Initial Public Offerings: Lohnt es sich mitzumachen? (Teil 1)
Frithjof Zweigle
Neuemissionen sind eine spannende Angelegenheit. Viele Börsianer fragen sich, ob man diese Aktien zeichnen sollte. Eine neue Untersuchung zeigt auf, dass kurzfristig Gewinne erzielt werden konnten. Langfristig stellt sich aber oft Ernüchterung ein.
Warum notieren Aktien am ersten Handelstag oft über ihrem Ausgabepreis?
In den letzten Jahren konnte beobachtet werden, dass Aktienneuemissionen (Initial Public Offerings, IPOs) häufig überzeichnet waren und dass es somit Zuteilungsprobleme gab. Dabei lässt sich häufig das Phänomen beobachten, dass Aktien im Rahmen von Börsengängen anscheinend zu günstig platziert werden, da der Aktienkurs am ersten Handelstag nach dem IPO deutlich über den Emissionskurs steigt (Underpricing).
Diese Tatsache ist nicht mit einer effizienten Kapitalmarkttheorie vereinbar, eine abschliessende Begründung des Underpricing-Phänomens besteht bis heute nicht. Ein bekannter Erklärungsversuch ist die Lawsuit Avoidance Hypothesis. Danach wollen Banken, die das IPO begleiten, einen zu hohen Emissionspreis vermeiden, um bei potenziellen massiven Kursrückgängen, die auf einer vermeintlichen Überbewertung zum Emissionszeitpunkt beruhen, nicht haftbar zu sein.
Drobetz, Kammermann und Wälchli untersuchten den Zeitraum zwischen 1983 und 2000. Sie ermittelten für ihren Untersuchungszeitraum eine durchschnittliche Emissionsrendite bzw. Wertentwicklung am ersten Handelstag von beeindruckenden 35%. Quelle: „Long-Run Performance of Initial Public Offerings - The Evidence for Switzerland“, 2003
Die Emissionsrenditen in den letzten 15 Jahren sind deutlich gesunken
Eine unveröffentlichte Studie von Volz (2016) knüpft nun an diese Studie an und untersucht für die Schweiz den Zeitraum zwischen 2000 und 2015. Aus einer Anfangsmenge von 116 Stichproben-Unternehmen eliminiert er 49 Unternehmen anhand von Ausschlusskriterien wie Börsenwechsel, zweite Handelsplätze, Spin-Offs, Fusionen, Investmentgesellschaften. Somit basiert seine Untersuchung auf 67 IPOs. Die grössten Emissionsvolumen bewegten sich am oberen Ende zwischen 2 und 3 Milliarden CHF (SCOR, Petroplus, Sunrise), am unteren Ende zwischen 10 und 20 Millionen CHF (Precious Woods, Edisun Power). Volz zeigt auf, dass die durchschnittlichen Kurssteigerungen am ersten Handelstag circa 5% betrugen. Somit „verschenkten“ die Emittenten Eigenkapital in Höhe von 1.16 Mrd. CHF.
Welche Aktien hätte man zeichnen sollen?
Gemäss der Studie von Volz weisen 45 Unternehmen eine positive Emissionsrendite auf, 18 hatten eine negative Performance und bei vier gab es keinen Unterschied im Vergleich zum Ausgabepreis. Die Schwankungsbreite betrug zwischen minus 26% und plus 36%. Die drei erfolgreichsten IPOs waren Goldbach Group, Partners Group und Crealogix, den Anlegern am wenigsten Freude bereiteten Evolva, redIT und Day Software. Bei letztgenannten wird angenommen, dass die „Equity Stories“ die Anleger wohl nicht überzeugen konnten.
Auch bezüglich der Merkmale Industriesektor, Firmenhistorie, Emissionsjahr und Marktkapitalisie-rung gibt es Unterschiede. Die erfolgreichsten IPOs stammen aus der Kommunikationsbranche und aus der Finanzindustrie. On top waren mittelkapitalisierte Unternehmen und die höchsten Emissionsrenditen konnte man in den Jahren 2006, 2007, 2013 und 2015 erzielen.
Alles in allem kann man sagen, dass sich ein Mitmachen bei IPOs durchaus zu lohnen scheint, zumindest kurzfristig. Wie dies langfristig aussieht, soll in einem nächsten Blogbeitrag beleuchtet werden.