Künstliche Intelligenz: Eine Revolution am Arbeitsplatz
Paul Affentranger
Am 30. November 2022 initiierte OpenAI mit ChatGPT eine digitale Revolution. Innerhalb von nur zwei Monaten konnte die KI-Plattform 100 Millionen Benutzer:innen gewinnen und auch ein Jahr später sind wir immer wieder erstaunt, wie leistungsfähig KI-Systeme mittlerweile sind. ChatGPT basiert auf GPT-3.5 bzw. GPT-4, dem LLM (Large Language Model) von OpenAI. In diese Kategorie fallen ähnliche Angebote von Google, Meta und anderen – darunter auch Open-Source-Projekte. Die LLMs sind ihrerseits wiederum sogenannte generative KI-Systeme. Neben Text können diese auch Bilder, Programmcodes und in Zukunft vermehrt auch Videos, 3D-Modelle, Sound und Animationen generieren.
Warum eine Revolution?
Im Gegensatz zu klassisch trainierten KI-Systemen ist generative KI vortrainiert (pre-trained). Das heisst, es reicht den User-Kontext, bzw. Wunsch in einem sogenannten „Prompt“ anzugeben und das System kann Fragen beantworten, E-Mails schreiben oder ganze Offerten und Präsentationen generieren. Insbesondere müssen generative Systeme nicht spezifisch für ein Problem trainiert werden. Dies macht deren Einsatz sehr viel einfacher, kostengünstiger und insbesondere können sie breiter eingesetzt werden.
Steigerung der Produktivität
Mitarbeitende, welche (generative) KI am Arbeitsplatz einsetzen, sind vor allem eines: produktiver. In vielen Fällen sogar sehr viel produktiver. So kann ein:e Entwickler:in dank KI-Unterstützung bis zu 50 Prozent produktiver werden. Ähnliche Produktivitätssprünge sind auch in anderen Bereichen möglich. So geht die Beratungsfirma McKinsey davon aus, dass Unternehmen weltweit dank generativer KI eine zusätzliche Wertschöpfung von 2,6 und 4,4 Billionen Dollar erwirtschaften können.
Copilot & Co
Generell gilt: Je besser ein KI-System den Kontext des Users kennt, desto besser kann es unterstützen. Heute erfolgt die «Integration» meist über Copy-Paste zwischen ChatGPT und einer oder mehreren anderen Applikationen durch den Benutzer oder die Benutzerin. Dies ist nicht nur ineffizient, sondern auch limitierend bezüglich Qualität und Quantität der Anbindung und somit der Resultate. Entsprechend wird der nächste grosse Schritt die Integration von KI in bestehende Softwareplattformen sein. Insbesondere Microsoft bietet über sogenannte «Copilots» integrierte KI-Helfer für Office 365, Dynamics 365 und sogar Windows an. Insbesondere werden auch konkrete Copilots für den Verkauf (Microsoft Sales Copilot), IT-Sicherheit (Security Copilot) oder die Websuche (Bing Chat Enterprise) angeboten. Aber auch andere Anbieter bauen generative KI in ihre Produkte ein. So integriert zum Beispiel Adobe ihre Bild-KI «Firefly» in verschiedene Applikationen ihrer Creative Cloud. Auch SAP baut mit «Joule» einen generativen KI-Copilot in ihre Produkte ein. SAP sagt: «Joule is a Copilot that Truly Understands Business”.
KI as a Service
Neben den obigen SaaS (Software as a Service) -Angeboten, kann generative KI als PaaS (Plattform as a Service) genutzt werden. Damit lässt sich KI-Funktionalität in bestehende Applikationen integrieren oder kann als Basis für ganz neuen Anwendungen dienen. So präsentiert Microsoft mit dem «Azure OpenAI Service» eine Plattform, um eigene Copilots zu entwickeln. Auch Amazon bietet mit «Bedrock» eine Plattform für generative KI-Anwendungen.
Alle Mitarbeitenden unterstützen
Mitarbeitende, welche nicht oder nur zeitweise im Büro bzw. an einem Bildschirm arbeiten, werden heute mehr schlecht als recht digital unterstützt. Generative KI könnte dieses Problem entschärfen, indem Copilots eingesetzt werden, welche den (räumlichen) Kontext des Benutzers bzw. der Benutzerin kennen und mitberücksichtigen. Konkret könnten Mitarbeitende dann ein Objekt im Raum anschauen und dazu Fragen stellen, Informationen erfassen oder in anderer Weise interagieren. Insbesondere müsste der Arbeitskontext nicht immer wieder neu hergestellt werden.
Risiken und Nebenwirkungen
Generative KI kann viel, ist aber nicht unfehlbar. Insbesondere können generierte Inhalte plausibel und glaubwürdig aussehen, aber inhaltlich völlig falsch sein. Zwar kommt dies auch bei Menschen vor, aber wir erwarten von Computern und KI eine gewisse „Unfehlbarkeit“. Es ist deshalb wichtig zu verstehen, dass die aktuellen KI-Helfer „nur“ Copilots sind und wir Menschen nach wie vor das Steuer in die Hand nehmen müssen.
Weiter kann generative KI, wie gesagt, die Produktivität von Mitarbeitenden massiv steigern. Dies kann zu höherer Produktion führen und den Standort Schweiz gegenüber Nearshore- und Offshore-Optionen stärken. Die höhere Produktivität kann aber auch zu Personalabbau und Arbeitslosigkeit führen. Es ist wichtig, dass in den nächsten Jahren entsprechende soziale Absicherungen aufgebaut werden.
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CAS FH in KI-Management (Künstliche Intelligenz / Artificial Intelligence)
Certificate of Advanced Studies (CAS)