Die Digitalisierung spielt in der Finanzbranche zunehmend eine wichtige Rolle. Die Möglichkeiten der Automatisierung kommen besonders in ausgewählten Bereichen zum Tragen. Besonders wichtig ist hier der Begriff "ausgewählte" Bereiche. Wir sehen Technologie als Unterstützungsfunktion von Menschen und nicht als deren Ersatz. Dies gilt insbesondere bei dem heute viel genannten Thema "Robo-Advisory".

Zunächst mal ist „Robo-Advisory“ der falsche Begriff – denn Roboter haben bewegliche physische Teile wie Arme und Klauen. In Wirklichkeit würde „Automated Advisors“ besser passen und den treffenden Hinweis auf eine Software geben. Trotzdem hat sich „Robo-Advisors“ in der Branche durchgesetzt.

Es fehlen noch fundierte Erfahrungen, wo automatische Prozesse vorteilhaft eingesetzt werden können. Die Finanzbranche steht erst ganz am Anfang dieser „industriellen Revolution“. Klar scheint heute, dass sich neue Möglichkeiten für repetitive und administrative Arbeiten auf der einen und hoch komplexe analytische Tätigkeiten auf der anderen Seite (durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz) ergeben.

"Robo Advisory" kann vieles schneller

Allerdings sprechen nicht nur technische Faktoren wie Geschwindigkeit, Genauigkeit und die Möglichkeit zur Verarbeitung grosser Datenvolumen für Robo-Advice. Ein besonders wichtiges Argument ist die Abwesenheit von Emotionen. Andererseits birgt der Technologieeinsatz bei steigendem Unsicherheitsgrad und / oder bei einer exponentiellen Anzahl zu berücksichtigender Faktoren zusehends Tücken. Es ist zwar einfach für das Programm, einen Kauf- / Verkaufsentscheid zu fällen, wenn die Kundenpositionen nicht mehr dem definierten Benchmark entspricht. Aber es ist (für Computer gleichermassen wie für Menschen) nach wie vor schwierig vorherzusagen, wie sich die Wechselkurse entwickeln werden.

Die Effizienz und Geschwindigkeit der Robos dürfte zu einer Skalierbarkeit der bestehenden Dienstleistungen und zu Kosteneinsparungen führen. Darin liegt das wichtigste Leistungsversprechen der meisten Robo-Advisors: Sie bieten eine effiziente, benutzerfreundliche Schnittstelle, über die ein professioneller Vermögensverwalter zum Beispiel nicht nur High-Net-Worth-, sondern auch Privat- / vermögende Kunden betreuen kann.

Automatisierung der Finanzbranche kommt

Verschiedene Schweizer Banken haben damit begonnen, halb- oder vollautomatisiert Vermögensverwaltungsdienstleistungen zu erbringen, beispielsweise UBS mit "UBS Advice" oder die Glarner Kantonalbank mit „Investomat“. In Zukunft wird es wohl ein wachsendes Angebot geben. Tech-Start-ups erhalten immer mehr Geld. Akteure wie Apple oder Google könnten sich ebenfalls auf dem Gebiet positionieren wollen.

Vermögensverwalter und Finanzintermediäre stellt das vor Handlungsbedarf. Sie werden nicht umhinkommen, gewisse Aspekte der von ihnen erbrachten Dienstleistungen zu automatisieren. Dies gilt insbesondere für passive Anlagestile sowie alle repetitiven kundenbezogenen Prozesse. Die Diskussion sollte sich also nicht um die Frage drehen, ob sie einen "Maschinenkrieger" benötigen, sondern darum, welcher zu Ihrem Leistungsversprechen passt. Dem Finanzdienstleistungssektor geht es wie anderen Branchen: Die Automatisierung wird sich mit der Zeit beschleunigen und Jobprofile verändern.

Aber es sei am Ende noch einmal klar gesagt – all diese Technologie wird helfen, das Leistungsversprechen zu verbessern, Effizienten zu erschliessen und skalierbarer zu werden. Dadurch wird sich die Rolle des Beraters verändern – aber auf keinen Fall ersetzen. 

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