Zukunft des Retailbankings in der Schweiz (1/3)
Sandra Berger
Schon seit Langem ist im Retailbanking die Digitalisierung ein Thema. Dank dem technologischen Fortschritt können sich die Menschen praktisch jederzeit informieren und verändern somit ihr Kommunikationsverhalten. Daher sind die Banken gefordert, ihre Interaktionen mit ihrer Kundschaft auszubauen und ihnen Alternativen zu bieten an verschiedenen Kommunikationskanälen. Aus diesen Veränderungen heraus werden an die Banken neue Herausforderungen gestellt. Es gilt, die Geschäftsmodelle mit Sicht auf die Kundenbedürfnisse neu auszurichten mithilfe von innovativen Produkten und Dienstleistungen.
Auf der Basis von 6 Thesen aus der Studie „Retailbanking 2020“ wurden in meiner Masterarbeit ausgewählte Interviewpartner/innen aus dem Management von Schweizer Retailbanken sowie Digitalisierungsexperten/innen befragt. Nachfolgend werden die daraus resultierenden Erkenntnisse aufgezeigt. In diesem Beitrag, wird auf die These 1 eingegangen: Das heutige Retailbanking wird 2020 unprofitabel und strategisch uninteressant sein.
Kernaussagen von Geschäftsleitungsmitgliedern und Digitalisierungsexperten
Die Interviewpartner haben die folgenden Kernaussagen mit grosser Häufigkeit gemacht:
- Hypotheken werden aber noch lange Zeit rentieren und ermöglichen solide Margen.
- Ausserdem stellt das Retailbanking die Entwicklungsquelle für das Private Banking dar und bleibt daher umso mehr auch im digitalen Zeitalter strategisch interessant.
- Dennoch wird sich das Retailbanking weiter verändern müssen. Um profitabel zu bleiben, müssen sich die Schweizer Retailbanken digitale Medien im Kundenkontakt automatisch integrieren müssen.
- Das Retailbanking wird zudem modularisierter werden – wobei Angebote auch von anderen teilweise branchenfremden Mitstreitenden angeboten werden.
- Die Kundschaft legt sehr grossen Wert auf eine sichere, stabile Abwicklung ihrer Finanzgeschäfte – dies ist eine Grundbedingung für alle erfolgreichen Anbieter im Jahr 2020.
- Die Kundenbeziehung steht im Zentrum – dennoch werden die Kosten aufgrund der sinkenden Margen weiterverrechnet werden müssen, um rentabel zu bleiben.
Konklusion
Das Margengeschäft bringt im Schweizer Retailbanking auch weiterhin stabile Erträge. Trotzdem tun die Schweizer Retailbanken gut daran, andere Ertragsquellen zu generieren wie z.B. bei komplexeren Dienstleistungen wie Anlage- und Vorsorgethemen sowie bei Immobilienfinanzierungen. Bei diesen Bedürfnissen wird eine persönliche Beratung notwendig sein – und dementsprechend auch von der Kundschaft nachgefragt werden. Wichtig ist, dass die Kundschaft ihren Mehrwert in der Inanspruchnahme der Dienstleistung auch wahrnimmt, so dass sie auch bereit sein wird, eine Gebühr zu bezahlen. Im Weiteren werden Kooperationen immer mehr der Schlüssel zum Erfolg sein – sei es mit anderen Banken oder mit neuen Markteintretenden wie FinTechs. Nur so kann es gelingen, kontinuierlich das eigene Geschäftsmodell zu digitalisieren sowie in innovative Produkte und Dienstleistungen zu investieren und die Metamorphose zu bewältigen.
Im nächsten Beitrag geht es um die These, dass branchenfremde Konkurrenz die Marktstellung der etablierten Anbieter zusätzlich bedrohen wird.