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Arbeitslosigkeit hat oft gravierende Folgen für unser psychisches Wohlbefinden. (Symbolbild)
Bei allem Jammern über zu hohes Arbeitsvolumen, ungerechte Chefs oder nervige Arbeitskollegen: Arbeitslosigkeit kann uns hart treffen. Wie wirkt sich Arbeitslosigkeit auf unser psychisches Befinden aus? Wie unterscheiden wir uns im Umgang mit Arbeitslosigkeit? Unser kürzlich erschienenes Buch «Wirtschaftspsychologie für Bachelor» (2018) nimmt sich u. a. genau diesen Fragen an.

Psychisches Wohlbefinden

Arbeitslosigkeit wirkt sich stärker negativ auf die Zufriedenheit aus, als jede andere Ursache (Frey & Frey, 2010). Verlieren wir unseren Job, verschlechtert sich unser Wohlbefinden häufig stark. Glücklicherweise trifft auch das Gegenteil zu: Treten wir wieder ins Berufsleben ein, verbessert sich das Wohlbefinden wieder. Trotzdem, die Effekte von Arbeitslosigkeit sind nicht zu unterschätzen.

Arbeitstätig zu sein gibt uns weit mehr als finanzielle Sicherheit. Feste Zeitstrukturen, soziale Einbindung und Status sind nur einige der Funktionen, die uns Arbeit zusätzlich zum Lohn bietet. 

Was beeinflusst unseren Umgang mit Arbeitslosigkeit?

Je nach Situation, Vorerfahrung und Persönlichkeitsmerkmalen gehen wir unterschiedlich mit Arbeitslosigkeit um (Kirchler, 2011). Dabei sind u. a. folgende Fragen relevant: Wie lange sind wir bereits arbeitslos? Welche subjektive Bedeutung hat Arbeit für uns? Was für Erfahrungen haben wir bereits mit Arbeitslosigkeit gemacht?

Bei längerer Arbeitslosigkeit verschlechtert sich unsere Befindlichkeit, bis nach ungefähr neun Monaten eine Stabilisierung stattfindet. Je weniger bedeutsam für uns Arbeit ist, je tiefer unsere Arbeitsmotivation, desto schwächer spüren wir die Folgen von Arbeitslosigkeit.

Haben wir bereits frühere Erfahrungen damit, einen Job zu verlieren, kann es in zwei Richtungen gehen. Entweder wir resignieren, oder wir können bereits bewährte Bewältigungsstrategien erneut einsetzen.

Die Angst, die Arbeit zu verlieren

Eine Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens stellt sich nicht erst dann ein, wenn man seinen Job verliert. Bereits die Befürchtung, den Job zu verlieren, kann eine grosse psychische Belastung darstellen. Laut Wiswede (2012) hat die Angst vor Jobverlust zur Folge, dass wir eine geringere Leistung bei der Arbeit erbringen und negativere Einstellungen zu Aspekten der Arbeitswelt haben. Dies wird als Coping-Strategie interpretiert, bei dem sich Personen auf den drohenden Jobverlust vorbereiten.

Die Macht von Attribution

Die eigene Arbeitslosigkeit kann auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. Und genau diese Zuschreibungen können einen Einfluss darauf haben, ob Personen rasch wieder einen Job finden. Arbeitslosigkeit kann intern attribuiert werden: Ich bin selber schuld an meiner Arbeitslosigkeit, ich bin nicht genügend flexibel oder motiviert, eine neue Stelle zu finden.

Bei einer externen Attribution hingegen werden strukturelle Gründe genannt: Personalverantwortliche anerkennen mein Potenzial nicht, oder es gibt einfach zu wenig passende Stellen. Es gibt Hinweise aus einer Studie von Uhlendorff (2004), dass Personen, die internal attribuieren, schneller wieder eine neue Beschäftigung finden.

Förderliche Faktoren

Regelmässige Aktivitäten und Hobbies wirken sich positiv aus auf den Umgang mit Arbeitslosigkeit. Die dadurch gewonnene Struktur des Tagesablaufes sowie sinnvolle Beschäftigungen helfen uns dabei, mit dem Verlust des Jobs umzugehen.

Auch soziale und emotionale Unterstützung wirken als Puffer. Fühlen wir uns eingebunden in ein soziales Gefüge und unterstützt, können wir besser mit den negativen Effekten der Arbeitslosigkeit umgehen. Wichtig ist zudem die Kontrollüberzeugung: Die persönliche Einschätzung der Möglichkeit, bald wieder einen Job zu finden.

Fazit: Arbeit bedeutet weit mehr als ökonomische Unabhängigkeit. Entsprechend sind die Folgen von Arbeitslosigkeit auf unser Wohlbefinden nicht zu unterschätzen. Wie wir mit Arbeitslosigkeit umgehen und wie stark sie sich auf unser Wohlbefinden auswirkt, wird durch Bewältigungsstrategien, Persönlichkeitsmerkmale und Attributionen beeinflusst.


Weiterführende Informationen und Quellen:

Fichter, C. (Hrsg.). (2018). Wirtschaftspsychologie für Bachelor. Berlin: Springer.

Frey, B. S., & Frey Marti, C. (2010). Glück – die Sicht der Ökonomie. Chur: Rüegger.

Kirchler, E. (2011). Wirtschaftspsychologie. Individuen, Gruppen, Märkte, Staat (4. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Uhlendorff, A. (2004). Der Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften und sozialen
Ressourcen auf die Arbeitslosigkeitsdauer. Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie, 56,
279-303

Wiswede, G. (2012). Wirtschaftspsychologie (5. Aufl.) München: Reinhardt.

Autor/in
Regula von Büren

Regula von Büren

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