Frau liegt schlafend im Bett Frau liegt schlafend im Bett
Schlaf ist ein physiologisch bedeutsamer Prozess und überlebenswichtig. Dennoch schlafen wir durchschnittlich immer weniger. (Bild: Kalaidos FH)

In den kommenden Wochen werde ich an dieser Stelle über den Zusammenhang zwischen Schlaf, Leistung und Arbeitssicherheit schreiben. Starten werde ich meine Gutenachtgeschichten heute mit ein paar spannenden Fakten rund ums Thema Schlaf. 

Wir schreiben dem Schlaf häufig die Rolle des notwendigen Übels zu, das uns von den wichtigen Dingen des Lebens abhält. Wer wenig schläft, gilt gemeinhin als besonders willensstark und leistungsfähig. Andererseits zeigt sich: Wer wenig schläft, wird weniger attraktiv wahrgenommen (Sundelin et al., 2017).

Warum besteht das Bedürfnis nach Schlaf überhaupt? Diese Frage ist nach wie vor nicht beantwortet und wird vielleicht nie eindeutig zu beantworten sein. Dennoch wissen wir von erstaunlichen physiologischen Prozessen zu berichten, die sich ereignen, während wir schlafen: Etwa der Säuberung des Gehirns von mit Alzheimer Demenz assoziierten neurotoxischen β-Amyloiden (Xie et al., 2013 ) oder der Kappung am Tage entstandener neuronaler Vernetzungen – also gewissermassen gesundem Vergessen (De Vivo et al., 2017). Sicher ist: Schlaf ist ein physiologisch bedeutsamer Prozess und überlebenswichtig.

Dennoch schlafen wir durchschnittlich immer weniger: Ford, Cunningham und Croft (2015) analysierten Daten des US-amerikanischen Health Interview Survey von 1985 bis 2012 und kommen zu dem Schluss, dass US-Amerikaner 2012 pro Nacht durchschnittlich über 20 Minuten weniger schlafen als noch 1985.

Eine Ursache kürzerer Schlafzeiten sind Schlafstörungen. Die DAK Gesundheit, eine deutsche gesetzliche Krankenkasse, berichtet in ihrem aktuellen Gesundheitsreport, dass 9,4% aller erwerbstätigen Menschen, über einen Zeitraum von vier Wochen betrachtet, die Kriterien einer Insomnie erfüllen. Dass Schlafstörungen in der öffentlichen Diskussion noch nicht die prominente Stellung wie etwa das Burnout-Syndrom haben, liegt möglicherweise daran, dass sie in den offiziellen Arbeitsunfähigkeitszahlen quasi keine Rolle spielen. So entfielen laut DAK-Report pro 100 Versichertenjahre offiziell nur 3,9 Fehltage auf Schlafstörungen. Und schliesslich schläft jeder mal schlecht, oder?

Dabei kommt Schlafmangel über die Folgen für die persönliche Gesundheit hinaus eine immense volkswirtschaftliche Bedeutung zu, wie Hillman, Murphy und Pezzullo (2006) zeigen. Sie schätzten, dass in Australien im Jahr 2004 durch Schlafstörungen verursachte direkte und indirekte Kosten etwa 7,5 Mrd. $ und damit 0,8% des Bruttoinlandsproduktes ausmachten.

Es ist also sowohl gesundheitlich, als auch volks- und betriebswirtschaftlich lohnenswert, sich einmal mit dem Thema Schlaf und dessen Zusammenhang für die Leistung und Sicherheit am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen. Dabei werde ich immer wieder zeigen, dass die Lage nicht hoffnungslos ist und es verschiedene Massnahmen gibt, die ein Unternehmen und natürlich jeder einzelne ergreifen kann, um seinen Schlaf zu verbessern.

Lust auf mehr Gutenachtgeschichten? Hier geht's zu den Auswirkungen des Freizeitverhaltens auf unseren Schlaf.

Weiterführende Informationen und Quellen:

De Vivo, L., Bellesi, M., Marshall, W., Bushong, E. A., Ellisman, M. H., Tononi, G., & Cirelli, C. (2017). Ultrastructural evidence for synaptic scaling across the wake/sleep cycle. Science, 355, 507–510.

Ford, E. S., Cunningham, T. J., & Croft, J. B. (2015). Trends in Self-Reported Sleep Duration among US Adults from 1985 to 2012. Sleep, 38(5), 829–832.

Hillman, D. R., Murphy, A. S., & Pezzullo, L. (2006). The economic cost of sleep disorders. Sleep, 29(3), 299–305.

Sundelin, T., Lekander, M., Sorjonen, K., & Axelsson, J. (2017). Negative effects of restricted sleep on facial appearance and social appeal. Royal Society open science, 4(5), 160918.

Xie, L., Kang, H., Xu, Q., Chen, M. J., Liao, Y., Thiyagarajan, M., O’Donnell, J., et al. (2013). Sleep drives metabolite clearance from the adult brain. Science, 342(6156), 373–377.

DAK-Gesundheitsreport 2017

 

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