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Ist die Blockchain der disruptive Faktor für die Rolle der Zentralbanken als Lender of Last Resort (Symbolbild)?

In meinem letzten Beitrag standen konkrete Projekte im Bereich Blockchain von Zentralbanken und die Marktkapitalisierung von Bitcoin als blockchain-basierter Währung im Fokus. In diesem Beitrag vertiefe ich diese Diskussion und stelle konkrete Projekte und Anwendungen im Bereich Blockchain und Bitcoin vor.

Zahlungsverkehr und Blockchain – ist die Rolle als Lender of Last Resort gefährdet?

Parallel zu den beschriebenen technischen Entwicklungen nimmt der herkömmliche elektronische Zahlungsverkehr jedenfalls im Ausland seit Jahren noch immer an Bedeutung zu. In manchen Ländern (zum Beispiel Schweden) ist der Trend inzwischen so ausgeprägt, dass der Gebrauch des einzigen publikumsgängigen Zentralbankgeldes, d.h. der Banknoten, in nicht allzu ferner Zukunft zu verschwinden droht. Das wiederum veranlasst Zentralbanken, vermehrt über eine künftige Ausgabe eigener digitaler Zahlungsmittel an das Publikum nachzudenken.

Der Ansatz an sich ist keineswegs neu. Die Diskussion wurde bereits geführt, als die elektronischen Zahlungsmittel erstmals grössere Verbreitung fanden (1).

Mit dem Gebrauch des Zentralbankgeldes ginge auch die Fähigkeit der Zentralbank zurück, den Zahlungsverkehr adäquat überwachen, ihre Geldpolitik umsetzen und nach Möglichkeit Ertrag erwirtschaften zu können. Sollten sich zudem private Zahlungsmittel eigener Denomination durchsetzen, wäre selbst ihre Funktion als Lender of Last Resort in Frage gestellt.

Reduktion der Transaktionskosten durch Bargeld als Kernvorteil?

Zudem scheint in gewissen Währungsordnungen aber auch die Aussicht zu locken, das Bargeld ganz durch digitales Zentralbankgeld zu ersetzen. Letzteres kann anders als Bargeld (auch negativ) verzinst werden. So könnte fortan bei Bedarf selbst die Zahlungsmittel des Publikums für die Geldpolitik instrumentalisiert werden, wie dies in Schweden geschieht:  „The e-krona does not accrue any interest, but should have a built-in function to make it possible to accrue interest at a later point.“ (2).

Die damit verbundenen Risiken und Widersprüche zu bestehenden Rechtsordnungen sind noch nicht einmal im Ansatz diskutiert. Ebenfalls zu bedenken sind die Wirkungen auf das Geschäftsmodell der Banken, wenn das Publikum (namentlich in finanzsystemisch prekären Situationen) plötzlich frei zwischen insolvenzfesten Zentralbankkonten und den Geschäftsbankkonten wählen könnte (3).

Zusammenfassung

Der Überblick dürfte es deutlich gemacht haben: Die mit der Blockchain-Technologie einhergehenden Fragen mögen sich noch nicht in allen Rechts- und Währungsordnungen mit derselben Dringlichkeit stellen. Dennoch werden sämtliche Zentralbanken – und letztlich die Gesetzgeber – in absehbarer Zukunft ihre eigenen Antworten darauf finden müssen.

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Quellen:

(1) Bank of Japan, Implications of Central Bank E-Money, Tokyo, February 2001, Appendix 5; Kok Low Siang, Singapore Electronic Legal Tender (SELT) – A Proposed Concept, in: OECD (Hrsg.), The Future of Money, Paris 2002, 147 ff.

(2) Sveriges Riksbank, The Riksbank’s e-krona project, Report 1, September 2017, Stockholm, 6

(3) Smets Jan, Fintech and Central Banks, Fintech and the Future of Retail Banking, Brussels, December 9, 2016

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