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Umweltpsychologie – was steckt dahinter? (Symbolbild)
Was ist Umweltpsychologie? Maya Mathias, Präsidentin des Vereins Initiative Psychologie im Umweltschutz (IPU), spricht über den Nutzen der Psychologie für Herausforderungen im Nachhaltigkeitsbereich. Wieso reichen technische Innovationen alleine nicht aus? Wieso fällt es uns so schwer, vom Wissen zum Handeln zu kommen? Und wieso gibt es doch Grund zur Hoffnung?

Frau Mathias, Sie sind Präsidentin des Vereins Initiative Psychologie im Umweltschutz (IPU). Was zeichnet den Verein aus?

Die IPU ist ein interdisziplinäres Netzwerk aus Studierenden und Berufstätigen, Praktizierenden und Forschenden, die sich in der Schweiz für die Psychologie im Umweltschutz und in der Nachhaltigkeit interessieren und einsetzen.

Das Ziel unseres Netzwerks ist, die Umweltpsychologie einem breiteren Publikum bekannt zu machen, damit die Erkenntnisse aus der Psychologie in der Nachhaltigkeitsdebatte besser genutzt werden.

Damit die Umweltpsychologie bekannter wird, leisten wir Öffentlichkeitsarbeit und organisieren regelmässig Kurse und Kongresse, um umweltpsychologische Themen wie Suffizienz, Kommunikation und Umweltverhalten in den Fokus zu rücken. Der nächste Kongress findet zum Beispiel am 8. März 2019 in Zürich statt und behandelt das Thema Intervention und Verhaltensänderung.

Was ist Umweltpsychologie?

Die Umweltpsychologie befasst sich mit der dem Zusammenspiel zwischen Mensch und Umwelt. Einerseits geht es darum, wie der Mensch mit seinem Denken und Handeln die Umwelt beeinflusst, z. B. mit seinem Freizeitverhalten oder bei der Stadtplanung. Auf der anderen Seite ist die Wirkung der Umwelt auf den Menschen von Interesse, z. B. die Wirkung naturnaher Erholungsräume oder menschenfreundlicher Architektur.

Bei der IPU interessieren uns vor allem die Bereiche Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Verhaltensweisen wie zum Beispiel Flugzeugreisen, Autofahren, der enorme Ressourcenverbrauch, um unsere Konsumwünsche zu stillen, wirken sich zunehmend schädlich auf unser Klima, die Natur, aber auch auf uns selber aus.

Das Handeln des Menschen gilt damit als Ursache vieler Umweltprobleme, aus diesem Grund sollte die Lösung auch beim Menschen gesucht werden. Technische Neuerungen reichen nicht aus, damit wir nachhaltiger leben, da Effizienzgewinne meist durch Mehrverbrauch zunichtegemacht werden.

Die Umweltpsychologie zeigt, wie mit psychologischem Wissen und entsprechenden Strategien umweltfreundliches Verhalten begünstigt werden kann. Es geht darum Bedürfnisse und Motivationen, Einstellungen und Denken besser zu verstehen. Diese Erkenntnisse können genutzt werden, um umweltfreundliches Verhalten zu fördern. Zum Beispiel spielen menschliche Entscheidungen und Verhaltensweisen bei Energieverbrauch, Mobilität, Reisen, Ernährung, Konsum, Abfallvermeidung und –entsorgung oder nachhaltigen Lebensstilen eine Rolle.

Die wissenschaftlichen Methoden und Kenntnisse der Psychologie können dabei helfen, Interventionen wirkungsvoll zu gestalten, umweltfreundliches Verhalten zu fördern und das Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu stärken.

Was sind die drängendsten Fragestellungen für die nächsten Jahre aus der Sicht der Umweltpsychologie?

Eine der drängendsten Fragen ist nach wie vor, wie wir unser Wissen in Verhalten überführen. Viele wissen, dass Flugreisen schlecht fürs Klima sind, dass drei Mal am Tag Fleisch essen ungesund ist und die 500 Meter bis zur Arbeit locker zu Fuss machbar sind. Trotzdem entscheiden wir uns nach wie vor für die scheinbar bequemere Variante.

Es gibt bereits viele Erkenntnisse, wie neues Verhalten begünstigt werden kann, zum Beispiel durch Erinnerungen, Nudges oder soziale Unterstützung. Trotzdem bleibt es schwer Gewohnheiten zu durchbrechen. Wissen und gute Vorsätze umzusetzen ist eine Herausforderung.

Hinzu kommt, dass viele Umweltprobleme wie der Klimawandel abstrakt, zeitlich fern und theoretisch bleiben. Die Urlaubsreise mit dem Flugzeug dagegen ist konkret, stellt eine direkte Belohnung dar und ist sozial akzeptiert.

Der letzte Sommer mit rekordverdächtiger Trockenheit hat gezeigt: Wenn wir die Folgen am eigenen Leib spüren, beginnen wir uns intensiver damit auseinanderzusetzen. Plötzlich ist man direkt betroffen und das Thema wurde von fast allen Medien aufgegriffen. Dies bietet Chancen für die Anregung und Verbreitung von nachhaltigeren Konsum- und Lebensweisen. 

Welche Ratschläge würden Sie Studieninteressenten geben, die sich überlegen Umweltpsychologie zu studieren?

  • Interessierten empfehle ich, Psychologie zu studieren mit dem Schwerpunkt Sozialpsychologie. Weiter gibt es vereinzelt auch Seminare zum Thema.

  • Vernetzen Sie sich mit Gleichgesinnten und nutzen Sie die Psychologie für die Themen der Nachhaltigkeit. Projekte wie die Nachhaltigkeitswoche, Umweltpsychologie-Kongresse, Studentenzeitungen oder Vereine an den Hochschulen bieten die Gelegenheit sich auszutauschen, sind motivierend und bieten viele Lernmöglichkeiten.

Weiterführende Informationen und Quellen:

https://www.umwelt-psychologie.ch/

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