Dieser Post zeigt die (globalen) wirtschaftlichen Entwicklungen im Zusammenhang mit den Negativzinsen auf. Angefangen bei der aktuellen geldpolitischen Situation in den USA, hin zur Leitzinssituation in Europa und schliesslich erfolgt eine Bestandsaufnahme für die Schweiz im globalen Kontext.   

USA als Vorreiter

Am klarsten ist die geldpolitische Situation aktuell in den USA. Die Wirtschaft ist nach der Finanzkrise 2008/2009 am schnellsten wieder in Fahrt gekommen und am weitesten im Wirtschaftszyklus fortgeschritten. Nachdem die Arbeitslosenquote zuletzt auf 4,7% gefallen ist, erhöht die amerikanische Notenbank weiter moderat die Zinsen. Bei der letzten Zinssitzung der Federal Reserve Mitte März wurde der Leitzins um weitere 0,25% erhöht und liegt nun zwischen 0,75% und 1%. Zwei weitere Erhöhungen im Laufe des Jahres gelten als sehr wahrscheinlich. Die sehr robuste wirtschaftliche Entwicklung spiegelt sich auch in den Aktienkursen sowie dem starken Dollar wieder. US Aktien sind seit 2009 am stärksten gestiegen und mittlerweile global am höchsten bewertet.

Europa hinkt hinterher

Europa liegt noch weit hinter diesen Entwicklungen zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält den Leitzins weiterhin bei 0% und behält die expansive Geldpolitik bei. Auch wenn das wirtschaftliche Wachstum in Europa steigt, Stimmungsindikatoren positiv ausfallen sowie die Arbeitslosenquoten sinken, ist der Aufschwung in Europa noch ein zartes Pflänzchen verglichen mit den Entwicklungen in den USA. Ein weiteres Ziel der Zentralbank ist die Erzeugung von Inflation. Diese ist zuletzt mit 2% im Zielkorridor der EZB ausgefallen, jedoch wartet die EZB eine längerfristige Stabilisierung ab. Nach den jüngst wieder gefallenen Ölpreisen sind Experten skeptisch, ob die Inflation stabil bleibt. Europa ist somit von steigenden Zinsen noch weit entfernt. Zunächst müsste die EZB ihre Aufkaufprogramme für Anleihen sukzessive zurückfahren.

Die Schweiz im globalen Kontext

Die schweizerische Wirtschaft zeigt sich robust. Für dieses Jahr gehen die führenden Wirtschaftsinstitute von einem Wirtschaftswachstum zwischen 1,50 und 1,90% aus. Die schweizerische Notenbank (SNB) ist nach wie vor damit beschäftigt die Aufwertungstendenzen des Schweizer Franken mit Devisenkäufen einzudämmen. Dies gelingt immer besser, da der SNB auch die globale Entwicklung positiv in die Hände spielt. Wurden 2015 noch 86,1 Milliarden Franken für Devisenkäufe verwendet, waren es 2016 nur noch 67,1 Milliarden Franken. Besonders die starke Dollarentwicklung wirkt sich positiv für die schweizerische Wirtschaft aus und führt dazu, dass der exportgewichtete nominale Aussenwert des Frankens nahezu unverändert ist. Der starke Dollar kompensiert also aktuell die Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro.

Wechselkurs CHF EUR Grafik

Der Schweizer Franken ist gegenüber dem Euro seit 2015 immer noch verhältnismässig teuer, was die Wettbewerbssituation der Schweizer Wirtschaft eher schwächt.

Wechselkurs CHF USD Grafik

Gemessen am USD ist der Schweizer Franken billiger geworden, was die Wirtschaft unterstützt.

Rückblickend bestätigen diese Entwicklungen die SNB in Ihrer Entscheidung sich vom Eurokurs abzukoppeln und die expansive Geldpolitik der EZB nicht mitzutragen. Viele damals aufgezeichnete Krisenszenarien sind nicht eingetreten.

Die SNB wird, wie auch die EZB, in den nächsten Monaten und wahrscheinlich auch Jahren nicht von Ihrer Niedrigzinspolitik abweichen. Damit wirkt Sie einer weiteren Frankenaufwertung entgegen und begrenzt Kapitalzuflüsse aus dem Ausland. Es ist wahrscheinlich, dass Kreditinstitute in der Schweiz den aktuellen Leitzins von minus 0,75% vermehrt auch an Privatkunden weitergeben.

Politische Unsicherheiten

Neben den positiven, wirtschaftlichen Entwicklungen bleiben auf der Gegenseite viele politische Unsicherheiten. Die Wahlen in Frankreich und Deutschland in diesem Jahr werden richtungsweisend sein für das Fortbestehen der europäischen Union.
Die wirtschaftliche Ausrichtung der US Regierung unter Donald Trump ist nach wie vor in vielen Punkten unklar und könnte erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft haben.

Strategien für Sparer

Das globale Niedrigzinsumfeld bleibt Anlegern also noch eine Weile erhalten. Auch bis amerikanische Staatsanleihen wieder ein attraktives Chance / Risiko-Verhältnis aufweisen, wird es noch dauern. Damit sind die Anreize für Anleger nach wie vor hoch, ihr Vermögen in risikoreichere Anlageklassen, die einen Inflationsausgleich versprechen, zu investieren. Dabei bieten aktuell zum Beispiel Aktien aus Europa sowie den Emerging Markets deutlich günstigere Chancen / Risikoverhältnisse verglichen mit US Aktien.

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