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Gesunde Mitarbeiterin (Symbolbild)

Wollen Unternehmen die physische und insbesondere psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern, müssen sie in ein ganzheitliches, unternehmensspezifisches betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) investieren. Mit einem Fünf-Punkte-Plan lässt sich dieses nachhaltig implementieren.

Wie sieht ein Grundmodell eines betrieblichen Gesundheitsmanagements aus?

Im Grundmodell eines betrieblichen Gesundheitsmanagements müssen die individuellen Unternehmensverhältnisse abgebildet werden (Branche, Grösse, Kultur etc.). Die Säulen sind inhaltlich so zu gestalten, dass konkrete Handlungsfelder und BGM-Themen mit entsprechenden operativen Massnahmen abgeleitet werden können. Oft ist weniger mehr. Das heisst, ein funktionierendes Absenzen- oder Case Management kann mehr bewirken, als zu viele Einzelmassnahmen, die beispielsweise nur in der Prävention liegen. Entscheidend ist die strategische Verankerung in der Unternehmensstrategie und Politik – warum und mit welchem Ziel soll das Betriebliche Gesundheitsmanagement integriert werden –  und die breite Abstützung unter Einbezug aller Hierarchien und Berufsgruppen.

Zuerst ist als Dach eine Gesundheitsmanagement-Mission zu definieren, welche als „Guidelinie“ für die strategische Verankerung im Unternehmen steht (Wozu engagieren wir uns in diesem Thema?). Dann folgen die beiden Präventionssäulen Gesetzliche Vorgaben und betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Hier finden Konzepte Platz mit dem Ziel, Krankheiten am Arbeitsplatz vorzubeugen, Gesundheit zu stärken und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu verbessern. Dabei ist die Entwicklung der Organisation (OE) in den Vordergrund zu stellen und je nach Unternehmenssituation (Aufbau, Reorganisation, Abbau etc.) sind die Massnahmen auszurichten. Als wichtiger Multiplikator wirkt hier die Personalentwicklung mit der Befähigung der Führungskräfte. In der Säule der Reintegration (BEM) finden sich die klassischen Konzepte wie ein Absenzen- und Case Management.

Fünf-Punkte-Plan für Betriebliches Gesundheitsmanagement

Modell A. Beck, in Anlehnung an Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW), Hamburg (Abbildung 1)

Fünf-Punkte-Plan für  betriebliches Gesundheitsmanagement

Mit diesem Fünf-Punkte-Plan klappt die Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements in der Praxis:

1. Positionieren Sie das Thema mittels „harten Faktoren und Zahlen“ auf der Geschäftsleitungsebene transparent: Anzahl Absenzen und Gründe sowie die Ersatzlohnkosten (Ersatzlohn für Abwesenheiten, die das Unternehmen selbst tragen muss) sowie indirekten Lohnkosten (Ersatzbeschaffung, Überstunden, schlechtes Betriebsklima, Fluktuation) und präsentieren sie es der Geschäftsleitung.

2. Zeigen Sie das Potential für die Senkung der Kurz- und Langfristabsenzen in Franken auf. (Mittels eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagements können mittelfristig bis zu 20 Prozent dieser Kosten reduziert und in Massnahmen reinvestiert werden. Siehe Reduktion Risikokosten in Abbildung 2.)

3. Initialisieren oder integrieren Sie in einer Mitarbeiterbefragung eine „Gesundheitsumfrage“ in Ihrem Unternehmen, um die weichen Faktoren (z.B. Wie ist das Thema bisher im Unternehmen verankert?) aufzunehmen.

4. Erstellen Sie aufgrund der Resultate aus der Ist-Aufnahme der direkten und indirekten Ausfallkosten sowie der Resultate der Gesundheitsumfrage einen „BGM-Analyse-Bericht“ und präsentieren bzw. kommunizieren Sie diesen im Unternehmen stufengerecht (top-down).

5. Lancieren Sie auf dieser Basis ein unternehmensweites Gesundheitsmanagement-Projekt mit Einbezug aller Stakeholder, definieren Sie Ziel, Zweck und Aufwand dieses Projekts und stellen Sie eine entsprechende Projektorganisation auf die Beine. Gewinnen Sie sich dafür einen Sponsor aus der Geschäftsleitung und kommunizieren Sie es im ganzen Unternehmen auf verschiedenen Kanälen.

Entscheidend ist, die Ausgangslage konkret zu verifizieren: Potentielle Risiken sind in einer Risk-Map aufzunehmen (Welche Personal-Risiken sind mit Fokus auf die Unternehmensstrategie vorhanden und wie sind diese zu quantifizieren und zu gewichten?). Dazu gehören beispielsweise aufgrund einer negativen Absenzentwicklung stark erhöhte Prämien durch den Versicherer. (Im Jahr 2017 wurde rund jede dritte Unternehmung mit dieser Tatsache konfrontiert.) Daraus werden dann entsprechende Strategien und Konzepte abgeleitet, gewichtet und in einem Phasenmodell projektorientiert über mehrere Jahre implementiert. Entscheidend ist es, die Entwicklung anhand eines BGM-Controllings regelmässig zu monitoren und in der Organisation top-down transparent zu verankern (BGM Cockpit mit konkreten Zahlen und Fakten). Dann wird BGM zu keinem „Blindflug-Thema“ sondern lenk- und steuerbar und die Risiko-Kosten können somit direkt beeinflusst werden.

Kostenbeeinflussung durch Betriebliches Gesundheitsmanagement

Modell - ganzheitliche Betrachtung Kostenbeeinflussung durch BGM, A. Beck, Arisco Holding AG (Abbildung 2)

Fazit und Ausblick

Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist kein Sprint sondern ein Marathon und erzielt in den Unternehmungen nur dann ihre ganzheitliche Wirkung, wenn das Thema strategisch verankert, professionell aufgesetzt und implementiert wird. Regelmässige Überprüfungen der initialisierten Massnahmen (mit entsprechenden Kennzahlen unterlegt) gehören genauso dazu wie die permanente Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden (insbesondere der Führungskräfte). Es ist nicht die Frage ob, sondern wann das betriebliche Gesundheitsmanagement in den Führungsgremien der Unternehmungen die entsprechende Aufmerksamkeit und damit die nötige Positionierung und Mittel erhält. Hierbei nimmt das Human Resources Management eine zentrale Rolle ein, indem es als Sparringpartner des Managements das Thema strategisch verankert und inhaltlich im Unternehmen etabliert.

Erfahren Sie im ersten Teil dieser Blogserie, warum Gesundheitsmanagement für das HR aktueller ist denn je.

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Quellen und weiterführende Informationen

Bundesamt für Statistik (BFS). (2015). Schweizerische Gesundheitsumfrage (SBG) - Allgemeiner Gesundheitszustand der Schweizer Bevölkerung.

Bundesamt für Statistik (BFS). (2015). Arbeitsvolumenstatistik (AVOL).

Gesundheitsförderung Schweiz (2016). Betriebliches Gesundheitsmanagement in Schweizer Betrieben, Monitoring Ergebnisse. Gesamtschweizerische Studie Gesundheitsförderung Schweiz, Uni Zürich sowie dem Link Institut.

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