Mann mit Laptop auf Hängematte am Meer Mann mit Laptop auf Hängematte am Meer
Möchten Sie Workation ausprobieren oder gar zum permanenten Arbeits- bzw. Lebensmodell machen? (Symbolbild)

Arbeiten, wo andere Ferien machen? Homeoffice am Strand oder in den Bergen? Das ist keine Illusion, sondern ein Trend, der in der Arbeitswelt immer mehr Fuss zu fassen scheint. Das neue Arbeitsmodell heisst Workation, eine Wortverbindung aus "Work" (Engl. für Arbeit) und "Vacation" (Engl. für Urlaub). Es eignet sich für Menschen, die Ihre Arbeit gerne in einer Feriendestination mobil über das Internet anstatt permanent im Büro verrichten.

Möchten Sie Workation ausprobieren oder gar zum permanenten Arbeits- bzw. Lebensmodell machen? Das heisst, als sogenannte/r digitale/r Nomad/in von einem zum nächstschöneren Ort ziehen und dabei online arbeiten? Bevor sich das Feriengefühl in einen Alptraum wendet, lohnt es sich, einen Testlauf zu machen.

Fernarbeit - ein Arbeitsmodell mit Wachstumspotenzial

Wenn Sie mit Fernarbeit, Workation oder digitalem Nomadentum liebäugeln, stehen Sie nicht alleine da. Laut der Umfrage "Pulse of the American Worker" (2021) sind fast drei Viertel aller Arbeitnehmer/innen der Meinung, dass Arbeitgeber auch nach der Pandemie Fernarbeit anbieten sollten – bei den Remote Workers beträgt dieser Prozentsatz sogar mehr als 80 Prozent. Davon geben sogar vier von zehn an, dass sie ihren Job wechseln würden, wenn ihr derzeitiges Unternehmen langfristig keine Remote-Arbeitsmöglichkeiten anbietet.

In der Tat gehen immer mehr Unternehmen dazu über, anstatt Generalisten einzustellen, die sich physisch in einem zentralen Büro aufhalten, hochspezialisierte Externe oder Homeoffice-Mitarbeitende in einer wenig zentralisierten und hierarchischen Struktur anzusiedeln.

Das Profil der digitalen Nomaden: nicht nur Blogger/innen

Während digitale Nomaden sich anfänglich auf 20 bis 35-jährige Millennials beschränkten, die bloggend mit ihrem Smartphone in der Hand um die Welt reisten, sind zunehmend auch die Generation X (zwischen 35 und 50 Jahren) und die Baby Boomers (über 50 Jahre) unter den digitalen Nomaden vertreten. Diese mögen weder einen festen Arbeitsort noch feste Arbeitszeiten, sondern lieben es, an verschiedenen Orten Reise-Erfahrungen zu sammeln und nach eigenem Zeitplan online zu arbeiten.

Traditionell sind digitale Nomaden in technischen Bereichen wie in der Webentwicklung oder im Design tätig. Andere Berufe wie Schriftsteller, Übersetzer, Social Media Manager, Analyst, Berater sind jedoch im Aufmarsch. Einige sind Entrepreneurs oder Selbstständige, andere sind bei einem Unternehmen angestellt. Ihre Arbeit lässt sich gut mit einem Laptop mit einer Wi-Fi-Verbindung ausüben, ohne physisch am Arbeitsplatz anwesend zu sein. Digitale Nomaden berichten von einer besseren Lebensqualität. Der Zwang zum Pendeln fällt weg und die persönliche Freiheit nimmt zu.

Warum sich Workation auch für Unternehmen lohnt

Auch den Unternehmen bringt das digitale Nomadentum ganz klare Vorteile: Sie können Mitarbeitende einstellen, die sich an entfernten Orten aufhalten, aber ideal für die Stelle sind. Gleichzeitig lassen sich feste Arbeitsplätze einsparen. Wenn Unternehmen Mitarbeitende selbst entscheiden lassen, wo, wann und wie viel sie arbeiten, steigt einer Studie von Gartner zufolge (2020) der Anteil an High Performern auf 55 Prozent. Ein Effekt, der beiden Seiten, Unternehmen und digitalen Nomaden, zu Gute kommt.

Es erstaunt nicht, dass gerade Arbeitgebende in der Reisebranche mit gutem Beispiel vorangehen, so wie TUI, die seinen Mitarbeitenden bis zu 30 Tage im Jahr aus dem Ausland arbeiten lässt, sofern der Job es erlaubt. Aber auch die DZ Bank, Vodafone, SAP und Continental machen Workation für ihre Mitarbeitenden möglich.

Reiseziele, Remote-Arbeitsplätze und Unterkünfte

Bei digitalen Nomaden sind Reisedestinationen, die niedrige Lebenshaltungskosten bieten, besonders im Trend. Beispielsweise werden Chiang Mai in Thailand, Bali in Indonesien oder Medellín in Kolumbien von den digitalen Nomaden viel besucht. In Europa bevorzugen sie vor allem Lissabon in Portugal und Amsterdam.

Zunehmend bemühen sich die Tourismusregionen, den spezifischen Bedürfnissen dieser neuen Zielgruppe besser gerecht zu werden. So bewirbt sich das Südtirol bei den digitalen Nomaden mit dem Slogan "Workation trifft auf Naturerlebnis". Die Arbeit lässt sich hier dank Coworking Spaces und Hotelunterkünften einfach organisieren. Auch für zahlreiche Erlebnisse während der Freizeit ist gesorgt. Bei der Vorbereitung und Organisation der Workation vor Ort helfen Apps auf dem Smartphone. Auf den Kanaren baut der Workation-Anbieter repeople ein ganzes Ökosystem für Remote Workers auf. Weitere Destinationen sind geplant.

Reiseunternehmen wie Robinson Club und Aldiana bieten Workation-Pakete mit aktivem Clubleben an, welches auch die Familienmitglieder miteinschliesst. Dazu gehören ein umfangreiches Sportprogramm, Spa-Behandlungen und Kinderbetreuung.

Hindernisse und mögliche Lösungen für Workation

Leider gibt es in vielen Ländern keine legale Möglichkeit, mittelfristig zu leben und zu arbeiten, ohne sich als Einwohner niederzulassen. Länder wie Portugal, Barbados, Estland und Bermuda reagieren darauf, indem sie Arbeitsvisa anbieten, da sie im Workation-Trend eine Chance zur (Wieder-)Belebung ihrer Wirtschaft wittern.

Das "Work from Bermuda"-Zertifikat ermöglicht digitalen Nomaden, legal bis zu einem Jahr im Inselstaat zu arbeiten. Durch die Auflage, dass sie nur von Unternehmen ausserhalb des Landes beschäftigt werden dürfen, ist sichergestellt, dass sie mit den Einheimischen nicht um Arbeitsplätze konkurrieren. Für das Ausfüllen des Antragsverfahrens braucht man ca. 30 Minuten und die Genehmigung dauert ca. 5 Werktage. Der gesamte Prozess erfolgt online. Allerdings gehört Bermuda nach eigenen Angaben zu den teuersten Orten der Welt. Wer nicht das grosse Geld verdient, kann sich Workation auf den subtropischen Inseln nicht leisten.

Mit relativ günstigen Lebenshaltungs- und Reisekosten und einem warmen Klima offenbart sich Portugal als eine gute Alternative. Auf der Insel Madeira lässt es sich mit einer Aussicht auf das Meer und die Berge arbeiten. "The Nomad Village" in Ponta Do Sol bietet kostenlose Arbeitsräume an.

Genauso wichtig wie das Arbeitsvisum sind auch die Themen Steuern und Sozialleistungen (Krankenversicherungen, Arbeitslosenversicherung). Diese können zu Problemen führen, besonders wenn man sich länger im Ausland aufhält. Auch ist es nicht immer so einfach herauszufinden, was für welches Land gilt. Wer sich damit überfordert fühlt, kann sich an pack&work wenden. Der Gewinner des Swiss HR Award von 2020 unterstützt nicht nur Angestellte und Arbeitgebende darin, die passenden Workation-Destinationen und Studienplätze im Ausland zu finden, sondern trifft auch die notwendigen Vorkehrungen bezüglich arbeitsrechtlicher, versicherungstechnischer und steuerrelevanter Aspekte.

So verlockend dieses neue Arbeits-/Lebensmodell tönt: Nicht überall auf der Welt ist es so einfach, in das Land einzutauchen. Sei es aus Gründen der Sprachbarriere oder kultureller Unterschiede. Je nachdem lohnt es sich vorher, einen Sprachkurs zu besuchen und sich über länderspezifische Gepflogenheiten zu informieren.

Es kann vorkommen, dass man aufgrund der benötigten Infrastruktur für das Arbeiten relativ isoliert lebt und reist. Dafür bietet das "Remote Workers Village Maspalomas" eine Lösung an. Hier kann man in einer Ferienanlage mit mehr als 60 Villas und Co-Working Spaces mit High Speed Internet unter seinesgleichen den Winter auf Gran Canaria verbringen.

Nicht vergessen werden darf, dass Arbeitsdisziplin und eine grosse Selbstorganisationskompetenz bei Workation vonnöten sind. Je nachdem muss noch Verantwortung für mitreisende Familienmitglieder übernommen werden.

Und natürlich geht nichts ohne gutes WLAN! Nicht nur Workation-Anbieter, auch Gästebewertungen können dazu Aufschluss geben.

Fazit

Workation und digitales Nomadentum können vor dem Hintergrund des andauernden Fachkräftemangels eine interessante Option, sowohl für Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende, sein. Neue Technologien können zudem die Zusammenarbeit von hybriden Teams über die Distanz hinweg wesentlich unterstützen beispielsweise durch Treffen im virtuellen Raum.

Wenn Sie den Testlauf Workation mit einem offenen und positiven Geist, grosser sozialer Kompetenz und viel Improvisationstalent angehen, dann steht ihnen vielleicht bald der Weg frei, als digitaler Nomad/in mit der Arbeit im Koffer viele interessante Orte dieser Welt zu bereisen.

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