Schadet Abstieg des FCZ dem Image der Region?
Rebecca Zeier
Was bedeutet der Abstieg des FCZ für die Region Zürich? Droht auch ihr der Abstieg in die zweite Liga? Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Christian Fichter erklärt im Interview auf SRF 4, weshalb der Abstieg des FCZ die Wahrnehmung des Standorts Zürich nicht beeinflussen wird und welche Charakteristika der Region Zürich stattdessen zugeschrieben werden.
Transkription des Interviews mit Daniel Eisner von SRF 4:
Für den FC Zürich und seine Fans ist der Abstieg schwer zu verdauen. Das Letzigrund Stadion wird mindestens 1 Jahr lang noch leerer sein als sonst. Es werden Gegner antreten wie Aarau, Chiasso oder Wil. Und nicht mehr der ewige Stadtrivale GC oder der grosse FC Basel. Was bedeutet dieser Abstieg über das Sportliche hinaus, verliert die Stadt Zürich an Ausstrahlung? Christian Fichter ist Wirtschaftspsychologe und hat eine Studie verfasst mit dem Titel „Zürich Image Monitoring“.
Wie relevant ist der Abstieg für die Wahrnehmung des Standortes Zürich?
Für die Wahrnehmung des Standorts Zürich hat das Geschehen im Fussball keine grosse Bedeutung. Zürich ist anders als etwa Basel oder München gar keine Fussballstadt und deshalb erwarte ich hier keine negativen Einflüsse beispielsweise auf das Image.
Sehen das die Fussballinteressierten in Zürich selber auch so?
Das glaube ich schon, dass die das auch so sehen. Weil das sind ja nicht nur Personen, die sich rein über den Fussball definieren und die sehen die anderen Charakteristika von Zürich sehr wohl auch. Von daher glaube ich, die würden dem wahrscheinlich zustimmen. Wobei natürlich in ihrem Leben der Fussball vergleichsweise wichtiger ist als etwa im Leben von einem Nicht-Fussball-Fan. Deshalb glaube ich, ihre eigene Wahrnehmung von Zürich könnte im Moment und für die nächsten Tage ein bisschen beeinträchtigt sein durch den Abstieg des FCZ.
Wenn nicht Fussball – wie definiert sich denn die Wahrnehmung der Stadt Zürich sonst?
Zu Zürich, also zur Stadt Zürich und zur Region Zürich, gibt es ganz andere beschreibende Faktoren, die die Wahrnehmung definieren. Insbesondere wenn man die Leute fragt, wird da genannt: der See, die Berge, das kulturelle Angebot. Dann natürlich auch weniger positiv eingeschätzte Dinge, wie der Stress im Verkehr, dann auch eine Hektik (beispielsweise im Arbeitsleben) und natürlich ganz wichtig die Branchen, allen voran die Finanzbranche und andere Branchen, wie beispielsweise Dienstleistungsbranchen. Auch der Kreativsektor wird oft mit Zürich verbunden.
Und warum ist das so? Ist das historisch gewachsen, dass eben beispielsweise die Finanzbranche oder eben auch der schöne See die Ausstrahlung der Stadt definieren?
Wie eine Ausstrahlung zustande kommt, dass braucht lange Zeit. Und deshalb würde ich sagen: Ja, das ist historisch gewachsen. Schon seit Jahrzehnten – eigentlich fast Jahrhunderten – kann man sagen, dass Zürich ein Schmelztiegel war für insbesondere wirtschaftliche Interessen und auch kulturelle Interessen. Weniger für sportliche Aspekte und auch nicht für politische Aspekte. Diese sind natürlich auch wichtig, aber sie dominieren und bestimmen eben nicht das Image oder das Bild, das die Mehrheit der lokalen und auch der schweizerischen und ausländischen Bevölkerung von der Region Zürich hat.
Was müsste denn geschehen, dass die Attraktivität oder die Ausstrahlung der Stadt Zürich einen Rückschlag erleidet?
Man könnte sich vorstellen, dass das eine Reihe von schlechten Nachrichten ist, die über Monate und Jahre immer wieder auftreten. Beispielsweise wie in der jüngsten Vergangenheit zu beobachten war: schlechte Nachrichten aus dem Bankensektor. Und da hat man sich tatsächlich die Sorge gemacht, dass das auf das Image von Zürich negativ abfärben könnte. Aber obwohl wir wirklich gerade aus der Finanzbranche ein paar schwierige Nachrichten gehabt haben in den letzten Jahren, hat das Ansehen der Region Zürich im Grossen und Ganzen nicht gelitten. Das haben auch unsere Studien – Gott sei Dank – bis jetzt zeigen können.
Also kann man festhalten, zusammenfassend: Der FC Zürich ist abgestiegen – na und?
Ja, das könnte man so zusammenfassen. Ich würde sagen: Der FCZ ist abgestiegen, dass ist für die FCZ Fans im Moment sehr wichtig, aber im weiteren Verlauf wird sich die Wichtigkeit dieses Ereignisses als relativ klein herausstellen.
Der FCZ ist abgestiegen – na und? Für den Standort Zürich sei das irrelevant, sagt der Wirtschaftspsychologe Christian Fichter.
Eine weitere Stellungnahme zum Thema finden Sie in Christian Fichters Gespräch mit der Handelszeitung.