Beispiele für Clickbaiting Beispiele für Clickbaiting
In Zeiten der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie manifestiert sich Neugier konkret in Klickzahlen – und diese werden mit allen psychologischen Tricks nach oben getrieben. (Bild: Kalaidos FH)

Psychologische Forschung zeigt eindrücklich: Neugier ist ein Bedürfnis, Unsicherheit zu reduzieren. In Zeiten der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie manifestiert sich Neugier konkret in Klickzahlen – und diese werden mit allen psychologischen Tricks nach oben getrieben.

Ein gängiger Trick ist das sogenannte Clickbaiting. Dies ist eigentlich nichts anderes als die digitale Version einer grellen Boulevard Überschrift im Blick oder in der Bild. Es werden Ankündigungen gemacht und Neugier geweckt, aber die Erwartung an eine tatsächlich unglaubliche Story wird nicht eingelöst bzw. die Erkenntnis ist trivial und lapidar.

Beispiele für Clickbaiting

Bayani und Kollegen (2016, S.96) stellen in ihrer Analyse fest, dass insbesondere acht Mechanismen, teilweise auch in Kombinationen, die Haupttreiber für schnelle Klickzahlen im Sinne von Clickbaiting sind:

Übertreibungen z. B. „Äpfel schaden in Wirklichkeit Ihrer Gesundheit“ (stimmt, wenn man davon ca. 50 am Tag isst)

Teasing z. B. „In der Schule dachten alle der Junge sei lernbehindert, was dann aus ihm wurde, ist unglaublich…“ (ja, er wurde Abteilungsleiter bei einem schwäbischen Schraubenhersteller)

Gewalt, Hetze oder Nutzen einer vulgären Sprache z. B. „Polizist verprügelt anderen Polizist bis das Blut spritzt“ (nicht gerade neu, aber Sex und Gewalt ziehen als Klickgeneratoren schon immer)

Formatierung z. B. „HIER ALLE INFOS ZUM AKTUELLEN OLYMPIA SKANDAL!!!" (gerne auch in Form von Neo-Anglizismen wie OMG oder WTF etc.)

Grafiken z. B. Nur ein Teil des Bildes ist sichtbar, der Rest muss sich „freigeklickt“ werden („So sah sie aus nachdem sie 20 kg abgenommen hatte).

Lockvogelangebot (bait-and-switch) – z. B. „Diese deutschen Markenprodukte gibt es nicht mehr“ – man sieht nur eine konkrete spektakuläre Information, muss sich allerdings durch mehrere Seiten klicken um die genauen Informationen zu erhalten.

Mehrdeutigkeiten – z. B. „Das neue Samsung iPhone8“

Falschaussagen – z. B. „Wissenschaftler: Rauchen eigentlich gesund“ (ja, wenn die Wissenschaft dies sagt …)

Man könnte meinen, dass durch einen Lernprozess die Klickrate bei offensivem Clickbaiting sinken müsste, schliesslich stellt man ja wiederholt fest, dass hinter der vollmundigen Botschaft nur Trivialitäten stecken. Das dennoch weiter Clickbaiting in unseren Timeslines auftaucht, kann als Hinweis verstanden werden, dass Unsicherheit ein derart unangenehmer Zustand ist, dass selbst eine entsprechende Ernüchterung in Kauf genommen wird.

Da Neugier scheinbar in unserer Natur liegt, sollen uns nun zumindest bei Facebook smarte Algorithmen vor zu leichtfertigen Klicks bewahren und die Anzahl der digitalen Köder reduzieren. Diese Änderung begründet Facebook damit, dass die User durch offensive Clickbaits von relevanten Informationen aus ihrem sozialen Umfeld, abgelenkt werden. Die User wollen also scheinbar am liebsten gar nicht erst in Versuchung gebracht werden, auf bestimmte Köder zu klicken. Stattdessen besteht laut Facebook ein Wunsch nach „authentischer Kommunikation“.

Weiterführende Informationen und Quellen:

Biyani, P., Tsioutsiouliklis, K., & Blackmer, J. (2016). 8 Amazing Secrets for Getting More Clicks”: Detecting Clickbaits in News Streams Using Article Informality. Proceedings of the Thirtieth AAAI Conference on Artificial Intelligence (AAAI-16) 

Autor/in
Dr. Jörn-Basel

Prof. Dr. Jörn Basel

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