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Aufbau und Management von Innovationsportfolios: Wie mittelständische Unternehmen neue Technologien und Markttrends erkennen (Symbolbild)

In einer Welt, in der Technologien und Innovationen unaufhörlich voranschreiten, stehen Entscheider:innen in den Strategieabteilungen von Unternehmen aller Grössen  vor der Frage, wie sie neue Trends und Technologien frühzeitig erkennen können, um in der Zukunft wettbewerbsfähig zu sein.

Mehr denn je sind sich Führungskräfte und Entscheider heutzutage bewusst, dass Veränderung und Wandel unausweichlich sind: In einer repräsentativen Befragung des Branchenverbandes Bitkom (2020) gaben ein Viertel (26 Prozent) der Befragten 603 Unternehmen an, sich ausgiebig mit neuen Geräten und digitalen Technologien zu befassen. Während jede:r zweite Entscheider:in (53 Prozent) sich den technologischen Neuerungen gegenüber als eher aufgeschlossen bewertet, gaben drei von vier Managern und Mangerinnen (73 Prozent) an, dass ihnen häufig schlicht die Zeit fehlt, sich mit neuen Technologien zu beschäftigen.

Wie können mittelständische Unternehmen und Entscheider:innen folglich relevante Veränderungen im Blick behalten, verfolgen und sicherstellen, dass sie aktuelle Trends frühzeitig erkennen? Die Antwort liegt in einem gut durchdachten Innovationsportfolio-Management-Prozess. In diesem Blogbeitrag werden wir uns genauer mit dem Aufbau und dem Management von Technologie- und Innovationsportfolios befassen und insbesondere darauf eingehen, wie mittelständische Unternehmen neue Technologien und Markttrends erkennen können, um ihre Innovationsstrategie zu optimieren.

Innovationsportfolio-Management im Spannungsfeld von Strategie und operativer Umsetzung

Das Projektportfolio-Management ist das wesentliche Element zur Implementierung der Geschäftsstrategie eines Unternehmens. In der täglichen Praxis bedeutet dies, dass das Innovations- und Technologieportfolio eng in die Unternehmensstrategie eingebettet sein muss. Ausgehend von klaren unternehmensstrategischen Zielsetzungen müssen Innovations- und Technologieprojekte an vorab definierten und agilen Zeit-, Kosten- und Inhaltsvorgaben orientiert sein, die auf die übergeordneten Unternehmensziele ausgerichtet sind (Rietsch, 2015).

In der Praxis werden Innovations- und Technologieportfolios in einem jährlichen Priorisierungszyklus als Teil von Budgetprozessen neu definiert. Das Projektportfolio-Management durchläuft dabei unterschiedliche Phasen (nach Rietsch, 2015):

  • Portfolioaufbau (Build): Die Aufbauphase dient dazu, die Gesamtheit aller Projekte in einem Portfolio zu bündeln und nach den Unternehmenszielen auszurichten. Hierbei werden Kann-, Soll- und Muss-Projekte, sowie entsprechende KPIs definiert.
  • Portfoliodurchführung (Execution): In enger Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen dient diese Phase dazu, die Entwicklung der einzelnen KPIs zu verfolgen und das Portfolio neu auszurichten.
  • Benefit Realisation: Diese Phase dient dazu, den Nutzen eines Projektes zu verfolgen und aufzuzeigen, ob und wenn ja welche Ziele des Business Plans erreicht wurden.

Das strukturierte Entwickeln und Verwalten eines solchen Portfolios ist entscheidend für den Erfolg der Innovations- und Technologieaktivitäten eines Unternehmens, da es sicherstellt, dass das Unternehmen stets auf dem neuesten Stand der Technik und Trends bleibt und somit seine Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhält.

Innovationsportfolio-Management ist ein zielgerichteter Prozess mit offenem Ende

Innovation ist die Fähigkeit, neue Werte zu schaffen an der Schnittstelle von Geschäft und Technologie. Innovationen entstehen dabei an zwei Achsen: Geschäftsmodell-Innovationen in den Bereichen des Wertversprechens, der Lieferketten und der Zielkunden. Daneben existieren auf Ebene der technologischen Innovation sogenannte Produkt- und Serviceinnovationen, Prozessinnovationen und Technologie-Ermöglicher-Innovationen.

Doch nach welchen Kriterien definiert man eine Innovations- und Technologiestrategie? Zur Definition einer Innovation- und Technologiestrategie werden eine Vielzahl an internen und externen Faktoren berücksichtigt. Zu den internen Faktoren zählen technische Fähigkeiten, organisatorische Fähigkeiten, das aktuelle Geschäftsmodell, die Finanzierungssituation sowie die strategische Zielsetzung des Topmanagements. An externen Faktoren sind das externe Netzwerk, die Industriestruktur, der Wettbewerb sowie die erwartbare technologische Veränderung zu berücksichtigen (nach Davila et. al, 2013).

Und warum fällt es uns als Menschen eigentlich so schwer, Innovationen zu erkennen? Es gibt mehrere Gründe, warum es uns Menschen schwerfällt, Innovationen zu erkennen: Menschen haben die Tendenz, in ihren Gewohnheiten und Denkmustern festzustecken. Sie können sich an bestimmte Produkte, Technologien oder Arbeitsweisen gewöhnen und finden es schwierig, neue Ideen oder Innovationen zu akzeptieren. Daneben neigen wir dazu, sich auf das Bekannte zu konzentrieren und neue Ideen oder Innovationen zu ignorieren, die ausserhalb unseres Erfahrungsbereichs liegen. Dies kann dazu führen, dass innovative Ansätze nicht erkannt oder nicht verstanden werden. Oftmals kommt auch verstärkend hinzu, dass sich Menschen vor Veränderungen fürchten oder unsicher sind, wie sich neue Innovationen auswirken werden. Dies kann dazu führen, dass sie Innovationen ablehnen oder sich ihnen nicht öffnen. Fehlende Informationen sind daneben ein wichtiger Faktor: Wenn sie nicht über die notwendigen Informationen oder Ressourcen verfügen, können sie Schwierigkeiten haben, Innovationen zu identifizieren oder zu bewerten.

Es ist also wichtig zu verstehen, dass Innovationen oft eine Veränderung darstellen und es normal ist, dass Menschen Schwierigkeiten haben, sich an Veränderungen anzupassen (Hoffmann, 2020). Dennoch können Unternehmen und Einzelpersonen durch gezielte Prozesse lernen, Innovationen zu erkennen und zu fördern.

Die kosteneffektivsten Möglichkeiten um Innovationen im Blick zu behalten

  1. Relevante Suchfilter einrichten (Keyword Alerts): Richten Sie ein System ein, das Ihnen dabei hilft, über neueste Trends Ihrer Branche passiv informiert zu werden und blocken Sie sich einen festen Termin in Ihrem Kalender zur Durchsicht und Bewertung der Ergebnisse. Nutzen Sie hierzu vollautomatisierte Tools wie beispielsweise Google Alerts, Talkwalker Alerts oder Buzzlogix. Halten Sie sich ebenfalls mit Benachrichtigungen über den aktuellen Forschungsstand (bspw. mit ResearchGate, PubMed, Google Scholar o.ä.) auf dem Laufenden.
  2. Branchenveranstaltungen besuchen: Besuchen Sie Messen, Konferenzen und Seminare in Ihrer Branche, um über neue Technologien und Trends auf dem Laufenden zu bleiben. Viele Veranstaltungen bieten auch Networking-Gelegenheiten, um Kontakte zu knüpfen und potenzielle Geschäftspartner zu finden.
  3. Online-Netzwerke nutzen: Nutzen Sie soziale Medien und professionelle Netzwerke wie LinkedIn oder Twitter, um Meinungsmachern und Hasthtags zu folgen und sich mit Expertinnen und Experten in Ihrer Branche zu vernetzen.
  4. Branchenpublikationen lesen: Lesen Sie die Publikationen von Branchenverbänden, um über aktuelle Entwicklungen und Trends informiert zu bleiben. Viele Publikationen bieten auch Online-Newsletter an, die Sie abonnieren können, um regelmässig Updates zu erhalten.
  5. Wettbewerber beobachten: Verfolgen Sie, was Ihre Wettbewerber tun, welche Innovationen sie einführen und welche Unternehmen Sie ankaufen. Sie können dies über Social-Media-Plattformen, Unternehmenswebsites und Pressemitteilungen tun. Automatische Alerts helfen Ihnen auch hier.
  6. Zusammenarbeit mit Venture Capital Fonds: Beobachten Sie, in welche Firmen Gründerzentren und insbesondere vorselektierende Risikokapitalinvestoren und Venture Capital Fonds wie beispielsweise Plug&Play Ventures, 500 Startups, PharmStars, High-Tech Gründerfonds o.ä. ihr Kapital investieren. Diese publizieren auf ihren Social Media und Internetseiten regelmässig aktuelle Portfoliobeteiligungen.

Es ist wichtig, regelmässig Zeit und Ressourcen in die Verfolgung von Innovationen in Ihrer Branche zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit den oben genannten Methoden können Sie zeit- und kosteneffektiv auf dem Laufenden bleiben.

Trend-Reports rückwärts lesen

Stellen Sie abschliessend einmal vor, Sie könnten die Zeit zurückdrehen und Ihre heutige Branche aus dem Blickwinkel der Zeit von vor zehn Jahren betrachten. Welche Veränderungen stellen Sie fest? Wie haben sich Märkte, Kund:innen und Produkte seitdem verändert? Und, was blieb bei aller Veränderung die unveränderliche Konstante in Ihrer Branche?

Zwar können wir nicht die Zeit zurückdrehen, doch können wir die Gegenwart immer auch aus der Brille der Vergangenheit betrachten und daraus die Zukunft ableiten. Ein wichtiges Vehikel stellen dabei insbesondere Industrie-Tend-Reports dar (Bhargave, 2020). Suchen Sie sich zur Übung einmal die Tend-Reports Ihrer Industrie der vergangen zehn Jahre heraus. Suchen Sie nach Gemeinsamkeiten, unerfüllten Erwartungen und Konstanten. Die obigen Fragen werden Ihnen dabei helfen und sind der erste Schritt, um die Zukunft auf Basis der Erfahrung der Vergangenheit abzuleiten.

Quellen und weiterführende Informationen

Bhargave, R (2020). Non Obvious Megatrends: How to See What Others Miss and Predict the Future. Ideapress Publishing.

Bitkom Research (2020). Digitalisierung der WirtschaftAbgerufen am: 20.04.2023

Davila, T., Epstein M., Shelton, R. (2013). Making Innovation Work: How to Manage it, Measure it, and Profit from It. Pearson Education.

Hoffmann, Sascha (2020). Digitales Produktmanagement. Springer Gabler.

Rietsch, J. (2015). Projektportfolio-Management: Strategische Ausrichtung und Steuerung von Projektlandschaften. Haufe Verlag.

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