Digital Onboarding fasst in der Schweiz Fuss. Die Kontoeröffnung über digitale Kanäle ersetzt den Besuch in der Filiale. Die UBS und auch die Valiant Bank bieten diese Möglichkeit bereits seit einigen Wochen an. Während die UBS dabei noch die Eröffnungsunterlagen ausgedruckt versendet, entfällt das bei Valiant. Die Berner Regionalbank Valiant hat damit den Kontoeröffnungsprozess wirklich vollständig digitalisiert. Damit möchte sie auch diverses Schalterpersonal einsparen, berichtete finews.ch.

Digital Onboarding dürfte sich schon bald zum neuen Standard in der Finanzbranche entwickeln. Der Bank-Blog.de weist darauf hin, dass dieser digitalisierte Prozess durchaus Potenzial hat, die gesamten Abläufe in Backoffice „zu revolutionieren“. Davon profitieren aber nicht nur die Kunden, sondern auch Banken können sich ganz neue Geschäftsfelder erschliessen. Einen Schritt weiter als die Schweizer Banken geht man heute in den Niederlanden. Dort gibt es bereits eine anbieterübergreifende Identifikationsplattform. Der Kunde muss sich, hat er einmal gegenüber einer Bank identifiziert, bei der Nutzung weiterer Plattformen dort nicht mehr neu identifizieren. Die Bank liefert die nötigen – und vor allem verifizierten – Identifizierungsangaben des Kunden aus. Kunden können sich einfacher einloggen, Onlinehändler sparen Kosten für Bonitätsprüfungen.

Damit eröffnet die Digitalisierung den Banken ganz neue Möglichkeiten abseits des bisherigen Kerngeschäfts, ist Stefanie Auge-Dickhut überzeugt. Sie leitet die angewandte Forschung am Schweizerischen Institut für Finanzausbildung der Kalaidos Fachhochschule in Zürich. Ihrer Meinung nach wird die Digitalisierung grundsätzlich einen starken Einfluss auf die Wertschöpfung der Banken haben. Leistungen, die standardisierbar sind, werden in der Konsequenz industrialisiert und digital abgewickelt.

Insofern stellt sich die Frage, wo Banken auch zukünftig noch einen added value liefern. Neben der konsequenten Nutzung neuer digitaler Technologien für die möglichst individuelle Beratung und auch die Entwicklung von Finanzprodukten, wird das Thema Reputation entscheidend sein. Das Thema digitales Onboarding bietet den Banken die Möglichkeit, sich als „Trusted Gate Keeper“ für ihre Kunden zu etablieren. Hierbei ist das holländische Modell bereits eine erste Weiterentwicklung des digitalen Onboarding, da damit die jeweilige individuelle Authentifizierung entfällt und die Bank das für den Nutzer erledigt.

Darüber hinaus könnte man durchaus noch weitere Serviceleistungen andenken. Nicht nur das digitale Onboarding könnte ein spannendes Angebot sein, sondern generell das Management der „digitalen Identität“ der Kunden. Dazu könnte das gesamte Zugangs- bzw. Kennwortmanagement aller sensiblen Daten zählen. „Datensicherheit“ ist schon heute ein Argument, mit dem die ZKB ihren Kunden einen digitalen Safe anbietet.

Die Voraussetzung für solche Szenarien ist allerdings, dass die Banken die Entwicklung der neuen Technologien aktiv begleiten und die Voraussetzung für ein agiles Prototyping schaffen. Dies setzt Modifikationen auf allen Ebenen der Bankarchitektur – von der Strategie über die Struktur und Kultur - voraus.

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