Next Generation und Generationenwechsel
Prof. Dr. Bernhard Koye
Die Initiative Unternehmerperspektiven der Commerzbank Schweiz befragte von August 2017 bis September 2017 hundert Deutschschweizer Top-Manager nach ihrer Einstellung zur nächsten Generation von Führungskräften, Geschäftsmodellen und Auslandsengagements. Die Vergleiche zu Deutschland basieren auf der Befragung einer ähnlich strukturierten Gruppe von 316 deutschen Top-Managern. Die Studie mit dem Titel „Next Generation: neue Impulse für die Schweizer Wirtschaft“ stellte die Commerzbank am 22. Januar 2018 in Zürich vor.
Herr Steinkat, Sie haben 100 Schweizer Top Manager zum Thema „Next Generation“ befragt. Was sind die Kernergebnisse?
Schweizer Unternehmen sind trotz ihres durchschnittlich hohen Alters sehr dynamisch. Obwohl sie im Schnitt 10 Jahre älter sind als vergleichbare Unternehmen in Deutschland, sagen 32 Prozent der Schweizer Unternehmen, sie machen gute Geschäfte mit Produkten in Wachstumsmärkten. In Deutschland sind das nur 12 Prozent.
Erstaunt Sie das?
Ein schöner Befund, wie ich finde. Er deckt sich mit meiner Wahrnehmung der Schweizer Unternehmen. Ich erlebe die Schweizer als beständig, aus einer starken Tradition erwachsen. Trotzdem sind sie innovativ und agil und mit einer gesunden Portion Wachstumswillen ausgestattet.
Was tun die Unternehmen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein?
76 % der Befragten finden, dass Schweizer Unternehmen generell neue Geschäftsfelder entwickeln müssen, 82 % sagen, dass die Angebotspalette der Unternehmen weiterentwickelt und verändert werden muss. Das fordern sie aber nicht nur von der Gesamtwirtschaft, sie setzen es auch selber in die Tat um: 89 % hinterfragen ständig bewährte Strategien, 76 % innovieren regelmässig ihre Produkte und 73 % erproben neue Geschäftsfelder.
Wenden wir uns dem Generationswechsel der Führungskräfte zu. Da verändert sich etwas.
Ja, eindeutig. In den letzten fünf Jahren sind nach Erfahrung von 85 % aller Befragten Führungskräfte aus Alters- oder Gesundheitsgründen in den Ruhestand gegangen. Für die nächsten fünf Jahren erwarten das nur noch 60 %. Dafür können es sich 35 % vorstellen, dass Führungskräfte ausscheiden, um in ein anderes Unternehmen zu wechseln.
Das heisst ja, dass deutlich mehr Wechsel bei jüngeren Spitzenmanagern zu erwarten sein werden, oder?
Ja, wir werden künftig wohl mehr Durchlässigkeit in den Führungsetagen beobachten können. Das wiederum wird den Wettbewerb um exzellente Führungskräfte mit dem richtigen strategischen Fit weiter verschärfen.
Ist das nicht auch eine kritische Entwicklung?
Nein, das glaube ich unter dem Strich nicht. Mehr Wechsel in der Führungsetage hilft ihnen, sich wach und agil zu halten: Unternehmen können flexibler auf technologische oder marktinduzierte Veränderungen reagieren. Sie haben also die Chance, sich regelmässiger neue Impulse und strategisches Know-How von aussen zu holen.
Wie wichtig ist die Internationalisierung für die Schweizer Unternehmen? Hatten Sie irgendwelche Vermutungen oder Hypothesen?
Unsere Vermutungen haben sich insofern bestätigt, als die Schweizer Unternehmen bereits heute enorm international ausgerichtet sind und sich ein klarer Trend zu einer weiteren Internationalisierung abzeichnet.
Für mich erfreulich ist, dass sich die Schweizer Unternehmen stärker öffnen wollen gegenüber neuen Formen der internationalen Kooperation. Bis dato setzen die Schweizer Unternehmen stark auf eigene Vertriebsgesellschaften oder eigene Produktionsstandorte im Ausland.
Die Investoren der „Next Generation“ planen häufiger Technologiepartnerschaften mit ausländischen Firmen oder für Joint Ventures mit Unternehmen im Ausland. Werden alle Vorhaben umgesetzt, wird die Schweizer Wirtschaft bald stärker denn je vernetzt internationalisiert sein. Wir dürfen gespannt sein, ob sich dies in den nächsten Jahren auch so entwickelt. Als Bank stehen wir in jedem Fall bereit, die Unternehmen in der Schweiz auf diesem Weg zu begleiten.
Herzlichen Dank, Herr Steinkat, für dieses interessante Interview.
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Studie der Commerzbank: https://www.unternehmerperspektiven.de/portal/de/up/up-studien/up-studie-14/up_studie_17_vorsicht_versus_vision_1.html