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Dark Patterns sind subtile Strategien, die darauf abzielen, Nutzer:innen im Internet zu bestimmten (ungewollten) Handlungen zu verleiten. (Symbolbild)

«Nur noch zwei Zimmer zu diesem Preis verfügbar!», «Wenige freie Plätze!», «Nur noch drei Stück!» Bestimmt sind Sie solchen oder ähnlichen Aussagen schon auf einer Verkaufs- oder Buchungsplattform begegnet. Haben Sie daraufhin das Angebot ohne zu zögern gebucht, bzw. erworben, hat Sie möglicherweise ein «Dark Pattern» dazu getriggert. Dark Patterns sind subtile Strategien, die darauf abzielen, Nutzer:innen zu bestimmten (ungewollten) Handlungen zu verleiten. Welche Mechanismen hinter Dark Patterns stecken, warum viele Unternehmen diese einsetzen und wie sich Nutzer:innen und Nutzer davor schützen können, wird in diesem Beitrag näher beleuchtet.

Was sind Dark Patterns?

Der Begriff «Dark Patterns» wurde im Jahr 2010 vom Web-Designer Harry Brignull geprägt (Brignull, 2023). Dabei handelt es sich um die manipulative Gestaltung einzelner Design- und Benutzerelemente von Webseiten oder sozialen Netzwerken, die die Nutzer:innen zu unbeabsichtigten Handlungen verleiten. Dies geschieht zum Vorteil des Unternehmens oder der Plattform. Oft geht es darum, den Verkauf von Produkten oder Dienstleitungen zu steigern oder User-Daten zu gewinnen. Dark Patterns beruhen auf bekannten Wahrnehmungs- und Verhaltensmustern von Menschen, die sich insbesondere beim Surfen im Internet abzeichnen.

Im eingangs erwähnten Beispiel wird ein künstlicher Druck der Knappheit («Fake Urgency») erzeugt. Als angesprochene:r Nutzer:in fühlen Sie sich dadurch gestresst. Sie haben Angst, etwas zu verpassen und treffen eine übereilte Entscheidung. Dass viele andere sich bereits für das Angebot entschieden haben, scheint zudem für dessen Qualität zu sprechen. Ob das Angebot wirklich limitiert ist und ob die Angaben dazu wirklich stimmen, lässt sich jedoch kaum überprüfen.

In einem anderen Fall laden Sie im Internet ein kostenloses Arbeits-Tool herunter. Gleichzeitig werden Sie ungewollt zu einem kostenpflichtigen Abo von weiteren Arbeitstools angemeldet. Weil der Button zur Deaktivierung des Abos an einem unauffälligen Ort platziert ist, haben Sie diesen leicht übersehen. Geschickt werden so die für Sie anfallenden Kosten versteckt. «Hidden Costs» können auch in Form von Gebühren, ganz am Ende des Kaufprozesses vorkommen.

Warum setzen viele Unternehmen Dark Patterns ein?

Onlineshops streben danach, so viele Artikel wie möglich zu verkaufen. Um den Umsatz zu steigern, verwenden sie eine Vielfalt von Designelementen. Wenn Unternehmen oder Marketing-Teams ein bestimmtes Ziel erreichen müssen, greifen sie manchmal auch zu zweifelhaften Methoden, um das Kaufverhalten von Usern im Internet zu beeinflussen. Je mehr Klicks, Anmeldungen oder Käufe sie von den Nutzerinnen und Nutzern erhalten, desto besser für das Konto des Unternehmens.

Als Beispiel ist hier die «Sneak into basket»-Methode zu erwähnen. Dabei legt ein Onlineshop einen Artikel automatisch in Ihren Warenkorb, mit der Absicht, dass Sie dies nicht bemerken oder, dass Sie den Artikel aus Bequemlichkeit «mitkaufen». Dies kann eine Hülle für ein Smartphone sein, eine Garantieverlängerung für ein High-Tech-TV oder eine Geräteschutzversicherung für einen luxuriösen Over-Ear-Kopfhörer.

Dark Patterns sind auch in mobilen Games häufig zu finden. Das Überleben eines grossen Teils der mobilen Gaming-Industrie hängt von solch heimtückischen Designentscheidungen ab. Die Spiele sind streng nach dem Belohnungssystem ausgerichtet. Normalerweise schieben Menschen Belohnungen nicht gerne auf. Sie sind sogar bereit, kleine Summen zu zahlen, damit sie nicht darauf warten müssen. Ein begrenztes Zeitfenster oder der soziale Druck von Mitspielenden, die auf Ihre Hilfe angewiesen sind, zählen zu beliebten Dark Patterns, die von Spielentwicklern und Spielentwicklerinnen eingesetzt werden.

Sind Dark Patterns illegal?

Die Verwendung von Dark Patterns ist nicht nur aus moralischen Gründen inakzeptabel. Viele Dark Patterns sind nach europäischem und amerikanischem Gesetz verboten, andere bewegen sich im Graubereich. Trotzdem werden sie immer noch in grossem Umfang im Marketing, im Online-Handel und in sozialen Netzwerken eingesetzt. Immer wieder gelingt es Verbraucher- und Datenschützern, gegen ihre Verwendung Klagen einzureichen. So zahlte AT&T, eine der grössten Mobilfunkkonzerne in den Vereinigten Staaten, 105 Millionen Dollar, um den Vorwurf auszuräumen, dass das Unternehmen ohne Wissen oder Zustimmung der Kundinnen und Kunden unzulässige Gebühren für Dienstleistungen auf deren Telefonrechnungen aufgeführt hat (Deceptive Patterns, 2024).

Die Europäische Datenschutzverordnung (DSGVO) und das schweizerische Datenschutzgesetz fordern, dass eine Einwilligung zur Datenverarbeitung freiwillig erfolgt. Wenn die Zustimmung durch Manipulation erlangt wird, gilt dies bereits als Rechtsverstoss. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Designelement so gestaltet ist, dass Sie möglicherweise nicht merken, dass Sie dem Erhalt eines Newsletters zustimmen oder sich für einen Dienst anmelden, den Sie nicht möchten. Genauso verlangt das Gesetz, dass Sie auch in der Lage sein müssen, die Einwilligung zurückzuziehen, ohne Nachteile zu erleiden.

Seit dem 17. Februar 2024 ist das Gesetz über Digitale Dienste, kurz DSA (Digital Services Act) in der ganzen EU gültig. Damit werden Online-Vermittler und -Plattformen verpflichtet, illegale Inhalte beispielsweise auf Online-Marktplätzen, Content-Sharing-Plattformen sowie App-Stores und Online-Reiseplattformen aufzudecken, zu kennzeichnen und zu entfernen.

Welche Arten von Dark Patterns gibt es und wie können Sie sich davor schützen?

Wer mit den Tricks von Dark Patterns vertraut ist, fällt weniger häufig darauf herein. In seiner «Hall of Shame» listet Brignull hunderte von Beispielen für Dark Patterns auf, die von Unternehmen auf der ganzen Welt verwendet werden. Im Jahr 2022 gab der Europäische Datenschutzausschuss Leitlinien zur Erkennung und Vermeidung von Dark Patterns in den sozialen Medien heraus. In der Schweiz sammelt der Konsumentenschutz mittels eines Meldeformulars Beispiele von schwerwiegenden digitalen Manipulationsversuchen, um dagegen vorzugehen. Neben den erwähnten Dark Patterns Fake Urgency, Hidden Costs, Sneak into Basket und sozialem Druck zählen folgende zu den häufigsten:

  • Cookie Consent Tricking: Bei der Einwilligung (Consent) der Nutzung persönlicher Daten (Cookies) beim Besuch von Webseiten wird bewusst «getrickst». Während Sie viele Mausklicks brauchen, um Cookie-Einstellungen individuell anzupassen, ist die Zustimmung „alle Cookies akzeptieren“ nur mit einem Mausklick zu erreichen. Häufig geben Nutzer:innen bei so vielen Schritten auf oder nehmen alle Cookies versehentlich an. Die Werbebranche kann so viele Menschen tracken und den Unternehmen höhere Erträge verschaffen.
  • Confirmshaming ist eine Kombination der Wörter „bestätigen“ und „beschämen“. Menschen klicken tendenziell nicht gerne auf Schaltflächen, die Aussagen enthalten wie „Nein, ich bin bereits informiert und möchte keine weiteren Informationen zu diesem Thema enthalten.» Confirmshaming zielt darauf ab, dass Sie sich schlecht fühlen, wenn Sie ein solches Angebot ablehnen.
  • Disguised Ads sind versteckte Werbebanner, die auf einer Webseite so angeordnet oder gestaltet sind, dass sie von Ihnen nur schwer als Werbung erkannt werden.
  • Fake Social Proof: In diesem Fall wird Ihnen mittels gefälschter Bewertungen oder Testimonials vorgegaukelt, dass ein Produkt beliebter oder glaubwürdiger ist, als es in Wirklichkeit ist.
  • Bei einer Forced Continuity (erzwungene Kontinuität) handelt es sich um eine automatische Verlängerung eines zeitlich befristeten (kostenlosen) Abonnements, für das Sie Ihre Zahlungsdaten eingeben müssen. Sie werden weder über die automatische Verlängerung des Abonnements informiert, noch wird Ihnen eine unkomplizierte Option zur Kündigung des Abonnements angeboten.
  • Bei einer Forced Disclosure (erzwungene Offenlegung) werden Sie gezwungen, persönliche Daten preiszugeben, die für die tatsächliche Transaktion nicht erforderlich sind. Die so gesammelten Daten werden dann an Drittanbieter für Werbezwecke verkauft.
  • Hard to Cancel (schwer zu kündigen): Während der Abschluss eines Vertrags oder eines Abonnements extra leicht gestaltet ist, stellt sich dessen Kündigung als äusserst kompliziert und zeitaufwendig dar.
  • Roach Motel („Schaben-Motel“): Ähnlich wie bei «Hard to Cancel» zielt dieses Muster darauf ab, Sie so leicht wie möglich in eine bestimmte Situation zu versetzen und Ihnen es dann so schwer wie möglich zu machen, aus dieser wieder herauszukommen.

Fazit

Dark Patterns sind sozusagen die «dunkle» Seite von Webseiten, Apps und sozialen Plattformen. Die irreführende Gestaltung der Benutzeroberflächen und Designelemente sollen die Nutzer:innen gezielt täuschen. Dark Patterns werden für Marketing- und Werbezwecke eingesetzt, um Nutzerdaten zu sammeln oder Verkäufe zu steigern. Leider geschieht dies oft auf Kosten der Autonomie und des Wohlbefindens der User. Viele Dark Patterns verfolgen betrügerische Absichten und sind strafbar. Wenn Sie Dark Patterns erkennen, verlieren Sie einen Teil ihrer Wirkung. Schützen Sie sich, indem Sie sich und andere darüber informieren.

Autor/in
Irene-Willi

Irene Willi Kägi

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