Ehemals Paradepferd des Schweizer Bankings, hat sich die Lage für die Branche der Privatbanken in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Viele Institute sind vom Markt verschwunden. Unter den verbliebenen wird die Konkurrenz härter und die Digitalisierung fordert neue Ansätze.

Mit KPMG und Roland Berger widmen gleich zwei Beratungsunternehmen neue Studien der Lage der Privatbanken. „2015 war für die Schweizer Privatbanken ein düsteres Jahr“, verkündet KPMG in ihrer zusammen mit der Universität St. Gallen erstellten Studie „Clarity on Performance of Swiss Private Banks“. Demnach haben sich die Ergebnisse der meisten Institute weiter verschlechtert. Insgesamt gelang es nicht, nennenswertes Neugeldvolumen zu generieren. Zwei Drittel der Institute musste einen Rückgang der Eigenkapitalrendite hinnehmen. Jede zehnte Privatbank verschwand 2015 vom Markt. „Die Branche braucht dringend einen radikalen Wandel, wenn sich die Lage nicht weiter zuspitzen soll“, meinen die Experten von KPMG.

Es bestehen drei strategische Optionen

Unter den rund 60 grössten Schweizer und Liechtensteiner Privatbanken macht die Beratungsfirma Roland Berger indessen klare Gewinner und Verlierer aus. Die Studie „Quo vadis, Privatbank?“ belegt, dass der langfristige Wachstumstrend der Kundenvermögen 2015 unterbrochen wurde. Die erzielten 88 Mrd. Franken Nettoneugeld waren der tiefste Wert der vergangenen fünf Jahre. Rund die Hälfte der Privatbanken schrumpfen bei den AuM oder verzeichnen sogar Nettoabflüsse, was auch Erträge und Bruttomargen belastet. Immerhin blieb die Cost-Income-Ratio dank Kostenmassnahmen mit einem Wert von rund 79 % stabil.

Nachdenklicher Mann vor Bildschirm

Die Gewinner in der Privatbankenlandschaft sind die grossen Privatbanken mit über 100 Mrd. Franken verwalteter Vermögen. Sie haben sich mit signifikanten Zukäufen und starkem organischen Wachstum profiliert. Verlierer sind die mittelgrossen Privatbanken mit 25 bis 100 Mrd. Franken AuM und dort vor allem die Private Banking-Geschäftseinheiten der grösseren Auslandsbanken. Gemäss Roland Berger haben die Privatbanken jetzt drei strategische Optionen: Erstens „Volle Kraft voraus“, zweitens „Wachstum und Konsolidierung auf hohem Niveau“ und drittens „Fokussierung und Rentabilisierung“. Ausserdem sollten sie rasch auf die Digitalisierungsthematik reagieren. Die digitale Lücke zwischen den Polen der Schweizer Privatbanken sei derzeit noch gross.

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