Prof. Dr. Gregor Zünd (links), CEO Unispital Zürich, im Gespräch mit René Weber (rechts), Rektor Kalaidos FH Prof. Dr. Gregor Zünd (links), CEO Unispital Zürich, im Gespräch mit René Weber (rechts), Rektor Kalaidos FH
René Weber, Rektor Kalaidos FH (links), im Gespräch mit Prof. Dr. Gregor Zünd (rechts), CEO Unispital Zürich. (Bild Kalaidos FH).

Das Gesundheitswesen erlebt derzeit einen grundlegenden Wandel: Die Digitalisierung spielt in der Medizin und insbesondere in der Früherkennung und Prävention von Krankheiten eine immer grössere Rolle. In einer stetig älter werdenden Gesellschaft steigt der Anspruch auf eine hohe Lebensqualität. Die Erhaltung unserer Gesundheit gewinnt an Bedeutung. Die Kalaidos Fachhochschule hat daher in ihrer Meet-and-Greet-Reihe drei Gesprächsrunden zum Thema Gesundheit lanciert. Die Serie startete mit Prof. Dr. Gregor Zünd, CEO und Vorsitzender des Universitätsspitals Zürich (USZ), eines der grössten Spitäler in der Schweiz.

Gesundheitsversorgung der Zukunft

Für die Führung eines so komplexen Spitals wie das USZ ist es absolut grundlegend, alle Fakten und Zahlen jederzeit im Fokus zu haben. Die wichtigsten Kennzahlen und Tendenzen müssen auf einen Blick ersichtlich sein, sagt Zünd, wobei er ein Hauptaugenmerk auf die aktuelle Zahl der stationären Patienten legt. Als weitere wichtige Kennzahl nennt Zünd den Case Mix Index (CMI), bzw. Fallschwere-Index im DRG System (Diagnosis Related Groups System). Dieser gibt den Gesamt-Ressourcenaufwand eines Spitals an, gemessen an der Schwere der Patientenfälle.

Für die Zukunft strebt Zünd für das USZ an, die durchschnittliche Zeit, die ein Patient im Spital verbringt – derzeit sind dies 6,6 Tage – zu reduzieren. Das heisst weniger stationäre Aufenthalte und mehr ambulante Behandlungen. Durch immer gering-invasivere Eingriffe wird dies möglich und der Patient gewinnt dadurch ganz klar an Lebensqualität. In der Medizin richtet sich die Aufmerksamkeit also immer mehr weg von der Krankheit hin zur Gesundheit.

Dies bedeutet aber, dass eine andere Infrastruktur notwendig wird. Das USZ baut beispielsweise ein Gesundheitszentrum am Flughafen Zürich auf und wird dadurch entlang der wichtigen Verkehrsströme leicht erreichbar. Aber auch andere Berufsbilder und Prozesse sind notwendig, um den steigenden ambulanten Behandlungen, präventiven Massnahmen und dem geforderten digitalen Know-how gerecht zu werden.

Medizin und Digitalisierung

Kommt ein Patient erst ins Spital, wenn er operiert werden muss, ist es eigentlich schon zu spät. Nach Zünd soll der Kontakt mit dem Patienten zu einem viel früheren Zeitpunkt zustande kommen. Dank Big Data rücken Früherkennung und Prävention in den Vordergrund. Durch Sensoren, die ein Patient am Körper trägt, sei es möglich, beispielsweise einen Herzinfarkt oder Asthmaanfall durch die gesammelten Daten frühzeitig vorauszusagen und dadurch möglichst zu verhindern. Das Unispital arbeitet zur Erforschung solcher Präventionsmassnahmen mit der ETH Zürich zusammen.

Der Arzt der Zukunft ist laut Zünd eher als Coach zu verstehen. Vorbeugung von Krankheiten ist das oberste Ziel, der Arzt muss die gesammelten Daten verstehen, interpretieren und die richtigen Massnahmen ableiten können. Messen wir heute noch, wer wie viele Herzen transplantiert, wird der Arzt der Zukunft an seiner Indikationsqualität und am Therapieergebnis gemessen.

Führung in einer Expertenorganisation

Eine Expertenorganisation wie das Unispital Zürich kann man nach Zünds Überzeugung nur flach führen: „Die ganze Spitaldirektion pflegt einen intensiven Austausch, es gibt häufige und regelmässige Treffen, Sitzungen und Konferenzen. Differenzen gehören zum Tagesgeschäft, die Stimmung intern ist kompetitiv, und dies ist auch so erwünscht.“

Die „Götter in Weiss“, die alles wissen und alleine über die Art der Behandlungen entscheiden, gibt es im USZ nicht mehr. Dafür gibt es sehr viele engagierte Spezialisten in Klinik und Forschung. Durch eine Matrixorganisation von Fachärzten mit Internisten, die den Patienten als Ganzes erfassen, wird eine ganzheitliche Versorgung sichergestellt.

Für die Besetzung von Spitzenpositionen werden internationale Assessments durchgeführt. Neben einer hohen fachlichen Qualifikation ist für eine Führungskraft eine ausgeprägte Sozialkompetenz unabdingbar. Eine Fehlerkultur zu fördern, ist eine Führungsaufgabe, dies hat Zünd sich während seiner Tätigkeit in den USA angeeignet, und diese wird am USZ auch gelebt.

Facebook Twitter Xing LinkedIn WhatsApp E-Mail