Unterricht mit viel sozialer Interaktion Unterricht mit viel sozialer Interaktion
CAS FH in Angewandter Psychologie an der Kalaidos FH. (Symbolbild)
Ein Studium kostet einiges an Zeit, Geld und Kraft. Wie Hochschulbildung aussehen muss, damit sich diese Investition auch lohnt und in Studienerfolg niederschlägt, ist ein zentrales Thema der empirischen Unterrichtsforschung. Die Psychologen Michael Schneider und Franzis Preckel von der Universität Trier haben in einer demnächst im Psychological Bulletin erscheinenden Metastudie die Fülle an internationalen Forschungsergebnissen in diesem Bereich systematisch gesichtet und ausgewertet. In ihren Datenpool nahmen die Studienautoren 38 Metaanalysen auf, die auf den Ergebnissen von fast zwei Millionen Studierenden basieren. So konnten sie 105 Faktoren identifizieren, die den Studienerfolg positiv beeinflussen.

 

Ergebnisse

Was insgesamt deutlich wird: Die Art, wie Dozierende Studieninhalte vermitteln, hat den stärksten Einfluss auf den Studienerfolg, aber ohne studentisches Engagement läuft’s nicht. So weit, so vorhersehbar.

Konkret zeigt sich beim Bildungsangebot:

  • Es wirkt sich besonders positiv auf studentische Leistungen aus, wenn soziale Interaktion gefördert wird, wenn also zum Fragen und Diskutieren ermuntert wird und Lernen in Kleingruppen sowie projektbasiertes Lernen gefördert wird.
  • Studienerfolg ist ausserdem stark damit verknüpft, inwieweit Lehrende tiefgehendes, hoch involvierendes Lernen anregen. Dazu zählt klar zu präsentieren, Bezug zur Erfahrungswelt der Lernenden herzustellen, anspruchsvolle Aufgaben zu stellen sowie Perspektivenübernahme und Transfer zu fördern.
  • Als ähnlich positiv auf studentische Leistungen wirkt es sich aus, wenn Dozierende lernorientiertes Feedback geben, also klar über vergangenen Fortschritt orientieren, explizite Lernziele und Erfolgskriterien benennen, da den Studierenden so geholfen wird, sich auf geeignete Ziele und Prioritäten zu fokussieren.
  • Die Art der Präsentation sollte engagiert, unterhaltsam, verständlich und Interesse weckend gestaltet sein.
  • Als entscheidend hat sich auch herausgestellt, wie Methoden auf Mikroebene angewendet werden, wieviel Sorgfalt etwa auf Vorbereitung und Details des Kurses verwendet wird.
  • Technische Finessen wie Simulationen, Spiele oder intelligente Tutorensysteme weisen keine starken, sondern allenfalls mittlere oder kleine Effekte auf.

Günstige Faktoren seitens der Studierenden:    

  • Grossen Einfluss auf späteren Lernerfolg im Studium haben Intelligenz, allgemeine Lernfähigkeit sowie die Menge und Güte von Vorwissen.
  • Hinsichtlich Lernstrategien zahlt es sich aus, regelmässig Kurse zu besuchen, sich Lernziele zu setzen und wirksames Selbstmanagement in Form von Ausdauer und Lösungsorientierung zu betreiben. Der Königsweg ist hier nicht, unentwegt so hart wie möglich zu arbeiten, sondern auch angesichts hoher Herausforderungen ein bewusster, wohl überlegter Ressourceneinsatz.
  • Bei den Faktoren studentischer Motivation hat vor allem die Erwartung, aufgrund eigener Fähigkeiten zum Studienerfolg gelangen zu können (also Selbstwirksamkeit) sehr positiven Einfluss.

Quintessenz

Gut gemachte Präsenzveranstaltungen von klar und anregend agierenden Dozierenden wirken sich sehr positiv auf den Studienerfolg aus. Für einen Grossteil studentenbezogener Positivfaktoren (vor dem Studium erworbenes Wissen, Fähigkeiten und Lernerfahrungen) werden die Grundlagen zumindest indirekt bereits in der Schule gelegt. Technologie in Form digitaler, interaktiver Lernumgebungen allein kann studentische Leistungen nicht bedeutsam steigern und auch keinen Mangel an Dozierenden oder ihre mangelhafte Ausbildung ausgleichen. Um Lehre exzellent zu machen, appellieren Schneider und Preckel daran, Dozierende aber auch Lehrer zu besserer Wissensvermittlung zu befähigen. 

Weiterführende Informationen und Quellen:

Schneider M. & Preckel F. (im Druck).Variables Associated with Achievement in Higher Education: A Systematic Review of Meta-analyses. Psychological Bulletin.

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