. Mit den gewählten Schwerpunkten – Strategisches Management und Leadership – und dem CAS-Abschluss soll die Arbeitsmarktfähigkeit der Teilnehmenden erhöht werden. Natürlich erhoffen wir uns damit auch, die Attraktivität der Migros Zürich als Arbeitgeberin zu steigern und leisten damit einen Beitrag zur Sicherung des Führungsnachwuchses. Ebenfalls wertet die Validierung unseres FEP II unsere interne Führungsausbildung auf. Nach Abschluss des Pilots mit SportXX werden wir das Programm auch auf andere Bereiche der Migros Zürich ausweiten.
Herr Prof. Dr. Ugo Merkli, Sie unterrichten an der Kalaidos Fachhochschule „Strategisches Management“ und setzen dabei auch Methoden aus dem Design Thinking ein. Was erwartet die TeilnehmerInnen und weshalb eignen sich diese Methoden für dieses Thema?
Die TeilnehmerInnen erwartet vor allem eine praxisorientierte Auseinandersetzung mit den strategischen Herausforderungen Ihres eigenen Geschäfts. Wir vermitteln alle Erkenntnisse eingebettet in praktische Übungssequenzen, die sich zu einem Ganzen zusammenfügen. Zu diesem Zweck verwenden wir vorwiegend Methoden wie den "Business Model Canvas" und Werkzeuge aus dem "Value Proposition Design". Design Thinking heisst für uns, Lösungen konsequent in den Teams zu entwickeln und zu visualisieren und uns dann im Plenum damit auseinanderzusetzen. Wir nutzen dafür einen grossen Raum, der so für die Zeit des Seminars zu einer Gedanken-Werkstatt wird. Das wirkt inspirierend und stärkt zudem die Gemeinschaft aller TeilnehmerInnen.
Herr Thomas Bürki, Sie sind Spartenleiter SportXX und Bike World und haben zusammen mit Ihren Fachmarktleitern und -leiterinnen an der Pilotveranstaltung teilgenommen. Warum ist das Programm gerade für SportXX wichtig und welche Kompetenzen sind für Ihre Führungscrew für die Zukunft besonders relevant?
Wir haben uns vor drei Jahren für einen Paradigmenwechsel in unserem Führungsverhalten entschieden und diesen Weg konsequent verfolgt. Zuerst ging es darum, eine gemeinsame SportXX-DNA aus den Führungsgrundsätzen der Fachmarktstrategie zu entwickeln und unsere Haltung bei allen Tätigkeiten dahingehend zu prüfen, wie wir diese nach unserem neuen Führungsverständnis umsetzen. Die spürbaren Erfolge haben uns dazu bewegt, diese „Bildungsphase“ mit einem offiziell anerkannten Abschluss anzugehen. Gerade unsere Branche betrifft das veränderte Kaufverhalten der Kunden sehr und dem wollen wir auch in Zukunft gerecht werden. Geschlossen als Führungsteam SportXX wollen wir gemeinsam die Herausforderungen der Beratungs- und Dienstleistungserwartung unserer Kunden annehmen.
Und welches Feedback haben Sie, Herr Bürki, von den Pilot-TeilnehmerInnen erhalten?
Die TeilnehmerInnen nahmen mit unterschiedlichen Gefühlen an dem ersten Modul teil. Einen CAS-Abschluss anzugehen kann Bedenken auslösen wie beispielsweise: Schaffe ich den Abschluss? Kann ich die Theorie in die Praxis umsetzen? Nach dem Seminarblock sind die Feedbacks durchwegs positiv. Die Verknüpfung zu ihrem Arbeitsalltag wurde professionell aufgezeigt. Die Fachmarktleiter schätzten es vor allem, dass das Business Modell Canvas direkt für die Zielvereinbarungen 2019 eingesetzt werden kann.
Frau Annette Fink, Sie sind seitens Kalaidos Studiengangsleiterin für dieses Unternehmens-CAS. Erleben Sie es häufig, dass Firmen auf Sie zukommen, um eine firmeninterne Weiterbildung in Kooperation mit der Fachhochschule Kalaidos zu zertifizieren und fit für die Zukunft zu machen?
Ja, wir erleben tatsächlich ein reges und branchenübergreifendes Interesse an unseren Firmen-CAS. Wir bieten verschiedene Modelle an: Das Validieren von komplett bestehenden Firmen-Lehrgängen, das Ergänzen einzelner Bausteine zum Firmen-Angebot oder das gemeinsame Entwickeln eines komplett massgeschneiderten Unternehmens-CAS. Wichtig ist uns jeweils, die Ausgangslage der Unternehmung zu berücksichtigen und ein Produkt zu entwickeln, welches auf die Bedürfnisse und Herausforderungen der Teilnehmenden und der jeweiligen Unternehmung zugeschnitten ist. Wie hier im Fall der Migros - Sport XX können wir mit unserem breiten Fundus an Methoden, Inhalten und Trainern dazu beitragen, neue Impulse in die Unternehmungen zu geben. Das Ziel ist hier durch die Analyse zukünftiger Herausforderungen und Trends frühzeitig reagieren zu können und Potenziale, Neuentwicklungen und Verbesserungen von Wertangeboten sowie Geschäftsmodellen bei den Führungskräften anzustossen.